Reden wir ernsthaft über die Landwirtschaft?!
Das neue Jahr ist da und es hat uns gleich gebührend begrüßt. Nicht nur mit Raketen und Sekt, sondern auch mit einer Flut an Whatsapp-Nachrichten, Glückwunsch-Mails und Hunderten Postings auf Facebook und Instagram. In einem Kommunikationszeitalter zu leben, kann ganz schön anstrengend sein. Dabei lassen sich heute viele Dinge mit ein paar Fingern am Handy einfach wegwischen. Das ist bequem und bewahrt uns auch davor, dass wir uns mit den Themen intensiver auseinandersetzen müssen. Wer 24 Stunden am Tag über Whatsapp, Facebook und Co. mit der Welt verbunden ist, der muss lernen, mit der stark steigenden Nachrichtenflut umzugehen.
Wir wurden still und leise zu Info-Junkies
Still und leise ist bei vielen Menschen in den vergangenen Jahren die Sucht nach schnellen Fotos und Nachrichten gewachsen. Aus Angst, etwas zu versäumen, blicken wir wie Info-Junkies ganz selbstverständlich Hunderte Male am Tag auf unsere Handys. Zu einer echten Kommunikation führt das in den seltensten Fällen. Wir „posten“ Dinge, wollen darüber aber eigentlich nicht reden, sondern maximal einen „Daumen nach oben“ kassieren. Es ist Werbung „in eigener Sache“, für den eigenen Lebensstil, die eigene Meinung. Die Algorithmen der Betreiber sorgen zusätzlich dafür, dass wir mit Gleichgesinnten vernetzt bleiben. Ein echter Blick über den Tellerrand ist darin nicht vorgesehen.
Auch die Land- und Forstwirtschaft ist Teil dieses Systems geworden. Es ist kein Zufall, dass alle über die Landwirtschaft reden, aber niemand ein echtes Gespräch mit den Bäuerinnen und Bauern sucht. Mit Hilfe der neuen Kanäle kann heute jede Interessengruppe ihre noch so abstruse Idee über die Zukunft der Landwirtschaft einfach so hinausposaunen, ohne sich in mühsame Diskussionen verstricken zu müssen.
Kommunikation oder Verständigung sind ohnehin nicht das Ziel. Vielmehr geht es darum, die eigene Weltanschauung durchzusetzen. Ich möchte, dass der Tier- und Naturschutz „so“ gemacht wird, dass wir uns „so“ ernähren und dass der Bauer und die Bäuerin „so“ zu handeln haben. Miteinander reden, auf den anderen zugehen oder Kompromisse suchen – darum geht es scheinbar nicht!
Uns allen ist klar, dass die Zukunftsfragen zur Landwirtschaft längst nicht mehr nur von den Bäuerinnen und Bauern beantwortet werden. In einer Kommunikationsgesellschaft redet jeder bei jedem Thema mit. Auch wir Bäuerinnen und Bauern erklären anderen die Welt, wie wir sie für richtig erachten. Auch wir sind nicht erhaben darüber, die eigene Meinung zur einzig „wahren“ zu erklären. Dennoch stellt sich die Frage, wie die Landwirtschaft mit diesem massiven Einfluss von außen zurechtkommen kann.
Aus Sicht vieler Bäuerinnen und Bauern verschlechtern sich die Rahmenbedingungen für ihre Betriebe. Dabei bräuchte es Zuversicht und Motivation, auch um junge Menschen für die Landwirtschaft zu begeistern. Von außen wird die Landwirtschaft gerne als träge, konservativ und wenig veränderungsfreudig gesehen.
Tatsache ist, dass sich kaum eine Branche so radikal verändert hat wie die Landwirtschaft. Manchmal ist das kein Nachteil, denn die gute alte Zeit war nicht immer nur positiv. Es gab kaum eine soziale Absicherung und niemand möchte heute noch den Pflug mit Pferden ziehen oder das Futter am Schwedenreiter trocknen. Die technische Weiterentwicklung ist aber auch ein wesentlicher Treiber für den Strukturwandel. Mit dem Roboter kann ich am Betrieb mehr Kühe melken, mit Sensoren die Tiergesundheit größerer Herden einfacher überwachen und mit ausgeklügelter Fütterungstechnik mehr Tiere in der gleichen Zeit versorgen.
