Talentiertes Dirndl eroberte Männerberuf – Harmonikamacherin aus Unken
Lachend erzählt Irmgard, wie sie 1979 als „erstes und damals einziges Dirndl in ganz Österreich“ den Beruf der Harmonika-Instrumentenbauerin erlernen wollte. Ihr sei zwar geraten worden, etwas G‘scheites wie Friseurin oder Verkäuferin zu werden, aber die junge Pinzgauerin verfolgte hartnäckig ihr Ziel. Sie schaffte es, vom ehemaligen Musikhaus Flatscher in Lofer aufgenommen zu werden. „Die Berufsschule in Wien unter lauter Buben war eine Gaudi“, erzählt die begnadete Musikerin, die in etlichen Gruppierungen mitspielt. Für diesen Beruf brauche es vor allem Talent, Gehör und sehr viel Übung – bei ihr dürfte das alles gepasst haben, wurde sie 1982 doch als beste Harmonikabauerin Österreichs ausgezeichnet.
Vor zehn Jahren hat sie sich in ihrem Traumberuf selbstständig gemacht und die „Harmonikastub‘n Unken“ gegründet. „Das war eine große Entscheidung, ein riesiger Schritt für mich, aber ich habe es nie bereut“, schildert die Bäuerin und dreifache Mutter. Ihre Werkstatt befindet sich nur ein paar Meter vom Hof entfernt, so konnte sie Landwirtschaft, Kinder und ihren Beruf gut vereinbaren. Irmgard hat sich zunehmend auf den Umbau, das Stimmen und Restaurieren der Instrumente spezialisiert. „Eine Zugin zu reparieren ist eigentlich schwerer, als sie zu bauen“, so die Expertin. Aber es lohne sich, denn: „Die alten Modelle aus Holz haben noch einen viel besseren Klang, heute sind die meisten ja aus Plastik.“ Ein gutes Instrument sei zudem nicht nur eine kostspielige Angelegenheit, man entwickle dazu auch eine emotionale Bindung. Daher erhält sie viele alte Instrumente, die auch einen sentimentalen Wert für ihre Besitzer haben.
„Ich habe schon eine Harmonika repariert, die ein Soldat im Ersten Weltkrieg an die Front mitgenommen hat.“ Beide haben es zurück in die Heimat geschafft, aus nostalgischen Gründen ließ der Enkel das Instrument nun herrichten. „Das ist zwar irrsinnig aufwändig und Präzisionsarbeit, die viel Erfahrung braucht. Aber es ist schon gewaltig, wenn man auf so einer Zugin wieder spielen kann.“ Sie selber hat auf einem Akkordeon spielen gelernt, an dem ihr Herz nicht besonders hängt. „Ich wollte damals schon lieber eine Harmonika haben, die sind heute voll im Trend, weil sie leichter zu erlernen sind.“ Damit können aber weniger Töne gespielt werden, daher bekommt sie oft Aufträge, zusätzliche Töne einzubauen. Das Instrument wird quasi auffrisiert wie ein Moped. Das ist übrigens auch körperlich harte Arbeit. „So eine Zugin wiegt 13 Kilo und beim Stimmen muss ich den Balg mindestens tausend- mal auf und zu ziehen“, so die zierliche Chefin.
Ihr Wissen gibt sie nun an ihre Töchter weiter. Stefanie (30) wird direkt in der Harmonikastub‘n eingeschult, während Teresa (21) ebenfalls eine Lehre als Instrumentenbauerin begonnen hat. Die gelernte Gärtnerin und Floristin erfüllt sich damit einen Traum. „Ich finde, der Mensch lernt nie aus. Mir taugt diese Arbeit sehr“, betont die 21-Jährige, die auch erst lernt Zugin zu spielen.