Weitblick durch Arbeitskreise für Schaf- und Ziegenhalter
Im Rahmen der diesjährigen Arbeitskreisexkursion für Schaf- und Ziegenhalter besuchten rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sechs ausgewählte Betriebe in Kärnten und Osttirol. Ziel war es, praxisnahe Einblicke in unterschiedliche Haltungsformen, Vermarktungsstrategien und Herausforderungen der Tierhaltung zu gewinnen.
Betrieb „Hap und Gut“ in Weißbriach
Der erste Halt führte die Gruppe zum Betrieb „Hap und Gut“, wo Krainer Steinschafe und Lacaune gehalten werden. Neben der Schafzucht betreibt die Familie auch Forstwirtschaft. In der hofeigenen Käserei wird die Milch der derzeit 15 Krainer Steinschafe und 15 Lacaune mit einer Milchleistung von 250 bzw. 450 kg verarbeitet. Die Schlachtung der Lämmer erfolgt ebenfalls am Hof. Sowohl die Milch als auch das Fleisch werden regional vermarktet. Die Schafe verbringen die Nächte im Stall als Schutzmaßnahme gegen Wolfsangriffe.
Betrieb Berger in Tröpolach
Der zweite Betrieb ist der größte Suffolk-Zuchtbetrieb des Landes mit 90 Suffolk-Mutterschafen. Zusätzlich werden noch 20 Merino-Mutterschafe und 900 Legehennen und 120 Masthühner gehalten. Die Schlachtlämmer werden mit vier Monaten geschlachtet, viele männliche Lämmer werden auch als Zuchtwidder vermarktet. Berger bewirtschaftet 15 ha und produziert unter anderem Lieschkolbensilage, Gerste und Grassilage bei vier bis fünf Schnitten. Die Tiere erhalten täglich 2 m³ TMR. Auch hier sind Wolf und Bär ein ständiges Problem – die Tiere verbringen die Nächte im Stall. Zusätzlich betreibt der Hof ein Lohnunternehmen und baut Kartoffeln an.
Hof Oberguggenberger in Rüben
In Rüben besuchten die Exkursionsteilnehmer den Hof von Jakob Oberguggenberger. Auf 1.050 m Seehöhe werden Bergschafe gezüchtet, derzeit 38 Mutterschafe. Der Betrieb umfasst 3 ha Eigenfläche, davon 1 ha Bergwiese, 2,8 ha Pacht und 7 ha Wald. Im Sommer betreut er eine Alm mit 130 Rindern, 300 Schafen und einigen Pferden. Die Heuwirtschaft erfolgt mit Motormäher und Mähtrac. Die Zuchtlämmer werden in Lienz vermarktet, teils über Versteigerungen. Der Betrieb musste zuletzt schwere Verluste durch Wolfsangriffe hinnehmen und war auch von der Blauzungenkrankheit betroffen.
Zwischenstopp in Maria Luggau
Eine kurze Pause wurde in der Wallfahrtskirche Maria Luggau eingelegt. Neben der Besichtigung der Kirche bot sich Gelegenheit, das historische Mühlendorf zu erkunden. Anschließend ging es zur Übernachtung nach Lienz.
Wertvolle und neue Eindrücke
Dipl.-Ing. Mathias Kinberger, Mitterleithengut, Zell am See: "Ich war zum ersten Mal bei der Arbeitskreis-Exkursion dabei. Die zwei Tage waren sehr informativ und lehrreich. In Kärnten und Osttirol durften wir sechs verschiedene Schaf- und Ziegen-Betriebe besichtigen. Die unterschiedlichen Betriebszweige und Ausrichtungen zeigten uns mögliche Absatz- und Einkommenswege auf. Ein Obstbaubetrieb rundete das Programm ab. Der Austausch zwischen den einzelnen Mitgliedern hilft einem, auf seinem Betrieb eingefahrene Abläufe neu zu denken und gegebenfalls zu verbessern. Die Teilnahme am Arbeitskreis zeigt einem neue Wege auf und unterstützt bei der Betriebsentwicklung."
Zuchtbetrieb Reiter in Anras
Am Sonntag wurde der Betrieb der Familie Reiter in Anras besichtigt. Dort werden 20 Juraschafe, 40 Kärntner Brillenschafe und 20 Tauernschecken am Betrieb gehalten. Tochter Sabine ist auch als Zuchtwartin und Kommissionsmitglied bei den Tauernschecken für den Salzburger Verband im Einsatz. Der Betrieb umfasst 14 ha, davon 4,5 ha Pacht. Zusätzlich werden fünf Kühe mit Ammenkälbern gehalten. Auch auf diesem Betrieb ist das Thema Wolf spürbar, weshalb die Ziegen im Sommer nicht mehr auf die Alm getrieben werden.
Obsthof Webhofer in Gaimberg
Um auch über den Tellerrand zu blicken, wurde anschließend der Obsthof der Familie Webhofer besichtigt. Dieser ist seit zwei Jahren biozertifiziert und produziert jährlich rund 40.000 Liter Apfelsaft. Daneben werden noch Schnäpse, Cyder und Essig produziert. Die Sorten Gala und Topas werden händisch gepflegt – mit bis zu drei Schnitten pro Baum. Die meiste Arbeit fällt in der Vermarktung an, welche zum Teil über den Hofladen (8 bis 20 Uhr) erfolgt, wo ihnen vor allem der persönliche Kontakt sehr wichtig ist. Dieser soll in Zukunft noch weiter vergrößert und mit Produkten der Region erweitert werden.
Besondere Fütterung bei Familie Steiner
Den Abschluss bildete der Besuch bei Familie Steiner, die Tiroler Steinschafe, Berrichon du Cher, Walliser Schwarznasenschafe sowie Passeirer Ziegen züchtet. Gefüttert werden die Tiere über zwei Förderbänder und die Futtermischung erfolgt mittels stationärem Futtermischwagen. Ergänzt wird die Tierhaltung durch Noriker und Tiroler Grauvieh.
Die Exkursion bot wertvolle Einblicke in die Praxis der Schaf- und Ziegenhaltung in Kärnten und Osttirol und war ein gelungener Beitrag zur Vernetzung und Weiterbildung der Exkursionsteilnehmer.
Arbeitskreise Schafe und Ziegen
Die Arbeitskreise für Schafe und Ziegen bestehen derzeit aus insgesamt 42 Betrieben. Ein wesentlicher Bestandteil sind dabei die praxisbezogenen AK-Treffen mit verschiedenen Fachreferenten und der wertvolle Erfahrungsaustausch der Mitglieder untereinander. Folgende Arbeitskreise gibt es:
- Schaf- und Ziegenmilchproduktion
- Lämmerproduktion/Schafzüchter
Wer Interesse an einer AK-Mitgliedschaft hat, kann sich gerne an den Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen wenden: Tel. 050/2595-3590.