Arbeitskreisexkursion 2025: Innovation, Qualität und Mut zur Veränderung

Die diesjährige Arbeitskreisexkursion führte die Teilnehmer quer durch die Steiermark –
von traditionellen Milchviehbetrieben über moderne Mischfutterproduktion bis hin zum einzigen Reisanbaugebiet Österreichs. Jeder besuchte Betrieb zeigte auf seine Weise, wie sich landwirtschaftliche Leidenschaft, Innovation und betriebswirtschaftliches Denken erfolgreich verbinden lassen.
Vom Milchviehbetrieb zum Käsepionier
Inmitten des Ennstals, auf 780 Metern Seehöhe, liegt der Hüttstedterhof der Familie Pötsch in Aigen. Auf 50 Hektar werden vier Standbeine vereint: Milchproduktion, Milchverarbeitung mit Direktvermarktung, Vermietung und Forstwirtschaft. Bereits seit den 1950er-Jahren empfängt der Hof Feriengäste – heute stehen vier Ferienwohnungen ganzjährig zur Verfügung. Martin und Gertraud Pötsch übernahmen den Betrieb im Jahr 2005 mit damals 17 Braunviehkühen. Heute stehen 50 Fleckvieh- und Holstein-Kühe im Stall, die rund 600.000 Liter Milch pro Jahr liefern. Ein Melkroboter und ein Aktivitätsmesssystem liefern wertvolle Daten zur Tiergesundheit und unterstützen ein effizientes Herdenmanagement. Nach dem Ausstieg aus der biologischen Wirtschaftsweise konzentrierte sich die Familie auf Qualität und Wirtschaftlichkeit. Martin Pötsch, selbst gelernter Molkereimeister, verwirklichte 2020 seinen lang gehegten Traum einer eigenen Hofmolkerei. In der modernen Verarbeitungsanlage werden jährlich etwa 60.000 Liter Milch zu rund 6.000 Kilogramm Käse veredelt – vor allem Hart- und Schnittkäse, seit Kurzem auch Weichkäse. Die Produkte werden in 25 Hofläden sowie an Gastronomiebetriebe im Enns- und Murtal verkauft.
Garant-Mischfutterwerk: Effizienz und Qualität
Im Grazer Werk der Garant Tiernahrung GmbH – Teil der österreichischen Dachmarke Garant – werden jährlich rund 75.000 Tonnen Losefutter produziert. Produktionsleiter Patrick Hödl-Ganster führte die Gruppe durch die moderne Anlage, in der der Weg des Futters von der Rohstoffanlieferung bis zur Auslieferung anschaulich erklärt wurde. Das traditionsreiche Werk stammt aus den 1950er-Jahren, wurde aber laufend modernisiert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. 99 % der Rohstoffe werden per Lkw angeliefert, obwohl eine Bahnanbindung besteht. Jede Lieferung wird unmittelbar geprüft, um höchste Futterqualität sicherzustellen. Etwa 60 % der Produktion entfallen auf Rinderfutter, 25 % auf Schweinefutter, der Rest auf Mischungen für andere Tierarten. Zwei leistungsstarke Pressen erzeugen expandiertes Futter (Pellets) mit einer Stundenleistung von 7 bis 12 Tonnen pro Presse. Insgesamt können rund 12.000 Tonnen Getreide gelagert werden. Mit über 180 Mitarbeitenden und einem Absatz von rund 400.000 Tonnen Futtermitteln pro Jahr zählt Garant Tiernahrung zu den führenden Futtermittelproduzenten Österreichs.
Ein wertvoller Austausch
Stefanie Hatheier, AK-Mitglied; Schlagerbauer, Maxglan
"Es ist immer faszinierend zu sehen, welche innovativen Bauernhöfe es in Österreich gibt. Durch die Aufzeichnung von Betriebsdaten beim AK Milch hat man einen sehr guten Überblick über seinen eigenen Betrieb sowie den Vergleich und Erfahrungsaustausch zu anderen Betrieben. Ebenfalls schätzen wir die Betreuung von den Beraterinnen und Berater bei der Verbesserung von einzelnen Bereichen."

