Über 50 Prozent der variablen Kosten in der Milchviehhaltung sind Futterkosten. Die Grundfutterqualität wird daher immer wichtiger und entscheidet ganz wesentlich über die Rentabilität der Milchviehhaltung. In der Praxis schwankt die Grundfutterleistung zwischen 3.000 und 8.000 kg Milch je Kuh und Jahr.
Im Grünland und Feldfutterbau hängt die Qualität des Grundfutters vom Pflanzenbestand, der Düngung, dem Nutzungszeitpunkt sowie der Art und Sorgfalt bei der Futterkonservierung ab. Die Grundfutterqualität beeinflusst nicht nur die Menge des aufgenommenen Futters, sondern auch die Effizienz des eingesetzten Kraftfutters. Praxiserfahrungen zeigen, dass die Grundfutterleistung zwischen 3.000 kg und 8.000 kg Milch schwankt.
Futteraufnahme – mehrere Einflussfaktoren
Die Futteraufnahme der Tiere schwankt pro Kuh und Tag von elf bis über 25 kg Trockenmasse (TM). Sie hängt vom Lebendgewicht der Tiere, dem Laktationsstadium und vor allem von der Futterqualität sowie dem TM-Gehalt des Futters ab. Die wichtigsten Parameter neben der Energiedichte sind der Rohprotein- sowie der Phosphorgehalt im Futter.
Neben der Energiedichte verbessert eine bedarfsgerechte Rohproteinversorgung die Futteraufnahme, weil dadurch auch die Raufutterverdauung verbessert wird. Wichtig ist ferner eine bedarfsgerechte Anfütterung der Tiere mit Kraftfutter am Ende der Trockenstehzeit und zu Laktationsbeginn.
Verschmutztes Futter, höhere Buttersäure- sowie Ammoniakgehalte in Silagen können die Grundfutteraufnahme deutlich verringern. Je besser das Grundfutter, desto mehr Kraftfutter kann eingespart werden, wie ein Fütterungsversuch aus der Bayrischen Landesanstalt in Grub zeigt. Bei einer angestrebten Milchleistung von 8.000 kg und einem Grobfutter mit 6 MJ NEL/kg TM muss noch fast die Hälfte der Total-Misch-Ration (TMR) aus Kraftfutter (47 %) bestehen, während bei einem Grobfutter mit 6,6 MJ NEL der Kraftfutteranteil auf ein Drittel (34 %) gesenkt werden kann. Eine Milchleistung von 10.000 kg
Milch ist mit einem Grobfutter von 6 MJ NEL nicht mehr möglich.
Bei 6,2 MJ NEL beträgt der Kraftfutteranteil bereits
54 %, womit die ernährungsphysiologische Kraftfuttergrenze für den Wiederkäuer erreicht ist.
Eine hohe Milchleistung kann nicht allein durch Steigerung des Kraftfutteranteiles, sondern nur in Kombination mit einer Erhöhung der Energiedichte im Grundfutter erreicht werden. Ein Energiemangel in der Ration führt hingegen zu einem überstürzten Körperfettabbau (Ketosegefahr).
Hohe Kraftfuttergaben verdrängen Grundfutter
Schlechtes Grundfutter erfordert höhere Kraftfuttergaben, welche wiederum das wirtschaftseigene Grundfutter (GF) aus der Ration verdrängen. Bei mäßigen Kraftfuttergaben von 3 bis 6 kg/Kuh/Tag wird noch wenig Grundfutter verdrängt (ca. 0,2 bis 0,3 kg GF je 1 kg eingesetztem Kraftfutter). Schlechtes Grundfutter kann aber aus pansenphysiologischen Gründen auch nicht unbegrenzt durch Kraftfutter ersetzt werden.
Bei Kraftfuttergaben über 6 kg nimmt die Grundfutterverdrängung überproportional zu.
