Pseudotuberkulose - Gefahr für Schaf und Ziege
Seltener sind von der Pseudotuberkulose auch Rinder, Schweine, Pferde oder auch Wildtiere wie Gams und Steinbock betroffen. Auch der Mensch kann sich grundsätzlich damit infizieren, was jedoch sehr selten vorkommt. Mit der Tuberkulose hat diese Erkrankung zwar die Schwellung und Vereiterung der Lymphknoten gemein. Die echte Tuberkulose ist von außen jedoch kaum erkennbar und vor allem eine Erkrankung der Lunge und der innenliegenden Lymphknoten, die Pseudo-("falsche") tuberkulose aber eine gut sichtbare Erkrankung insbesondere der äußeren Lymphknoten.
Die Erkrankung kommt weltweit vor und bereitet besonders großen Milchziegenbetrieben massive wirtschaftliche Einbußen. Es gibt zwar Impfstoffe gegen den Erreger, Impftiter sind jedoch nicht von der Reaktion auf natürliche Ansteckung zu unterscheiden und werden deshalb nicht in Ländern mit Bekämpfungsprogrammen angewandt.
Die Erkrankung kommt weltweit vor und bereitet besonders großen Milchziegenbetrieben massive wirtschaftliche Einbußen. Es gibt zwar Impfstoffe gegen den Erreger, Impftiter sind jedoch nicht von der Reaktion auf natürliche Ansteckung zu unterscheiden und werden deshalb nicht in Ländern mit Bekämpfungsprogrammen angewandt.
Das Krankheitsbild
Oftmals verläuft die Krankheit symptomlos, sodass es viele stumm infizierte Tiere gibt. Meist jedoch beginnen bei der äußeren Form einige Wochen, manchmal auch erst bis zu sechs Monate nach der Infektion, die oberflächlichen Lymphknoten im Bereich Ohrgrund, Hals, Bug, Kniefalte oder Euter anzuschwellen. Die Knoten fühlen sich zuerst hart an, sind nicht schmerzhaft und mit zunehmender Größe auch weicher. Der Inhalt ist grau-grün, von zähflüssig bis krümelig, manchmal auch zwiebelschalenartig geschichtet. Daneben sind bei der inneren Form auch Lymphknoten in Lunge, Leber oder den Gedärmen betroffen. Durch den allmählichen, abszessartigen Zerfall dieser Lymphknoten kommt es je nach Lokalisation, Größe und Zahl der Knoten in der Folge auch zu Leistungsdepressionen. Todesfälle gibt es dadurch zwar vereinzelt, hauptsächlich aber bemerkt man Abmagerung, Schluck- und Atembeschwerden, manchmal auch Aborte. Äußerlich geschwollene Lymphknoten beeinträchtigen die Tiere oft kaum, sodass die "Tüppel" einfach als hinderliches Schönheitsmerkmal hingenommen werden. Diese Eiterbeulen führen jedoch einerseits zu Problemen bei der Schlachtung und anderseits am Euter zu unhygienischer, eventuell sogar gesundheitsgefährdender Milchgewinnung. Pseudotuberkulose stellt ein lebensmittelhygienisches Problem dar und ist deshalb besonders für Direktvermarkter ein No-Go!
Der Erreger
Das Corynebacterium pseudotuberculosis hat einige für die Ansteckung, den Krankheitsverlauf und die Erkennung bzw. Behandlung äußerst unangenehme Eigenschaften. Der Erreger schafft es, sich in den Lymphknoten gut abzukapseln und sich auch gut vor dem Immunsystem des Körpers zu verstecken. Dadurch wird das infizierte Tier den Erreger lebenslang nie mehr los. Im Eiter der abszedierenden Lymphknoten sind die Erreger massenhaft enthalten - Eiter aus offenen Abszessen ist daher die Hauptinfektionsquelle für die Umgebung befallener Tiere. Gelangen die Erreger ins Freie, überleben sie in Kot, Wasser, Erdboden oder Stroh Tage- bis Wochenlang. Direktes Sonnenlicht tötet die Erreger innerhalb eines Tages ab. Temperaturen über 70 °C oder geeignete Desinfektionsmittel wirken natürlich noch schneller. Eine weitere Fähigkeit des Erregers ist es, Substanzen zu bilden, welche die Blutgefäße bei Infektion löchrig machen und dadurch eine schnelle Verbreitung im ganzem Körper ermöglichen. Der Erreger wird in der Folge auch über Kot und andere Körpersekrete ausgeschieden. Problematisch ist dabei besonders die Übertragung der Keime über die Milch beim Säugen der Kitze/Lämmer, welche sich auf diesem Wege infizieren.
Die Übertragung
Neben der oben beschriebenen Infektion über keimbelastete Muttermilch ist grundsätzlich auch eine Infektion über die Schleimhäute (Maul-/Darmschleimhaut beim Fressen, Scheidenepithel beim Decken usw.) möglich.
