Regelmäßiger Regen bringt (Ernte-)Segen
Während viele Urlauber und auch Einheimische dem unbeständigen Sommerwetter wenig abgewinnen können, freuen sind die Bäuerinnen und Bauern heuer über ein sehr gutes Wachstum. „Durch die regelmäßigen Niederschläge rechnen wir in Salzburg mit sehr guten Erträgen bei den wichtigsten Kulturen“, so der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Rupert Quehenberger. Vor allem den Grünlandbeständen tut der reichliche Niederschlag sehr gut, im Flachgau konnte zum Teil bereits der dritte Schnitt eingebracht werden. Das wenig beständige Wetter erschwert natürlich die Ernte. „In Jahren wie heuer machen sich Investitionen in die Heubelüftung und -trocknung besonders bezahlt. Insgesamt können wir aber sehr zufrieden sein“, zeigt sich Quehenberger auch froh darüber, dass Salzburgs Bauern bislang von größeren Unwettern wie Hagel verschont blieben.
Forstwirte atmen ein wenig auf
Entspannung brachte der Regen aber auch für die gestreßten Wälder. Die Defizite aus den Vorjahren können zwar nicht innerhalb weniger Wochen aufgeholt werden, aber gerade auf trockenen Standorten merkt man schon an der frischen Farbe des Waldes, dass der Regen den Bäumen gut getan hat. Auch die Hoffnung lebt, dass damit der Borkenkäferbefall etwas gedämpft werden kann, weil die Bäume widerstandsfähiger gegen die schädigenden Insekten sind.
Das Gemüse mag den Regen
Der regelmäßige Regen ist auch für die Gemüsebäuerinnen und Gemüsebauern heuer ein Segen. „Bislang musste kaum bewässert werden und die Kulturen sind sehr gut gewachsen, die Qualität ist wirklich top“, so Geschäftsführerin Pauline Trausnitz vom Landesverband der Erwerbsgärtner Salzburgs. Auch hier hat der starke Regen in den vergangenen Tagen die Ernte erschwert, allerdings keine größeren Schäden angerichtet. „Insgesamt sind wir heuer sehr zufrieden, auch weil die Nachfrage nach regionalem Gemüse durch die Corona-Situation deutlich zugenommen hat“, bestätigt Trausnitz. Auch nach dem Lockdown sind die Bauernmärkte sehr gut besucht. Trausnitz: „Besonders erfreulich ist, dass sich gerade junge Menschen und Familien wieder viel mehr für die Herkunft der Lebensmittel und für frische Qualität interessieren. Die Wertschätzung für regionale Lebensmittel hat durch die Corona-Krise deutlich zugenommen und wir sind zuversichtlich, dass das so bleiben wird.“
Extrem schlechte Honigtracht
Ganz und gar nicht zufrieden mit dem heurigen Wetter sind allerdings Salzburgs Imker. Der trockene April, dann die Kälte und jetzt der viele Regen: „Die Honigernte wird bei den meisten Imkern im Land heuer gegen null gehen. Derzeit leben viele Völker vom Honig, den sie im Juni gesammelt haben“, sagt der neue Geschäftsführer des Imkerhofes, Thomas Renner. In einigen Regionen wie etwa im Pinzgau konnte ein wenig Blütenhonig geschleudert werden, der Waldhonig ist heuer allerdings völlig ausgefallen. Dabei wäre die Nachfrage nach heimischem Honig sehr gut: „Die Nachfrage wächst, leider sind auch die Reserven aus dem Vorjahr nicht besonders groß, damit wird die Versorgung mit heimischem Honig heuer relativ knapp ausfallen.“
Getreideernte über dem Durchschnitt
„In der globalen Getreide- und Maisproduktion scheint es heuer eine Trendwende zu geben, die für die globale Versorgungslage gut, für die Erzeuger aber weniger erfreulich ist: Die globale Produktion dürfte heuer den Verbrauch übersteigen, und dies sogar relativ deutlich“, erklärt Oberösterreichs LK-Präsidentin Michaela Langer-Weninger, und weiter: „Trotz der Klimakrise scheint die Weltgetreideernte einem neuen Rekordhoch zuzusteuern. Die Schätzung der österreichischen Getreideernte würde einer durchschnittlichen Ernte entsprechen. Die Gesamternte 2020 einschließlich Mais wird – sofern die Witterung für Mais weiterhin günstig ist – auf über 5 Millionen Tonnen in Österreich geschätzt. Eine deutliche Abnahme bei den Ackerfrüchten verzeichnet vor allem die Zuckerrübe. Durch den in Ostösterreich regional unterschiedlich starken Schädlingsbefall (Erdfloh- und Rüsselkäferbefall) und die anhaltende Frühjahrstrockenheit hat sich die ursprüngliche Anbaufläche von rund 34.000 auf rund 26.350 Hektar reduziert. Die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf wurde daher geschlossen.