Pinzgauer-Rinder: Zwischen Palmen und Kangaroos
20 Flugstunden und 17.000 Kilometer entfernt liegt der fünfte Kontinent. Die österreichischen Züchter landeten in Sydney, mit 5,5 Mio. Einwohnern die größte Stadt des Landes.
Regen bestimmt Bewirtschaftungsform
Keine Ställe für Milch- und Mutterkühe
Julia ist gebürtige Vorarlbergerin und schon vor einiger Zeit nach Australien ausgewandert. Mit dem Erwerb der Farm hat sich die Familie für das Pinzgauer-Rind entschieden. Sie kaufte von allen bekannten Züchtern einige Tiere, teilweise mit Fahrtstrecken von über 1.000 Kilometern, und baute sich eine sehr qualitätsvolle Herde auf. Die mittelrahmigen Tiere stehen im guten Zweinutzungstyp mit guten Eutern. Die Kälber wurden im September geboren und zeigten sich beim Besuch sehr gut entwickelt. Die Hälfte der Herde ist genetisch hornlos, das Ziel ist die Hornlosigkeit der ganzen Herde.
In Australien ist im gemäßigten Klima Angus die dominierende Fleischrinderrasse und damit die stärkste Konkurrenz. Aus Österreich wurden die Pinzgauer-Stiere KR Max und KR Mars sowie Haller-Fex importiert, um die Linienvielfalt zu stärken. Teilweise züchtet man auch schwarze Pinzgauer, die vor allem bei Angus-Züchtern Interesse wecken. Zwei Stiere am Betrieb aus australischer Zucht sind reinerbig genetisch hornlos, das heißt, sie vererben 100% hornlose Kälber in der ersten Generation.
Fleischpreis im Keller, Milchpreis hoch wie nie
Hier wird rund um die Uhr gemolken
Die Kühe werden geweidet und je nach Graswachstum wir dort auch zugefüttert. Es gibt keinen Stall, nur über dem Melkstand ist ein Flugdach. Für die frisch abgekalbten Kühe sowie lahme oder kranke Tiere gibt es eine Weide in der Nähe des Melkstandes. Mitarbeiter melken rund um die Uhr, nur für das Waschen der Melkanlage bleibt das Karussell eine Stunde außer Betrieb.
1.700 Merino-Schafe auf 700 Hektar Weideland werden auf einem anderen besuchten Betrieb gehalten. Hier, weiter im Inland, etwa 150 km von der Küste entfernt, regnet es schon deutlich weniger, das Klima ist für die Schafe mit der besten Wolle der Welt prädestiniert. Die Tiere werden einmal im Jahr von drei Schafscherern in einer Woche geschoren. Die Wolle wird nach Qualität sortiert für rund 6 Euro/kg verkauft und in die ganze Welt exportiert. Weitere Einkünfte ergeben sich aus dem Lamm- und Altschafverkauf, diese spielen aber eine untergeordnete Rolle. Leben kann eine Familie von dieser Betriebsgröße nicht, dazu müssten die Tierzahlen viel höher sein.
Um eine Vorstellung von den Dimensionen der dortigen Landwirtschaft zu erhalten, besuchte die Delegation eine Viehvermarktungsanlage. Hier können in der Woche 3.800 Rinder sowie 30.000 Schafe versteigert werden. Es ist die einzige im Umkreis von 150 Kilometern. Die Tiere werden von großen Trucks angeliefert und in der Gruppe auf den Kilopreis versteigert. Interessant für die österreichischen Besucher war, dass die Tiere erst im Anschluss vor der Verladung gewogen werden. Im Moment kostet ein Einsteller mit 200 kg nur rund 400 Euro. Die Tiere werden schon mit rund 400 kg Lebendgewicht geschlachtet.
Wie bei jedem Pinzgauer-Kongress, welcher alle fünf Jahre stattfindet, wurden auch diesmal Fachvorträge abgehalten. Online wurde über die australische Vieh- und Fleischindustrie informiert. Außerdem wurden die Chancen des Pinzgauer-Rindes auf einem sehr umkämpften Markt aufgezeigt.
Tierärzte als Betriebsberater
Ebenso standen Neuwahlen auf der Tagesordnung des Kongresses. Hans Scharfetter wurde wieder zum Präsidenten der internationalen Pinzgauer-Vereinigung gewählt, ihm zur Seite stehen Tommie van Zyl aus Südafrika sowie Vit Celko aus der Slowakei als Vizepräsidenten. Mathias Kinberger wurde wieder zum Geschäftsführer für die nächsten fünf Jahre bestellt.
Berichte aus den Mitgliedsländern wie der Slowakei, Österreich, Südafrika, Australien sowie Kanada rundeten den Kongresstag ab. Die nächste Direktoriumssitzung soll 2025 in Deutschland stattfinden, der nächste Kongress 2028 in der Slowakei.