Vitale Bestände trotzen Stresssituationen
Beim vergangenen Treffen des Arbeitskreises für Schafe und Ziegen auf dem Betrieb Birgit und Thomas Laner in Pfarrwerfen stand das Thema "Grünland - zukunftsfitte Wiesen und Weiden" auf der Agenda. Der Grünlandreferent der LK Salzburg, Matthias Greisberger, referierte über die einzelnen Gräser, ihre Bestimmung und die Wichtigkeit, gesunde Grünlandbestände vor der eigenen Stalltür aufzubauen und zu halten.
Englisches Raygras
Eines der wichtigsten Futtergräser ist das Englische Raygras, oder auch Deutsches Weidelgras genannt. Es besticht durch ein rasches Jugendwachstum und baut eine dichte Grasnarbe auf. Weiters ist es äußerst schnitt- und trittverträglich. Dieses Mittelgras weist eine hohe Energie- und Proteindichte auf, muss aber ausreichend gedüngt werden. Gegen Frost und lange Trockenperioden ist jedoch diese Art nicht so widerstandsfähig wie andere Gräser. Das Englische Raygras erkennt man an den wechselseitig angeordneten Ähren, einer stark gerieften Blattoberseite und einer glänzenden Blattunterseite. Charakteristisch ist ebenfalls der rote Triebgrund.
Knaulgras
Dieses Obergras weist eine hohe Trockenheitstoleranz auf und ist ebenso eines der wichtigsten Futtergräser. Das konkurrenzstarke Gras charakterisiert sich durch blattreiche, massenwüchsige Aufwüchse, ist sehr winterhart und bildet eine dichte Grasnarbe. Einer den Nutzungen angepassten Düngung geht ein zufriedenstellender Ertrag voraus. Auch ohne den typischen horstbildenden Blütenstand ist das Knaulgras mit seinem großen Blatthäutchen und den matten, feingerillten Blättern leicht zu erkennen.
Goldhafer
Der Goldhafer ist ein trockenheitstolerantes Wirtschaftsgras, das bis in hohe Lagen gut gedeiht. Der Goldhafer ist bereits beim Bestocken sehr gut an seiner seidig abstehenden Behaarung erkennbar. Meistens ist die gesamte Pflanze behaart (Stängel, Blätter), die Blattscheide am Triebgrund immer. Trotz seines guten Futterwertes sollte der Goldhafer im Bestand nicht über 30% einnehmen, da er durch vitaminähnliche Substanzen die Kalzinosegefahr bei den Nutztieren steigen lässt. Vor allem bei der Herbstweide (kurze Bestände) besteht bei dieser Pflanze erhöhtes Risiko.
Rotklee
Neben den Gräsern sind Leguminosen wie der Rotklee ein wichtiger Baustein für gesunde Grünlandbestände. Durch ihre Knöllchenbakterien an den Wurzeln können sie Stickstoff aus der Luft aufnehmen und pflanzenverfügbar machen. Rotklee ist eine sehr trockenheitsverträgliche Futterpflanze. Er liefert eiweißreiches und gut verdauliches Futter.
Durch ihre kugelförmigen rosa-violetten Blütenköpfe ist die Leguminose für Insekten (Bienen) ebenso sehr wertvoll.
Kräuter im Grünland
Der Spitzwegerich, oder auch Milchkraut genannt, zeigt sich sehr trockenheitstolerant und weist einen
hohen futterbaulichen Wert auf, wenn dieser im Bestand 10% nicht wesentlich überschreitet. Er schmeckt in jungem Zustand gut und wird von den Tieren gern gefressen und erhöht sogar die Futteraufnahme. Durch hohe Drehzahlen beim Zetten bzw. Wenden entstehen bei der Heumahd jedoch hohe Bröckelverluste.
Boden und Kalk
Das Fundament für klimafitte Grünlandbestände ist der Boden. Von dessen Beschaffenheit hängt die Nährstoff- und Wasserhaltekraft ab. Grünlandbestände weisen einen hohen Humusgehalt auf, der wiederum durch Wirtschaftsdünger und den dauerhaften Bewuchs gut erhalten bleibt. Eine krümelige Struktur ist ein gutes Habitat für die Bodenlebewesen (Regenwurm).
Unsere Böden neigen von Natur aus dazu zu versauern. Deshalb sollte der pH-Wert stets unter Kontrolle gehalten werden. Ein pH-Wert unter 5 hat negative Auswirkungen auf das Bodenleben und die Nährstoffaufnahme der Pflanzen. Durch eine Kalkdüngung kann dieser in Balance gehalten werden. "Es werden viele verschiedene Arten und unterschiedliche Qualitäten an Düngekalken angeboten. Einen Überblick hierbei zu behalten ist schwierig, da es große Preisunterschiede gibt", so der Vortragende Matthias Greisberger und fügt hinzu: „Die wichtigsten Parameter sind der CaO-Gehalt und die Mahlfeinheit. Auf Grünland sollte kohlensaurer Kalk mit rund 50% CaO und zumindest einer für Düngekalke vorgeschriebenen Mahlfeinheit von 100% < 1mm und 80% < 0,3 mm eingesetzt werden.“
Bestandspflege
Eine Frühjahrsbeweidung sollte so früh wie möglich erfolgen, sodass eine dichte Grasnarbe entsteht und die Bestände zum Wachsen angeregt werden. Eine regelmäßige, auf die Nutzungsintensität und die Bodenbeschaffenheit abgestimmte Düngung mit Wirtschaftsdünger nach der Nutzung ist ein wichtiger Baustein für gesunde Bestände.
Nachsaaten können grundsätzlich das ganze Jahr über durchgeführt werden, obgleich die Konkurrenzkraft der Nachsaat zum Bestand im Frühjahr schwieriger ist und mit Spätfrösten eine weitere Gefahr besteht. Im Spätsommer hingegen kann man mit der beginnende Taufeuchte und dem verminderten Konkurrenzdruck gute Entwicklungen der Nachsaaten wahrnehmen. Eine Düngung direkt nach der Aussaat begünstigt meist den Altbestand und nicht das nachgesäte Samenkorn.
Matthias Greisberger schloss den Vortrag mit der Conclusio: "Vielfältige Bestände können mit Stresssituationen wie Trockenperioden besser umgehen. Es gilt einen klimafitten Bestand zu erhalten und zu fördern, um auch in der Zukunft gute Erträge erwirtschaften zu können."
Informationen zum Arbeitskreis
Betrieb Birgit und Thomas Laner aus Pfarrwerfen
Der Biohof "Lehengut" liegt auf 600 Höhenmetern und vermarktet Hart- und Frischkäse seiner 60 Milchschafe ab Hof und in einem Verkaufsladen in Werfen. Birgit und Thomas führen den Betrieb im Vollerwerb.
Während der Vegetationszeit werden die Schafe auf den hofnahen Weiden gehalten. Die Koppelweide wird nach jeder Nutzung mit einem Reinigungsschnitt gepflegt. Die Mutterschafe lammen saisonal ab. Bis Ende August wird der Großteil der Herde trockengestellt. Nach der Geburt der Lämmer wird ab November wieder gemolken.