Nährstoffe statt Verlusten mit moderner Ausbringung

Wirtschaftsdünger haben in der österreichischen Landwirtschaft und insbesondere in der Biolandwirtschaft im Sinne der Kreislaufwirtschaft und als Basis einer guten Nährstoffversorgung unserer Kulturpflanzen und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit eine große Bedeutung. Zusätzlich haben die hofeigenen Wirtschaftsdünger aufgrund der deutlich sichtbarer gewordenen Energieabhängigkeit der Welt eine noch nie dagewesene wirtschaftliche Wichtigkeit gewonnen. Werden alle in der Gülle enthaltenen Nährstoffe (Phosphor, Kali, Kalzium …) "mineraldüngeräquivalent" bewertet, dann ist eine klassische Milchviehgülle bis zu 15 Euro/m3 wert. Berücksichtigt man noch den "Humusersatzwert", sind es 16 bis 17 Euro/m3. Aber nicht nur deshalb ist es hoch an der Zeit, sich mit möglichen Effizienzverbesserungen im Wirtschaftsdüngermanagement zu beschäftigen, sondern auch aufgrund der immer intensiver werdenden Diskussionen um die Geruchsbelästigung im Zusammenhang mit der Wirtschaftsdüngerausbringung.
Die Hausaufgaben in den nächsten Jahren
Um den Anforderungen aus der Umweltdiskussion, der Nachbarschaftsproblematik im Bereich Geruch, einer bedarfsorientierten Pflanzenernährung und letztlich der NEC-Richtlinie jedenfalls einigermaßen gerecht werden zu können, braucht es Anstrengungen in allen Aktivitätsbereichen (Stall-Lager-Ausbringung) und bei allen Tierarten!
In der Wirtschaftsdüngerausbringung steckt allerdings der stärkste und am raschesten umsetzbare "Hebel". Damit ist insbesondere die Notwendigkeit der deutlichen Erhöhung des Anteiles an bodennah ausgebrachter Gülle zu verstehen.
Derzeit werden österreichweit auf Grünland maximal 30% der Gülle bodennah ausgebracht - Tendenz steigend. Am Acker liegt der Anteil bereits bei 45%. Das Ziel muss es sein, dass wir im Grünland wenigstens 45%, besser 50% der Gülle bodennah ausbringen. Auf Acker müsste sich der Anteil ebenfalls noch steigern.
In der aktuellen GAP wird:
- die mit dem Schleppschlauch bodennah ausgebrachte Gülle mit 1,10 Euro/m3 gefördert und
- die mit dem Schleppschuh ausgebrachte Gülle mit 1,50 Euro/m3 gestützt.
- Wird die Gülle "eingeschlitzt" oder direkt eingearbeitet (Güllegrubber), dann werden 1,70 Euro/m3 bezahlt.

Keine problematischen "Güllewürste"
Damit am Grünland die bandförmig abgelegte Gülle nicht in das Futter einwachsen kann, ist die Gülle entweder zu verdünnen (Sommergülle 1:1) oder bei größeren Transportentfernungen zu separieren. Auch hinsichtlich Gülleseparierung ist eine Kubikmeterförderung von 1,50 Euro/m3 vorgesehen, um die hohen Herstellungskosten zwischen 2,5 und 5 Euro pro Kubikmeter entsprechend reduzieren zu können. Spätestens bei Feld-Hof-Entfernungen von 5 km und mehr wird die Gülleseparierung bereits aufgrund der eingesparten Transportkosten wirtschaftlich interessant. Der Güllefeststoff kann auch als Einstreualternative zu Stroh in Tiefboxen verwendet werden. Dabei sind jedenfalls Hygienestandards einzuhalten! Es sollte kein Güllefeststoff derselben Tierkategorie von anderen Betrieben als Einstreu mitgeschleppt werden. Das Zwischenlagern von Feststoffen ohne sofortiges Verdichten und luftdichtes Abdecken - Einsilieren - ist unbedingt zu vermeiden. Innerhalb weniger Stunden erwärmt sich der gestapelte Feststoff stark und Coliforme und andere Krankheitskeime vermehren sich sofort.
