Tropische Süßkartoffel auf heimischen Äckern
Die Gemüseküche liegt im Trend. Gefragt ist dabei auch jede Menge Abwechslung. Die heimischen Gemüsebauern reagieren auf die neuen Kundennachfragen und bauen unter anderem die Süßkartoffel an. Aufgrund des veränderten Klimas gedeiht diese auch in unseren Breiten mittlerweile sehr gut.
Eine Kartoffel, die eigentlich keine ist
In Supermärkten, auf Speisekarten und in Kochbüchern bekommt das Knollengewächs immer mehr an Bedeutung. Doch die Süßkartoffel ist eigentlich gar kein Nachtschattengewächs, sondern eine nachtschattenartige Pflanze. Sie zählt zu den Windengewächsen und botanisch gesehen gibt es wenig Parallelen zu den Erdäpfeln. Die Knollen der Süßkartoffel sind verdickte Speicherwurzeln.
Der hohe Gehalt an Beta-Carotin und Ballaststoffen macht die Süßkartoffel für den menschlichen Verzehr wertvoll. Die Extradosis an Kalium und Magnesium stabilisiert zudem den Blutdruck. Die fettarme Pflanze hat zwar einen hohen Zuckeranteil, dennoch trägt sie zur Senkung des Blutzuckerspiegels bei. Der große Anteil an Vitamin E soll die Zellen vor Alterung schützen. Auf den Tellern serviert wird die Süßkartoffel als Püree, Pommes, Chips oder in Strudeln. Im Gegensatz zur Kartoffel kann sie auch roh verzehrt werden.
Warme Temperaturen bevorzugt
Da es sich grundsätzlich um eine tropische, wärmeliebende Pflanze handelt, werden die Jungpflanzen frühestens nach den Eisheiligen gepflanzt. Eine Bodentemperatur von
10 °C sollte unbedingt vorhanden sein. Gesetzt werden nicht die Knollen, sondern sogenannte Grünstecklinge. Bis dato konnten diese nur aus südlichen Ländern wie Israel importiert werden. Seit Kurzem züchtet auch der Salzburger Jungpflanzenhersteller Gerl in Wals-Viehhausen dieses Gemüse. „Da die Jungpflanzen über Tausende Kilometer transportiert werden mussten, waren die Frachtkosten dementsprechend hoch. Durch die Anzucht von Jungpflanzen in Österreich hat sich nicht nur die Rentabilität, sondern auch der ökologische Fußabdruck verbessert“, erzählt Gemüsebauer Gerhard Mackner.
Die Süßkartoffel, auch Batate genannt, bevorzugt sandige, lockere Böden. Der Damm wird zusätzlich mit einer schwarzen Mulchfolie bedeckt, damit die Temperatur besser gehalten werden kann und sich die Unktrautbelastung
in Grenzen hält. Bis die Knolle im September geerntet wird, benötigt sie nur in langen Hitzeperioden eine Bewässerung. Wühlmäuse sind derzeit der einzige, aber leider auch der größte Ertragsminderer. Unter der Folie fühlen sich die Nager besonders wohl. „Aufgrund von Mäusefraß konnten wir letztes Jahr einige hundert Kilo nicht verkaufen, aber es hat sich für uns ausgezahlt“, resümiert der Gemüsebauer.
Das „Curing“ nach der Ernte ist wichtig
Bei bzw. nach der Ernte muss auf die vorerst wenig robuste Schale großes Augenmerk gelegt werden. Es gilt möglichst jede Verletzung
zu vermeiden. Eine maschinelle Ernte geht deshalb oft mit späteren
Lagerverlusten einher. Bevor die Süßkartoffeln eingelagert werden, müssen sie nach der Ernte noch zehn Tage bei ca. 25 bis 30 °C und
hoher Luftfeuchtigkeit dem sogenannten „Curing“ unterzogen werden. Dabei wird die Schale robust und lagerfähig. Um ein Austreiben zu verhindern, sind die Süßkartoffeln danach kühl zu lagern. Die Haltbarkeit der Knollen beträgt dann mehr als acht Monate.
Die Hektarerträge liegen insgesamt ähnlich hoch wie bei der Kartoffel. Die Erlöse sind hingegen deutlich höher, allerdings muss man auch einen größeren Aufwand etwa für Mulchfolie und Handarbeit einkalkulieren. Insgesamt ist die Süßkartoffel aber wirtschaftlich eine durchaus interessante Alternative.
In der Direktvermarktung und auf den Märkten werden die heimischen Süßkartoffeln mit einem Kilopreis von
4 bis 5 Euro angeboten.