Stalltechnik schafft Zeit fürs Wesentliche
In modernen Geflügelställen kann
von der Futter- und Wasserversorgung,
über das Klimamanagement,
welches Heizung, Lüftung, Kühlung,
Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalte
und die Stalltemperaturen dem jeweiligen
Alter des Geflügels anpasst, bis hin
zur teilautomatisierten Eierabnahme,
die Technik viel Arbeit abnehmen. Was
die Technik noch nicht kann, ist die Beobachtung der Tiere und das Interpretieren
derer Verhaltensmuster. Was dem
Tierhalter jedoch auch hier wieder behilflich
ist, sind die automatische Datenerfassung
und deren Auswertungen. Die
Geflügellandwirte können sich umso
mehr dem Wohlergehen ihrer Tiere und
deren Beobachtung widmen.
Optimales Stallklima
Was bei Jungtieren im Kükenalter erwünscht
ist, sind hohe Temperaturen
von 34 Grad gepaart mit 70 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Jedoch bereits nach wenigen
Tagen ist es wichtig, dass es zu keinem
Wärmestau und somit Überhitzung
der Tiere kommt. Hierzu ist es notwendig,
die Tiere einerseits in Bewegung zu
halten und anderseits genügend frische
(kühle) Luft unter und zwischen sie zu
bekommen. Durch ausreichendes Lüften
im Kükenalter bleiben Agilität, Fresslaune
und Leistungspotenzial erhalten
und die Feuchtigkeit in der Einstreu sowie
der Luft wird niedrig gehalten.
Sprühkühlung
Eine Sprühkühlung kann die Stalltemperatur
um einige Grade senken. Über
Hochdruckdüsen wird Wasser mit einem
Druck von 70 bar und mehr als
Sprühnebel in die Nähe der Zuluftdüsen
in den Stall eingebracht. Der Wassernebel
entzieht der Luft die Wärmeenergie,
dadurch wird eine Abkühlung der Stallluft
um einige Grad erreicht. Solch eine
Sprühkühlung muss unbedingt über einen
Klimacomputer gesteuert werden,
um kein böses Erwachen mit zu feuchter
Einstreu zu erleben. Denn wenn eine
Luftfeuchtigkeit nahe 80 Prozent im
Stall erreicht wird, muss sich die Einbringung
des Sprühnebels in den Stall
abschalten und die feuchte Luft herausgelüftet
werden. Temperatur- und Feuchtigkeitsfühler
im Stall sowie ausreichend
Wasser für die Sprühkühlung, sind für
eine optimale Funktion unumgänglich.
Durch das Lüften sinkt die Luftfeuchtigkeit
im Stall wiederum ab und der Steuercomputer
gibt die Einbringung des
Sprühnebels erneut frei.
Einschränkungen
An sehr schwülen Sommertagen funktioniert
diese Art der Kühlung jedoch nur
bedingt. Bei der Stallreinigung wird dieses
Sprühsystem auch zum Anfeuchten
vor dem Stallwaschen verwendet. Und
sollte die Stallluft bei der Kükeneinstallung
einmal zu trocken sein, so kann diese,
ohne die Einstreu zu belasten, für die
Küken passend auf annähernd 70 Prozent
Luftfeuchtigkeit erhöht werden.
Heizung und Luftwärmetausch
In neuen Geflügelmaststallungen sind
heutzutage oftmals zwei Heizungssysteme
installiert. Die Bodenheizung bringt
die Wärme direkt zu den Eintagesküken.
Da eine Bodenheizung jedoch immer
sehr träge auf Temperaturschwankungen von Tag und Nacht reagiert, werden
zusätzlich Heizkanonen oder Wärmeregister
installiert. Zwei voneinander getrennte
Heizsysteme bieten zusätzlich
eine Absicherung, sollte es zu Störungen
kommen. Auch hier wieder computergesteuert.
Zusätzlich installierte Luftwärmetauscher
sorgen besonders bei feuchter
Witterung für positive Effekte. Sie
sind zwar noch nicht Standard, die Vorteile
für ein optimiertes Stallklima liegen
jedoch auf der Hand.