Reishof: Mut trifft steirische Innovation
Was in Asien seit Jahrtausenden Tradition hat, wurde in der Südsteiermark zur landwirtschaftlichen Premiere: Ewald Fröhlich aus Halbenrain baut seit 2014 als einer der ersten Steirer Reis an. Die Anfangsjahre waren schwierig – Pilzbefall und skeptische Nachbarn stellten seine Idee auf die Probe. Doch Fröhlich blieb hartnäckig. Heute gedeihen auf 20 Hektar verschiedene Reissorten, weitere zehn Hektar liefern benachbarte Betriebe. Der Reis wird im Oktober mit einem herkömmlichen Mähdrescher geerntet; bewässert wird über Wasserwerfer. Mittlerweile erreicht Fröhlich Erträge von 3,5 Tonnen pro Hektar. 2019 wurde die hofeigene Reismühle errichtet, in der der Reis geschält, poliert und luftdicht verpackt wird. Neben Rund-,
Mittel- und Langkornreis produziert der Betrieb auch Reismehl, Grieß, Reisnudeln, Müsliriegel, Cantuccini und Risottos. Besonders außergewöhnlich: Europas einziger Reis-Whiskey stammt aus Halbenrain. Die Vermarktung erfolgt über den eigenen Onlineshop, Ab-Hof-Verkauf und über 500 Einzelhändler.

Familienbetrieb mit Zukunftsstrategie
In St. Radegund bei Graz bewirtschaften Peter und Monika Hofer den Viertbauerhof. Der Milchviehbetrieb wird konventionell geführt, nimmt an zahlreichen ÖPUL-Programmen teil und umfasst 30 Hektar Grünland, 12 Hektar Acker und 16 Hektar Wald. Eine Besonderheit sind die Sandliegeboxen im Stall, die für hohen Kuhkomfort sorgen. Pro Tier werden jährlich rund 2,4 Tonnen Sand benötigt – eine Investition, die sich durch Tiergesundheit und Euterhygiene bezahlt macht. Sohn Stefen, das älteste der fünf Kinder, wird den Betrieb künftig übernehmen. Im Rahmen seines Meisterkurses plante er die betriebliche Zukunft und entschied sich für den Aufbau einer kleinen Hofmolkerei. Nach intensiver Weiterbildung wurde 2020 der 34 Quadratmeter große Verarbeitungsraum eröffnet. Rund 40.000 Liter Milch werden dort jährlich zu pasteurisierter Milch, Joghurt, Topfen und Butter verarbeitet – alles ohne künstliche Fruchtzusätze, sondern ausschließlich mit frischen saisonalen Früchten. Etwa 70 % der Produkte werden direkt über die Selbstbedienungshütte am Hof verkauft, der Rest geht an kleine regionale Geschäfte. Zum Abschluss der Exkursion lud Familie Hofer zur Verkostung ein – ein perfekter Ausklang einer abwechslungsreichen Reise durch die Vielfalt der steirischen Landwirtschaft.
Arbeitskreis Milchproduktion
Der Arbeitskreis Milchproduktion ist ein Zusammenschluss von Milchviehbetrieben, die gemeinsam an der Weiterentwicklung ihres Betriebes arbeiten. Im Mittelpunkt stehen der fachliche Austausch, betriebswirtschaftliche Auswertungen und praxisnahe Schulungen zu Themen wie Fütterung, Tiergesundheit, Arbeitsorganisation und Wirtschaftlichkeit. Durch den Vergleich der eigenen Kennzahlen mit jenen der anderen Betriebe erhalten die Mitglieder wertvolles Feedback zur Verbesserung ihrer Betriebsführung. Der Arbeitskreis fördert nicht nur Fachwissen, sondern auch das Netzwerk zwischen Landwirten – ein Gewinn für jeden Betrieb, der sich weiterentwickeln möchte.
Wer Interesse an einer Mitgliedschaft beim Arbeitskreis Milchproduktion hat, kann sich gerne an das Büro der Fachabteilung Landwirtschaft wenden: Tel. 050/2595-3253, Klara Lankmayer.