Futterverschmutzung durch Gülle vermeiden
Die Infiltrationseigenschaften (Eindringen der Gülle in den Boden) der separierten Gülle sind im Vergleich zu einer unbehandelten Gülle deutlich verbessert und die Neigung zur Futterverschmutzung sichtbar reduziert. Unabhängig von der Ausbringtechnik besteht diesbezüglich Handlungsbedarf! Ergebnisse aus Österreich und der Schweiz zeigen mehrfach, dass breitflächig ausgebrachte Gülle in gleicher Weise, wenn nicht sogar erhöht zur Futterverschmutzung neigt. Faktum ist, dass dieses Problem von den Landwirten deutlich weniger wahrgenommen wird als die Streifenbildung bei der bandförmigen Gülleausbringung.
Verluste minimieren durch Nährstoffeffizienz
Milchviehgülle hat je nach Rationsgestaltung, Leistungsniveau und Verdünnungsgrad zwischen 3 und 4 kg Gesamtstickstoff in einem Kubikmeter Gülle. Davon liegen rund 50 % als Ammoniumstickstoff vor, also zwischen 1,5 und 2 kg NH4-N/m3 Gülle. Davon gehen bei breitflächiger Ausbringung über viele Versuche hinweg 50% als Ammoniak in die Luft. Das heißt, im Schnitt gehen bei einer Ausbringmenge von
20 m3/ha rund 15 kg des gut pflanzenverfügbaren Stickstoffes verloren. 50% dieser Verluste kann man verhindern, wenn die Gülle mit einem Schleppschuhverteiler ausgebracht wird. Konkret formuliert heißt das, dass pro Schnittdüngung bei 20 m3/ha Ausbringmenge 15 - 20 Euro/ha umgerechnet in Mineraldüngeräquivalente eingespart werden können (gerechnet mit 1,5 Euro/kg N). Im Extremfall sind es sogar über 30 Euro/ha im Vergleich zur Breitverteilung. Zusätzlich ist die Ausbringgenauigkeit der bodennahen Verteileinrichtungen deutlich besser als die der herkömmlichen Breitverteiler. Die offiziellen Prüfungen der Verteiler liegen bei einem Variationskoeffizienten meist um 5%, während sehr gute Breitverteiler (Möscha-Pendelverteiler) bei 8 - 10% und der Prallkopfverteiler und der Superexaktverteiler bei 18 - 20% liegen.
Gülle separieren oder mit Wasser verdünnen
Die Wirkung der Gülleverdünnung mit Wasser ist seit vielen Jahren bekannt. Bereits 1930 wurden Verdünnungsversuche mit Flüssigmist angelegt und Mehrerträge festgestellt. An der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wurden Verdünnungsreihen bis 1:10 (Gülle:Wasser) angelegt und eine verbesserte Ertragswirkung festgestellt. Eine Verdünnung von 1:1 ist für Betriebe interessant, die genügend Güllelagerraum zur Verfügung haben und eine arrondierte Betriebslage aufweisen. Für Betriebe, die eine verstreute Flächenausstattung aufweisen, ist die Gülleseparierung eine deutlich interessantere Alternative. Mit beiden Behandlungsvarianten kann die Stickstoffausnutzung verbessert und die Gefahr der Futterverschmutzung deutlich reduziert werden.
Die starke Reduktion der Geruchswahrnehmung von bodennah ausgebrachter Gülle ist ein weiterer Vorteil hinsichtlich der Akzeptanz in der Zivilbevölkerung. Damit lassen sich Nachbarschaftskonflikte deutlich reduzieren.
Die Nachteile der Technik sind nicht zu verheimlichen. Das zusätzliche Gewicht für Verteiler und Schläuche und ggf. für die Gleitschuhe oder Schlitzscheiben liegt je nach Technik zwischen 800 und 2.000 kg bei Fässern zwischen 7,5 und 14 m3 Fassgröße. Die Mehrkosten von 80 - 100% im Vergleich zu einem einfachen Fass werden durch die 40%ige Investitionsförderung auf den Verteiler etwas abgefedert.

