Wo Menschen ihres Glückes Schmied sind
„Das Eisen muss geschmiedet werden, solange es heiß ist.“ Viele solche Redewendungen beziehen sich auf das einst so wichtige Schmiedehandwerk, so auch der Spruch: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Sie zeugen von dem hohen Stellenwert, den dieser Beruf über Jahrtausende hatte. Adam Grundner hat ihn zu einer Zeit erlernt, als bereits der Niedergang einsetzte, weil es damals mit dem Ross schon zu Ende ging, wie er es formuliert. „Ich habe eigentlich zwei Berufe erlernt, nämlich Schmied und Landmaschinenbauer“, erklärt der Saalfeldener, der beim Loferer Schmied, der heutigen Firma Landtechnik Hohenwarter, ausgebildet wurde. „Der Chef hat damals bereits mit Traktoren gehandelt und daher haben wir auch Anhänger und Schneepflüge gebaut.“
Adam arbeitete später für die Wildbach- und Lawinenverbauung, wo hauptsächlich das Werkzeug zu reparieren war. „Damals wurde ja noch mit der Hand gegraben.“ Aber auch hier kamen zunehmend Maschinen zum Einsatz. „Wir sind teurer geworden und die Maschinen billiger, darum wurden wir nach und nach ersetzt“, schildert der 73-Jährige nüchtern. „Heute wird kein Schmied mehr gebraucht.“ Seine Fertigkeiten sind aber in der Hüttschmiede in Leogang noch sehr gefragt. Diese Werkstätte wurde im 16. Jahrhundert errichtet und ist jetzt Teil des Bergbaumuseums. Die Schmiede war bis 1972 gewerbsmäßig in Betrieb und ist noch im Originalzustand erhalten, genau so, wie sie damals verlassen wurde. Die alte Bohrmaschine sei ein ganz besonderes Stück, meint Adam.
„Vor 100 Jahren war das der letzte Schrei. Sie hat zwei Geschwindigkeiten und einen automatischen Vorschub. Und sie funktioniert immer noch.“ Seit 2012 ist die Schauschmiede in den Sommermonaten einmal in der Woche geöffnet. Dann wird die mittelalterliche Esse wieder eingeheizt und das Eisen zum Glühen gebracht, damit es formbar wird. Besucher können dabei zuschauen, wie es bearbeitet wird. Das macht Adam gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Matthias, der auch gelernter Schmied und Kunstschlossermeister ist.
Derzeit reparieren die beiden eine alte Tür, die aus dem Schloss Ritzen in Saalfelden stammt. Adam vermutet, dass sie rund 500 Jahre alt ist. „Sie hat sogar einige Einschusslöcher. Aufgrund ihrer Größe schätze ich, dass sie von einer Waffe aus der Zeit von Napoleon stammen“, erklärt der Experte. „Die Tür war sehr rostig und an einigen Stellen schon so dünn, dass sie fast zerbröselt ist. Es haben auch manche Nieten gefehlt“, schildert er die Herausforderung mit dem historischen Stück. Für solche besonderen Aufgaben braucht es eben Profis, hier hätten Maschinen keine Chance.
Nicht ohne Stolz weisen die Brüder darauf hin, dass in anderen Schauschmieden meist nicht mehr gearbeitet werde. Sie hätten bei Besuchen dort schon ihr Handwerk demonstrieren dürfen.