Die Hauptinfektion geschieht jedoch über den Erregereintritt über – oft auch kaum erkennbare – Verletzungen der Haut, das heißt in den meisten Fällen als klassische „Schmierinfektion“. Immer dann, wenn keimbelastete Hände, Aufstallungen, Werkzeuge, Geräte usw. mit Hautverletzungen in Kontakt kommen, passiert die Infektion. Dies können sein: Ecken, Kanten oder Spitzen der Aufstallung, Zäune, Putzgeräte, Klauenpflege- oder Schurwerkzeuge, Tierkennzeichnungsgeräte, Behandlungsinstrumente und Melkzeuge. Die Weiterverbreitung im Bestand ist über die eben beschriebenen Wege vom Infektionsdruck und von der Zahl der Hautläsionen abhängig, das heißt im Wesentlichen eine Frage von Haltung und Hygiene.
Die Neueintragung in einen bis dahin erregerfreien Bestand erfolgt durch unkontrollierte Zukäufe, gemeinsame Weiden/Almen, Schauen und Rückfuhren von Versteigerungen, ungereinigte, gemeinschaftliche Transportfahrzeuge und Personenverkehr (Klauenschneider, Schafscherer, Tierärzte). Jungtiere werden entweder bereits im Mutterleib oder wie beschrieben über die Muttermilch infiziert.
Vorbeugung, Vermeidung des Eintrages in die Herde
Tierverkehr/-zukauf: nur klinisch unauffällige, kontrollierte bzw. untersuchte Tiere aus - zertifiziert - unverdächtigen Beständen. Dies gilt ganz besonders für Deckböcke.
- Auftrieb auf Gemeinschaftsweiden/-Almen nur mit lückenlosem Nachweis der Herdenunverdächtigkeit.
- Peinliche Hygiene (Reinigung und Desinfektion) bei überbetrieblichen Transportern und Gerätschaften.
- Einhaltung aller Punkte der Biosicherheit (Arbeitskleidungs-, Stiefelwechsel, kein unkontrollierter Zugang).
- Aufmerksames Beobachten seiner Herde auf klinische Symptome. Serologisch gefundene bzw. Tiere mit Knotenbildungen sind so schnell wie möglich zu separieren und ehebaldigst aus der Herde zu entfernen.
- Behandlungen mit Antibiotika erreichen die Keime in den Abszessen nicht und sind daher sinnlos.
- Die Spaltung eines Abszesses (richtig nur, wenn auch die eiterbildende Membran mitentfernt wird) beseitigt nur einen Knoten, nicht aber die Erkrankung aus dem Stall. Wenn, dann am besten auf der Weide durchführen.
- Ställe/Bereiche, in denen Abszessinhalt gestreut wurde, sind gründlichst zu reinigen und wirksam zu desinfizieren.
- Achtung bei Kontakt mit Eiter - auch der Mensch kann sich mit Pseudotuberkulose infizieren!
- Die gesamte Stalleinrichtung, besonders Fress- und Fanggitter, ist auf Stellen zu kontrollieren, an denen sich die Tiere verletzen bzw. aufscheuern können.
- Gerätschaft, mit der Keime weitergetragen werden können (Ohrmarkenzange, Schermaschine).
- Allgemeine Betriebshygiene auf höchstes Niveau heben.
- Einhaltung einer gewissen Stallbrache, in der sich der Stall nach Reinigung und Desinfektion vom Keim erholen kann.
- Lämmer bzw. Kitze von befallenen Muttertieren sollten mutterlos aufgezogen werden.
- Bei Maßnahmen Jungtiere immer vor den mehr belasteten Alttieren drannehmen.
Maßnahmen
Werden Knoten nur bei einzelnen oder wenigen Tieren beobachtet, ist die Tötung/Merzung bzw. abhängig von Anzahl und Lage der Abszesse auch die Schlachtung nach klinischer und/oder serologischer Untersuchung das Mittel der Wahl. Darüber hinausgehend bietet sich auch die Impfung mit stallspezifischen Impfstoffen an - in Zusammenarbeit von Haustierarzt und Veterinärmedizinischer Untersuchungsanstalt. Nachteil der Impfung ist folglich eine eingeschränkte serologische Untersuchungsmöglichkeit des Betriebes.
Überbetriebliche Maßnahmen
In vielen Ländern, in denen Schaf- bzw. Ziegenhaltung eine große Rolle spielt, wie in der Schweiz, in Bayern oder in Thüringen gibt es aufwändige Sanierungsprogramme - besonders für Milchziegen -, um diesen Keim aus den Beständen zu eliminieren. In Österreich gibt es entsprechende Programme über den Tiergesundheitsdienst in Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und Tirol. Flächendeckend sollten bei diesen Programmen in möglichst allen Betrieben durch Blutproben möglichst viele Tiere - seropositive Träger - mit dieser Erkrankung gefunden werden.