Bergbetriebe berücksichtigen
Bergbetriebe können die bodennahe Verteiltechnik in der Regel nicht oder nicht so einfach einsetzen. Da empfiehlt es sich, die Gülle nach Möglichkeit mit Wasser zu verdünnen. Das kann bei ausreichender Wasserverfügbarkeit, arrondierter Betriebslage und dem Einsatz einer Gülleverschlauchung in jedem Fall empfohlen werden. Eine mögliche Verpflichtung wird Bergbetriebe mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht treffen, da es zuvor darum gehen wird, die ebenen Flächen und mäßig steilen Hanglagen mit bodennaher, streifenförmiger Gülleausbringtechnik abzudüngen.
Zusammengefasst
Stickstoff ist ein wertvoller Nährstoff, der so gut wie möglich im Kreislauf gehalten werden soll. Ammoniak entsteht auf mit Kot und Harn vermischten Oberflächen - im Stall, bei der Lagerung und bei der Ausbringung - und geht als gasförmige Stickstoffverbindung leicht verloren.
94% der Ammoniakemissionen stammen aus der Landwirtschaft. Davon müssen jetzt noch rund 5.000 t (berechnet für Ende 2024) reduziert werden. Die Wirtschaftsdüngerausbringung ist dabei besonders gefordert. Über 40% der Emissionen sind diesem Bereich zuzuschreiben. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wenigstens 45% der Gülle im Grünland und 70% im Ackerland in Zukunft bodennah ausgebracht werden. Im ÖPUL wurde die Förderung für die bodennahe Gülleausbringung attraktiver gestaltet. Die Gülleverdünnung mit Wasser und die Gülleseparierung sind ebenfalls stärker in die Betrachtung mit einzubeziehen. Bei höheren Transportentfernungen (ab 5 km) lassen sich mit der Separierung die Mehrkosten gut abdecken. Bei arrondierter Betriebslage ist die Gülleverdünnung bei gegebener Wasserverfügbarkeit die günstigere Lösung. Mit der bodennahen Gülleausbringtechnik können bis zu 30 Euro/ha an Stickstoffverlusten eingespart werden. Die Mehrkosten für die teure, etwas umständlicher zu bedienende Technik lassen sich mit der Förderung sowohl bei der Anschaffung der Technik als auch im Betrieb (Ausbringförderung) gut abdecken. Die höhere Stickstoffeffizienz bleibt kostenlos am Betrieb und hilft zudem Umweltschäden (Versauerung und Feinstaub) und Geruchsemissionen (Nachbarschaft!) zu reduzieren. Für Bergbetriebe gilt es nach Möglichkeit die Sommergülle 1:1 mit Wasser zu verdünnen und die Weidehaltung zu forcieren.
Güllezusätze und teilflächen- spezifische Düngung in der Zukunft
Der Ruf nach adäquaten, wirkungsvollen Zusätzen zu unseren Wirtschaftsdünger - oder bereits bei der Fütterung mitverabreicht - reißt ebenfalls nicht ab. Zumal damit sehr häufig auch die Hoffnung verbunden ist, dass dadurch die Investition in die teure, aufwändige Gülletechnik erspart werden kann. Dazu werden seit Ende 2020 an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein offizielle, wissenschaftlich anerkannte Güllezusatzmitteluntersuchungen auf Geruchs- und Ammoniakemissionen durchgeführt. Bis dato gibt es dahingehend noch kein Mittel, das den Anforderungen einer dauerhaften, gesicherten Emissionsreduktion in der Höhe der bodennahen Ausbringtechniken entsprechen würde.
Auch im Bereich der Wirtschaftsdüngertechnik ist die Online- Nährstoffmessung und damit die teilflächenspezifische Düngung bereits technisch möglich. Das ist zwar jetzt noch Zukunftsmusik für viele bäuerliche Betriebe, könnte allerdings in 15 - 20 Jahren für einige Betriebszweige durchaus schon Standard sein.