Auch in Zukunft wird der technische Fortschritt die Landwirtschaft stark verändern. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass mit der Künstlichen Intelligenz große Veränderungen auf uns alle zukommen. Wie immer werden sich Chancen bieten, aber es gibt auch Risken. Einmal mehr ist ein kritischer Blick angebracht – zu Tode fürchten hat sich aber noch nie gelohnt, auch das hat uns die Vergangenheit gelehrt.
Auch die Land- und Forstwirtschaft ist Teil dieses Systems geworden. Es ist kein Zufall, dass alle über die Landwirtschaft reden, aber niemand ein echtes Gespräch mit den Bäuerinnen und Bauern sucht. Mit Hilfe der neuen Kanäle kann heute jede Interessengruppe ihre noch so abstruse Idee über die Zukunft der Landwirtschaft einfach so hinausposaunen, ohne sich in mühsame Diskussionen verstricken zu müssen.
Kommunikation oder Verständigung sind ohnehin nicht das Ziel. Vielmehr geht es darum, die eigene Weltanschauung durchzusetzen. Ich möchte, dass der Tier- und Naturschutz „so“ gemacht wird, dass wir uns „so“ ernähren und dass der Bauer und die Bäuerin „so“ zu handeln haben. Miteinander reden, auf den anderen zugehen oder Kompromisse suchen – darum geht es scheinbar nicht!
Uns allen ist klar, dass die Zukunftsfragen zur Landwirtschaft längst nicht mehr nur von den Bäuerinnen und Bauern beantwortet werden. In einer Kommunikationsgesellschaft redet jeder bei jedem Thema mit. Auch wir Bäuerinnen und Bauern erklären anderen die Welt, wie wir sie für richtig erachten. Auch wir sind nicht erhaben darüber, die eigene Meinung zur einzig „wahren“ zu erklären. Dennoch stellt sich die Frage, wie die Landwirtschaft mit diesem massiven Einfluss von außen zurechtkommen kann.
Aus Sicht vieler Bäuerinnen und Bauern verschlechtern sich die Rahmenbedingungen für ihre Betriebe. Dabei bräuchte es Zuversicht und Motivation, auch um junge Menschen für die Landwirtschaft zu begeistern. Von außen wird die Landwirtschaft gerne als träge, konservativ und wenig veränderungsfreudig gesehen.
Tatsache ist, dass sich kaum eine Branche so radikal verändert hat wie die Landwirtschaft. Manchmal ist das kein Nachteil, denn die gute alte Zeit war nicht immer nur positiv. Es gab kaum eine soziale Absicherung und niemand möchte heute noch den Pflug mit Pferden ziehen oder das Futter am Schwedenreiter trocknen. Die technische Weiterentwicklung ist aber auch ein wesentlicher Treiber für den Strukturwandel. Mit dem Roboter kann ich am Betrieb mehr Kühe melken, mit Sensoren die Tiergesundheit größerer Herden einfacher überwachen und mit ausgeklügelter Fütterungstechnik mehr Tiere in der gleichen Zeit versorgen.
Auch in Zukunft wird der technische Fortschritt die Landwirtschaft stark verändern. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass mit der Künstlichen Intelligenz große Veränderungen auf uns alle zukommen. Wie immer werden sich Chancen bieten, aber es gibt auch Risken. Einmal mehr ist ein kritischer Blick angebracht – zu Tode fürchten hat sich aber noch nie gelohnt, auch das hat uns die Vergangenheit gelehrt.
Wem können wir in Zukunft noch trauen?