Bei mäßigem Kraftfuttereinsatz von etwa 1.500 bis max. 2.000 kg/Kuh/Jahr kann im Mittel mit mind. 1,5 bis 2 kg Milch pro 1 kg eingesetztem Kraftfutter gerechnet werden. Bei hohen Gaben sinkt der Wert bis auf 1 kg Milch pro 1 kg Kraftfutter (KF). Hohe Kraftfuttergaben senken aber auch den pH-Wert im Pansen, wodurch die Aktivität der für den Zelluloseabbau notwendigen Pansenmikroben abnimmt. Je mehr Kraftfutter, desto weniger wiederkäuergerecht wird die Ration. Keinesfalls sollte der Kraftfutteranteil in der Gesamtration über 50 % ansteigen, da die Gefahr für eine
Acidose steigt.
Josef Galler: "Der Kraftfutteranteil für 1 kg Milch soll 250 g nicht überschreiten. Werte von >300 g KF/kg Milch deuten auf eine schlechte Grundfutterqualität bzw. Fehler im Fütterungsmanagement hin."
Appetit hinkt dem Bedarf nach
Es gilt, dass nach dem Abkalben die Futteraufnahme dem Futterbedarf um zwei bis drei Wochen nachhinkt. Hier muss am Ende der Trockenstehzeit durch ein langsames Anfüttern mit Kraftfutter einem zu starken Körperfettabbau – Ketosegefahr –
vorgebeugt werden. Am Ende der Laktation frisst die Kuh wieder stärker nach ihrem Bedarf, wodurch im letzten Laktationsdrittel etwa 1,5 kg Kraftfutter eingespart werden können.
Heu wird zusätzlich gefressen
Bei gleichem Energiegehalt im Grundfutter wird von gutem Heu mehr gefressen als von Silagen, da in Silagen die Gärsäuren und der höhere Wassergehalt die Futteraufnahme verringern. Gutes Heu wird bei Silagen auch zusätzlich gefressen. Es fördert daher die Gesamtfutteraufnahme und wirkt gleichzeitig schonend auf den Pansen.
Grundfutter schafft die Basis
Mind. die Hälfte der Ration sollte aus pansenphysiologischen Gründen aus Grobfutter (Gras, Heu, Silage) bestehen.
Hohe Kraftfuttergaben verdrängen zunehmend die Grundfutteraufnahme.
Grünland und Feldfutter kann das Rohprotein am billigsten produzieren und damit Eiweißfuttermittel einsparen.
Hohe Milchleistungen sind nur in Kombination mit bestem Grundfutter möglich.
Eine Steigerung der Energiedichte um 1 MJ NEL/kg Futter steigert die Futteraufnahme um etwa 2 kg TM.
Bessere Qualität lässt Futteraufnahme steigen
Während von Heu mäßiger Qualität mit 5 MJ NEL (schlechter Pflanzenbestand oder zu später Schnittzeitpunkt) nur etwa 11 kg Trockenmasse täglich gefressen werden, werden von guten Anwelksilagen bis zu 15 kg Trockenmasse und von bestem Heu sowie Ackergrundfutterrationen mit 6,5 MJ/kg TM bis zu 18 kg Trockenmasse gefressen. Somit kann gesagt werden: Je höher der Energiegehalt, umso mehr wird gefressen und umso höher ist die Grundfutterleistung.
Fazit: Bestes Grundfutter schont die Geldbörse
Die Grundfutterleistung entscheidet über die Rentabilität der Milchviehhaltung. Bei einer Energiedichte von 6,2 bis 6,4 MJ NEL/kg Trockenmasse sind etwa 20 kg Milch/Tag allein aus dem Grundfutter möglich. Das enspricht rund 6.000 kg Milch/Kuh/Jahr. Bei einer Ergänzung von Kraftfutter im Umfang von etwa 1.500 kg/Kuh/Jahr sind sogar Jahresleistungen bis 8.500 kg Milch erzielbar. Höhere Milchleistungen sind somit nur durch Ackerfeldfutterbau oder durch einen höheren Kraftfuttereinsatz möglich.