Weide gehegt, viele Eier gelegt
Eine gut gestaltete Hühnerweide ist somit eine Investition in das Tierwohl und die Tiergesundheit. Doch welche Maßnahmen braucht es, damit ein Grünauslauf attraktiv und gesund für die Hühner ist und bleibt?
Anlage der Weide
Die Größe sollte an die Tierzahl angepasst sein. Ideal ist ein Wechselweidesystem mit zwei oder besser drei Schlägen, die jeweils mindestens 10 bis 15 m2 Fläche pro Legehenne erlauben. Diese Dimension liegt deutlich über den gesetzlichen Bestimmungen für Freiland- bzw. Biohaltung, die aber nur "Auslauf" vorsehen. Um eine sachgerechte Weidewirtschaft durchführen zu können, braucht es einfach mehr Platz. Die Umzäunung sollte durch einen mind. 1,5 m hohen Geflügelzaun geschehen. Zum Schutz vor Füchsen oder Hunden sollte dieser Zaun idealerweise eingegraben sein und mit stromführenden Litzen ergänzt werden.
Schutz und Deckung
Herdentrieb beachten
Falls die Tiere nur einzelne attraktive Areale im Auslauf vorfinden, werden diese überproportional frequentiert. Übernutzung ist immer zu verhindern! Sie schadet der Grasnarbe und sorgt neben vermehrtem Stickstoffeintrag für einen erhöhten Krankheitsdruck durch Parasiten und somit für erhebliche Probleme bei der Gesundheit der Tiere.
Der stallnahe Bereich
In stallnahen Arealen ist zu dichte Bepflanzung zu vermeiden. Bei zu viel an dichtem Gestrüpp in unmittelbarer Stallnähe kommt es einerseits zur Behinderung der Tiere bei deren Rückkehr in den Stall, andererseits erschwert dies die Arbeiten des Tierhalters. Bleiben die Tiere durch zu dichten Bewuchs auch in der Nacht im Freien, werden sehr rasch diverse Beutegreifer angelockt.
Stallferner Bereich
Bewährt hat sich alles, was dem Geflügel die nötige Sicherheit verleiht. Ergänzend kann auch stehengelassenes Altgras (Mähstreifen stehen lassen) als natürliches Leitsystem dienen. Es ersetzt jedoch keinesfalls echte Schutzelemente und Schattenspender. Die verbleibenden Freiflächen müssen in regelmäßigen Zyklen bearbeitet (gemäht, gehäckselt) und kurzgehalten werden. Damit ist gewährleistet, dass Hühner auch diese offenen Bereiche gut annehmen und nutzen, was vorrangig bei ausreichender Bewölkung der Fall ist.
Koppelwirtschaft
Zur Schonung der Grasnarbe und Reduzierung des Parasitendrucks ist ein regelmäßiger Wechsel der Weideabteile alle vier bis acht Wochen ideal. Diese Koppelwirtschaft gibt außerdem bei Bedarf die Möglichkeit zur Nachsaat oder gegebenenfalls Neuansaat.
Parasitenvorbeugung
Weide und Mobilställe
In der Praxis sieht man leider oft Mobilställe, die monatelang nicht bewegt werden und so doch wieder zu einer partiellen Übernutzung der Weide mit all ihren Nachteilen führen. Auch bei einem Mobilstall gehören gute Planung und ordentliches Weidemanagement dazu, damit die Vorteile dieses Systems zum Tragen kommen.
Ohne genügend Schutzelemente wird die Weide von den Hühnern ungern genutzt
Was sind die häufigsten Fehler, die in der Praxis bei Hühnerweiden gemacht werden?
Koller: Häufig sind die für die Hühner so wichtigen Schutzelemente zu weit vom Stall und voneinander entfernt. Das hat zur Folge, dass der Auslauf nicht gleichmäßig oder überhaupt gar nicht gut genutzt wird. Ein weiterer Fehler ist die fehlende Drainage oder Befestigung im stallnahen Bereich, dort kommt es dann zu Pfützenbildung und damit zu Hygieneproblemen. Die Hygiene ist überhaupt der wichtigste Aspekt! Im Sinne der Hygiene muss ich den Auslauf unbedingt trocken halten. Das gilt auch bei Mobilställen. Da ist schon mal der erste große Fehler, wenn nicht oder nicht ausreichend für Regenwasserableitung gesorgt wird. Regenrinnen sind unerlässlich und anfallendes Regenwasser muss je nach Standort mindestens mehrere Meter weit vom Mobilstall weggeleitet werden.
Wie sieht es mit Doppelnutzung von Hühnerweiden aus? Kann ich die Flächen zeitgleich auch von anderen Tierarten beweiden lassen?
Ja, das ist sogar gut möglich. Grundsätzlich gilt jedoch: Halte ich Nutztiere (z.B. Hühner) mit anderen Nutztieren (z.B. Rindern) gemeinsam auf einer Weide, so muss ich mir das immer amtstierärztlich genehmigen lassen. Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, mit diesen Arten ist eine gemeinsame Beweidung gut möglich. Wichtig ist, dass die Tiere nicht in den Hühnerstall eindringen können. Schweine hingegen sind ein ungeeigneter Weidepartner für das Huhn. Sie schädigen die Grasnarbe einfach zu stark und sind im Sinne der Hygiene unpassend. Außerdem könnten die allesfressenden Schweine auch drauf kommen, dass ihnen die Hühner schmecken …
Kann man auch an die Weide angrenzenden Wald nutzen?
Ja, mit Genehmigung der Bezirksforstbehörde. Hühner als ursprüngliche Waldrandbewohner lieben Bäume. Bäume bieten Schatten und Schutz und zum Beispiel Käfer und Beeren sind eine willkommene Abwechslung. Puten lieben den Wald sogar ganz besonders. Eine Gefahr ist hier natürlich die Nähe zu Raubwild wie Fuchs und Co. Wer solch eine Weideform wählt, sollte sich mit seiner lokalen Jägerschaft gut stellen. Aufpassen sollte man auch beim Aufbäumen der Tiere, also dem Aufsuchen von Schlafplätzen in den Ästen der Bäume. Es muss vermieden werden, dass die Hühner über Nacht draußen bleiben. Zu leicht darf man es Beutegreifern auch nicht machen.
Hast du Tipps, wie man kostengünstig und einfach Schattenspender bzw. "schützende Elemente" selber bauen kann?
Hier gilt: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, aber sturmsicher muss es sein! Da gibt es einfache Lösungen, wie z.B. mit Europaletten, die auf Holzpflöcken montiert werden, so wie ein Tisch mit vier Beinen. Aus mehreren Paletten kann man daraus auch größere Elemente bauen, die einer größeren Anzahl von Tieren Schutz bietet, was im Sinne des Herdentriebs wichtig sein kann. Oder aus Baustahlgittern, die sonst zum Betonieren gebraucht werden, lässt sich auch prima was bauen. Wenn man diese Gitter im Ganzen "rund“ biegt und eine Plane (gut!) daran befestigt, hat man einen tollen Tunnel für die Hühner. Wichtig ist, dass die baulichen Elemente für die Weidepflege leicht zu versetzen sind, aber auch bei starkem Sturm nicht durch die Gegend fliegen. Das könnte schnell gefährlich werden.
Vielen Dank für das Interview!