Wünschenswert wäre eine einheitliche österreichische Vorgehensweise mit einheitlichem Zertifizierungsstandard, mit dem Tiere dann zwischen freien Herden gehandelt bzw. verbracht werden können. Es gibt verschiedene Ansätze, einen "Pseudo Tb-unverdächtigen oder -freien Status" zu erreichen: In der Schweiz werden in kleinen Beständen alle Tiere zweimal im Monatsabstand, bei großen Betrieben alle Tiere über sechs Monaten untersucht (ähnlich in Bayern - drei Untersuchungen im Halbjahresabstand). Werden keine Reagenten gefunden, gilt der Bestand als Pseudo Tb-frei. Das Zertifikat gilt für ein Jahr, der Bestand muss jedoch an einer strengen Überwachung seiner Tiere und Dokumentation des Tierverkehres teilnehmen. Alle drei Jahre gibt es eine Folgeuntersuchung aller Tiere über sechs Monate. Reagenten werden so schnell wie möglich gemerzt, Nachuntersuchungen werden nach tierärztlicher Absprache durchgeführt. Sanierte, freie Bestände werden in der Folge durch strenge Vorgaben - und Nachweis der Durchführung dieser Vorgaben - gegen eine Reinfektion geschützt. Bundesländer, welche in Österreich mit Bekämpfungsprogrammen gegen die Pseudotuberkulose vorgehen, haben leider auch leicht unterschiedliche Programme.
Die Unterschiede bestehen im Wesentlichen im Abstand der Untersuchungen und in der Stichprobenzahl. Je nach Fortschritt der Untersuchungen gibt es fünf Einstufungen des Betriebsstatus: Vor der erstmaligen Untersuchung und bei Unterschreiten der Untersuchungsfrequenz erhält der Betrieb den Betriebsstatus unbekannt. Vom Beginn der Bestandsuntersuchungen bis zum Pseudo Tbc-freien Betrieb sind in weiterer Folge die Einstufungen 1. Bestandsuntersuchung negativ, positiv, zweifelhaft, in Sanierung und zu guter Letzt unverdächtig möglich. Für den Tierverkehr (Zukauf, Versteigerungen, Ausstellungen, Weide) gibt es je nach Betriebs- und Einzeltierstatus ganz klare Verbringungsvorgaben, um den erreichten Status zu halten bzw. um zur "Unverdächtigkeit" zu gelangen. Die Umsetzung eines entsprechenden Programms wäre auch für die Kärntner Schaf- und besonders Ziegenbetriebe von größter Wichtigkeit, um die Weiterverbreitung dieser äußerst ansteckenden Erkrankung zu stoppen.
Wünschenswert wäre eine einheitliche österreichische Vorgehensweise mit einheitlichem Zertifizierungsstandard, mit dem Tiere dann zwischen freien Herden gehandelt bzw. verbracht werden können. Es gibt verschiedene Ansätze, einen "Pseudo Tb-unverdächtigen oder -freien Status" zu erreichen: In der Schweiz werden in kleinen Beständen alle Tiere zweimal im Monatsabstand, bei großen Betrieben alle Tiere über sechs Monaten untersucht (ähnlich in Bayern - drei Untersuchungen im Halbjahresabstand). Werden keine Reagenten gefunden, gilt der Bestand als Pseudo Tb-frei. Das Zertifikat gilt für ein Jahr, der Bestand muss jedoch an einer strengen Überwachung seiner Tiere und Dokumentation des Tierverkehres teilnehmen. Alle drei Jahre gibt es eine Folgeuntersuchung aller Tiere über sechs Monate. Reagenten werden so schnell wie möglich gemerzt, Nachuntersuchungen werden nach tierärztlicher Absprache durchgeführt. Sanierte, freie Bestände werden in der Folge durch strenge Vorgaben - und Nachweis der Durchführung dieser Vorgaben - gegen eine Reinfektion geschützt. Bundesländer, welche in Österreich mit Bekämpfungsprogrammen gegen die Pseudotuberkulose vorgehen, haben leider auch leicht unterschiedliche Programme.
Die Unterschiede bestehen im Wesentlichen im Abstand der Untersuchungen und in der Stichprobenzahl. Je nach Fortschritt der Untersuchungen gibt es fünf Einstufungen des Betriebsstatus: Vor der erstmaligen Untersuchung und bei Unterschreiten der Untersuchungsfrequenz erhält der Betrieb den Betriebsstatus unbekannt. Vom Beginn der Bestandsuntersuchungen bis zum Pseudo Tbc-freien Betrieb sind in weiterer Folge die Einstufungen 1. Bestandsuntersuchung negativ, positiv, zweifelhaft, in Sanierung und zu guter Letzt unverdächtig möglich. Für den Tierverkehr (Zukauf, Versteigerungen, Ausstellungen, Weide) gibt es je nach Betriebs- und Einzeltierstatus ganz klare Verbringungsvorgaben, um den erreichten Status zu halten bzw. um zur "Unverdächtigkeit" zu gelangen. Die Umsetzung eines entsprechenden Programms wäre auch für die Kärntner Schaf- und besonders Ziegenbetriebe von größter Wichtigkeit, um die Weiterverbreitung dieser äußerst ansteckenden Erkrankung zu stoppen.