Herausfordernd für unsere Gesellschaft wird aus meiner Sicht zusehends die Frage, wem wir noch vertrauen werden können. Künstliche Intelligenz untergräbt derzeit vieles von dem, was bislang als „gesetzt“ gegolten hat. Fotos, Videos und Texte – alles lässt sich per Knopfdruck einfach nach den eigenen Vorstellungen manipulieren und auch sehr gut gegen uns einsetzen. Was ist noch wahr, was ist fake? Die Fähigkeit, das zu erkennen, werden wir schnell erlernen müssen. Aber es wird auch das direkte Gespräch und das reale Erleben wieder an Bedeutung gewinnen. Was ich persönlich sehe, spüre oder höre, ist besonders glaubwürdig. Für die Landwirtschaft ist das in vielerlei Hinsicht eine Chance. Das beginnt bei regional erzeugten Lebensmitteln und endet beim Urlaub am Bauernhof, wo man der künstlichen Blase für einige Tage und Wochen entfliehen kann.
Die österreichische Landwirtschaft ist sehr authentisch und daher auch von besonderem Wert. Ob sich das zu Geld machen lässt, um damit Familien zu ernähren, bezweifelt mancher nach dem vergangenen Jahr. Nach der hohen Wertschätzung in der Coronazeit holte uns die „Geiz ist Geil-Haltung“ und die Aktionitis des Handels schneller ein, als uns lieb war. War also alle Hoffnung umsonst, dass wir Bäuerinnen und Bauern endlich zu jener Wertschätzung kommen, die wir uns so sehr wünschen?
Die österreichische Landwirtschaft ist sehr authentisch und daher auch von besonderem Wert. Ob sich das zu Geld machen lässt, um damit Familien zu ernähren, bezweifelt mancher nach dem vergangenen Jahr. Nach der hohen Wertschätzung in der Coronazeit holte uns die „Geiz ist Geil-Haltung“ und die Aktionitis des Handels schneller ein, als uns lieb war. War also alle Hoffnung umsonst, dass wir Bäuerinnen und Bauern endlich zu jener Wertschätzung kommen, die wir uns so sehr wünschen?
Fangen wir bei uns selbst an ...
Wertschätzung beginnt zu einem großen Teil bei einem selbst. Sehr gerne betonen wir, wie wichtig Landwirtschaft für die Gesellschaft ist, dass alle von der Arbeit der Bäuerinnen und Bauern gut leben können und diese unterbezahlt sei. Und doch kaufen auch wir zu oft die billigsten Lebensmittel im Handel, nehmen es mit dem Bekenntnis zu den heimischen Lieferanten nicht ganz so genau und sind auch gegenüber unseren eigenen Berufskolleginnen und -kollegen manchmal wenig tolerant. Wie soll es Wertschätzung für unsere Arbeit geben, wenn wir es nicht einmal selbst schaffen, die Arbeit des eigenen Nachbarn als positiv anzusehen bzw. seine Vorstellungen von Landwirtschaft zumindest zu tolerieren? Wenn wir Wertschätzung von der Allgemeinheit haben wollen, müssen wir auch auf uns selbst kritische Blicke zulassen.
Es braucht die Landwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt – egal ob Biobetrieb oder konventionell, ob Klein- oder Großbetrieb, ob Flachland- oder Bergbauer. Wenn wir uns darüber beschweren, dass sich andere ständig in unsere Themen einmischen, dann könnte das durchaus auch daran liegen, dass wir selbst zusätzliche Angriffsflächen schaffen. Hier ist jeder Einzelne von uns gefordert, seine Aussagen und sein Handeln auf den Prüfstand zu stellen. Es ist verständlich, dass unser aller Blick in die Zukunft nicht immer nur optimistisch ausfällt. Die Wirtschaftskrise, der Klimawandel und Kriege rund um den Globus machen Angst. Vielleicht ist es aber auch nur unsere eigene Informationsblase, in der wir schwimmen und die es uns schwer macht, die vielen positiven Dinge um uns herum auch als solche zu erkennen. Und davon gibt es mehr als genug!