Ausgeklügelte Steuerung
Weitere Möglichkeiten, dem Geflügel
an heißen Sommertagen Gutes zu tun,
sind ausgeklügelte Lüftungssteuerungen
und Luftführungen. Es macht natürlich
Sinn, dies über computergesteuerte Lüftungsprogramme
zu regeln, damit sich
das Geflügel nicht verkühlt. Automatische
Steuerungssysteme schalten dann
beispielsweise automatisch von der horizontalen
Unterdruck- oder Gleichdrucklüftung
auf eben diese Tunnellüftung
um. Der Chilleffekt kann teilweise
auch mit zusätzlichen Lüftern, Deckenumluftventilatoren, Schwenkventilatoren
sowie den vorhandenen Heizungsgebläsen
erzielt werden.
Fütterungsmanagement
Neben der richtigen Futterwahl gibt es
einige technische Hilfsmittel, die dem
Tier nützlich sind und dem Landwirt
beim Management helfen. Dazu zählt
allem vorweg die Verwiegung des täglichen
Futterverbrauches sowie die Registrierung
des täglichen Wasserverbrauches.
Auch die Fütterung von unterschiedlichen
Rezepturen am Vor- und
Nachmittag ist keine Seltenheit. So kann
Legehennen bei den letzten Fütterungen
mehr Kalzium und Vitamin D³ für die Eierschalenbildung
verabreicht werden.
Oder je nach Jahreszeit und Alter der Tiere
werden diverse Futterphasen über einige
Tage automatisch vermischt, was
vor allem bei Jungtieren und Mastgeflügel
Anwendung findet.
Unterstützende Automation
- Temperatur. Egal, ob mit erneuerbaren oder fossilen Energieträgern geheizt wird, wichtig ist es, dass die Wärme im Stall gleichmäßig verteilt und die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit in der Höhe der Tiere gemessen wird. Der Computer steuert alles. Die jeweiligen Temperaturkurven werden einmal vorprogrammiert, die sensible Nachjustierung obliegt wiederum dem aufmerksamen Tierhalter.
- Wasser. Moderne Trinkwasseranlagen ermitteln den Verbrauch und spülen die Tränkeleitungen automatisch in den Nachtstunden (bei Küken auch mehrmals am Tag). Zudem werden mit Dosierpumpen Futtersäuren und ähnliches dem Tränkewasser beigemischt, welche nicht nur den Verdauungstrakt der Tiere unterstützen, sondern gleichzeitig auch das Tränkeleitungssystem vom Biofilm befreien.
- Kennzahlen. Das Futter-zu-Wasserverhältnis ist ein wichtiger Parameter. Richtig spannend wird es aber, wenn die automatisch erhobenen Lebendtiergewichte, Eigewichte, Eimasse etc., dem täglichen Futter- und Wasserverbrauch gegenübergestellt werden. Wachstumskurven, Futterumwandlungsquoten und Herdenvergleiche geben hier dem Tierhalter neue Instrumente zur raschen Reaktion auf Veränderungen.
Geflügel-Komfort
- Beschäftigung. Österreich ist jenes Land mit den strengsten Tierschutzvorgaben. Auch hier findet die Technik immer öfter Einzug. So werden über Streuvorrichtungen, die über den Scharrräumen montiert sind, Futtergetreide, Austernschalen etc. verteilt, damit die Tiere zusätzlich mit Scharren und Picken beschäftigt sind. Bei Geflügel werden durchschnittlich 15.000 Pick-Bewegungen täglich gezählt.
- Bewegte Luft kühlt. Hat Geflügel ein bestimmtes Alter erreicht und ist gut eingefiedert, kann man durch Erhöhung der Luftgeschwindigkeit ab einer Außentemperatur von etwa 26 Grad (bei erwachsenem Geflügel auch etwas früher) den Chilleffekt nutzen. Dabei wird mit spezieller Führung der frischen Zuluft auf der einen und der Abluft auf der anderen Giebelseite gearbeitet. Die gefühlte Temperatur nimmt ab, wodurch das Leistungspotenzial und die Fresslaune der Tiere erhalten bleibt (Tabelle unten). An Auslauföffnungen oder Zuluftklappen (Volieren) bilden sich besonders hohe Luftgeschwindigkeiten. Hier ist Vorsicht geboten, damit sich das Geflügel nicht verkühlt.