Klauenpfleger stehen auf gesunde Fundamente
Bevor in Kürze die Schüler wieder das Gelände der LFS Kleßheim beleben werden, taten dies über 150 Klauenpfleger während des dreitägigen Dreiländertreffens, das von der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Klauenpfleger (AÖK) organisiert wurde. Neben zehn Fachvorträgen renommierter Dozenten war die Fachschule der perfekte Ort, um einerseits theoretische Inputs zu erhalten und andererseits die praktischen Fähigkeiten in einer Vielzahl von Workshops auszubauen.
Die Obfrau der AÖK, Katharina Hoffelner, begrüßte die Tagungsgäste unter dem Motto „Kühe-Klauen-Kolleginnen“ und hob die Bedeutung solcher Veranstaltungen hervor: „Der Wissensaustausch kennt keine Ländergrenzen – wir sind die Botschafter, um die Wichtigkeit der Klauenpflege voranzutreiben und Lahmheiten der Rinder zu minimieren!“ Sämtliche Hersteller von Klauenpflegeständen stellten ebenso ihre Produkte aus.
Die Klauengesundheit rückt immer mehr in den Fokus. Rund 8 % der Milchkühe verlassen die Betriebe aufgrund von Klauenerkrankungen vorzeitig. Neben den Umweltfaktoren ist die Klauengenetik hierbei ein Faktor, um Abgänge zu minimieren. Mit dem 2023 eingeführten Zuchtwert für Klauengesundheit (KGW) bündelte man eine Vielzahl von Klauendiagnosen der Nachkommensgenerationen von Zuchtstieren in einer Zahl. Bei den Klauenbefunden wurden sechs Einzelmerkmale mit höherer Frequenz und verwertbarer Erblichkeit für die ZWS ausgewählt (Mortellaro, Limax, Klauengeschwür ...). Zusätzlich werden in diesem Wert klauengesundheitsbeeinflussende Exterieureigenschaften (z. B. Beckenstellung) eingerechnet. Der ZWS schließt somit eine wichtige Lücke im Fitness- und Gesundheitsbereich.
Wohlstandsdebatte oder Entfremdung?
Am Beginn der Tagung stand ein Vortrag des Philosophen Christian Dürnberger, der an der VetMed-Universität in Wien zukünftige Tierärzte in Tierethik schult. Unter dem Titel „Nutztierhaltung im Spannungsfeld“ beleuchtete er die immer weiter auseinanderdriftenden moralischen Kontroversen zwischen Landwirten und der Bevölkerung: „Früher musste man nicht erklären, wie Landwirtschaft funktioniert, da auch die (Stadt-)Bevölkerung durch Verwandte einen Bezug zur Nutztierhaltung hatte. Alle waren inkludiert“, so der Vortragende und fügte weiter hinzu: „Soll man es Wohlstandsdebatte nennen oder einfach Entfremdung?“ Nur durch offene Kommunikation und vor allem die eigene Identifikation der Landwirte schaffe man hierbei den Turnaround.
BTV und Klauenpflege in der Trockenstehzeit
Vor rund einem Jahr war die Blauzungenkrankheit in aller Munde. Der zeitliche Aufwand bzw. die Kosten pro Kuh hätten sich für die Klauenpfleger und den Landwirt hierbei um das Dreifache erhöht, so Christoph Meis, Tierarzt aus Westfalen. Hierbei beobachtete man vor allem eine gestörte Hornbildung aufgrund der Infektionskrankheit. Schwere, langwierige und vor allem kostenintensive Heilungsverläufe waren die Folge. „Die Grundimmunisierung durch die Impfung half hingegen sehr“, betonte der Veterinär.
Prof. Dr. Johann Kofler von der VetMed-Universtät betrachtete in seinem Vortrag das umstrittene Thema, ob Kühe während der Trockenstehzeit einer Klauenpflege unterzogen werden können und ob sich dadurch das Abortusrisiko erhöht. „Untersuchungen haben ergeben, dass rund die Hälfte der Trockensteher Lahmheiten aufweist. Bis rund sechs Wochen vor der Kalbung steht einer Behandlung nichts im Wege“, so der Vortragende. Die Auswirkungen von Lahmheiten in der Folgelaktation während der Trockenstehzeit beschreibt Kofler unter anderem mit einem signifikant höheren Risiko für Verlust der Körperkondition (BCS), Ketosen, Fruchtbarkeitsstörungen und Milchleistungsverlust aufgrund von Läsionen in den Klauen. Mit der Anzahl der Laktationen steigt auch die Wahrscheinlichkeit, z. B. an Sohlengeschwüren zu leiden.