Wir leben in einem wunderschönen Land, in relativer Sicherheit und wir Bäuerinnen und Bauern sind es, die dieses Land gestalten. Die Gesellschaft bringt uns dafür meist mehr Wertschätzung entgegen, als uns manchmal selber bewusst ist. Und niemand hält uns davon ab, die tagtäglich auf uns einprasselnden praxisfremden Ideen etwas weniger ernst zu nehmen.
Es braucht die Landwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt – egal ob Biobetrieb oder konventionell, ob Klein- oder Großbetrieb, ob Flachland- oder Bergbauer. Wenn wir uns darüber beschweren, dass sich andere ständig in unsere Themen einmischen, dann könnte das durchaus auch daran liegen, dass wir selbst zusätzliche Angriffsflächen schaffen. Hier ist jeder Einzelne von uns gefordert, seine Aussagen und sein Handeln auf den Prüfstand zu stellen. Es ist verständlich, dass unser aller Blick in die Zukunft nicht immer nur optimistisch ausfällt. Die Wirtschaftskrise, der Klimawandel und Kriege rund um den Globus machen Angst. Vielleicht ist es aber auch nur unsere eigene Informationsblase, in der wir schwimmen und die es uns schwer macht, die vielen positiven Dinge um uns herum auch als solche zu erkennen. Und davon gibt es mehr als genug!
Wir leben in einem wunderschönen Land, in relativer Sicherheit und wir Bäuerinnen und Bauern sind es, die dieses Land gestalten. Die Gesellschaft bringt uns dafür meist mehr Wertschätzung entgegen, als uns manchmal selber bewusst ist. Und niemand hält uns davon ab, die tagtäglich auf uns einprasselnden praxisfremden Ideen etwas weniger ernst zu nehmen.
Oft ist es mühsam, aber es lohnt sich
Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern haben eine starke Interessenvertretung, die es immer wieder schafft, vernünftige Rahmenbedingungen auszuverhandeln. Ja, es braucht manchmal viel Geduld, das zeigt etwa die jahrelange Debatte um den Wolf. Sie ist mühsam, manchmal sogar lächerlich und strotzt nur so von Unwahrheiten – doch sie war nicht umsonst. Wir sind noch nicht am Ziel, aber es gibt in der EU ein Umdenken und das sollte uns motivieren, nicht locker zu lassen und gemeinsam für eine gute Lösung weiterzukämpfen. Wir werden uns auch stark einbringen, wenn jetzt im Jänner der von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigte strategische Dialog zur Landwirtschaft starten wird. Wir Bäuerinnen und Bauern werden uns klar positionieren, wie wir uns die Zukunft vorstellen.
Wir brauchen dabei auch ganz besonders eure Hilfe.
Zeigen wir die vielen positiven Seiten, die die Landwirtschaft zu bieten hat, wie wichtig die Arbeit aller Bäuerinnen und Bauern ist und wecken wir die Neugierde an dem, was wir tun! Reden wir mit jenen Menschen, die glauben, über die Köpfe der Bäuerinnen und Bauern hinweg bestimmen zu wollen, wohin die Landwirtschaft zu gehen hat. Starten wir einen echten Dialog auf Augenhöhe, denn Landwirtschaft ist zu wertvoll, um sie jenen zu überlassen, die lediglich ihre eigene Weltanschauung durchsetzen wollen.
Zeigen wir die vielen positiven Seiten, die die Landwirtschaft zu bieten hat, wie wichtig die Arbeit aller Bäuerinnen und Bauern ist und wecken wir die Neugierde an dem, was wir tun! Reden wir mit jenen Menschen, die glauben, über die Köpfe der Bäuerinnen und Bauern hinweg bestimmen zu wollen, wohin die Landwirtschaft zu gehen hat. Starten wir einen echten Dialog auf Augenhöhe, denn Landwirtschaft ist zu wertvoll, um sie jenen zu überlassen, die lediglich ihre eigene Weltanschauung durchsetzen wollen.
" In diesem Sinn wünsche ich allen Bäuerinnen und Bauern einen guten Start in das neue Jahr, viel Gesundheit und Glück in Haus und Hof!"