Ein Bauerntag der klaren Worte
Der Flachgauer Bauerntag am 18. Februar in Kernei‘s Mostheurigem in Anthering war eine Veranstaltung mit Tiefgang. Drei Stunden lang verfolgten die rund 150 Besucherinnen und Besucher sehr aufmerksam die vielen Themen, die derzeit unter den Nägeln brennen. Von der neuen „Tierhaltung plus“ bis hin zu den Auswüchsen des Green Deals gab es von allen Vortragenden sehr klare Worte. „Die Bezirksbauernkammern leisten eine sehr gute Arbeit für die Bäuerinnen und Bauern, die Rahmenbedingungen machen es uns aber nicht immer nur einfach“, so Bezirkskammerobmann Hans Frenkenberger nach der Eröffnung.
Bauern in Verhandlungen endlich einbinden
In seiner Bilanz ging er nicht nur auf die Vielzahl an erbrachten Dienstleistungen ein, sondern er schilderte auch, welche Probleme auf den Flachgau durch den Green Deal zukommen würden, würde er in der aktuell diskutierten Form umgesetzt. Für ihn ist es symptomatisch, dass die Pläne zur Reduktion des Pflanzenschutzes (SUR) gescheitert sind. „Wie sollen vernünftige Programme rauskommen, wenn man bei den Verhandlungen die betroffenen Bäuerinnen und Bauern nicht einbindet?“, wirft er die Frage in die Runde. „Wir werden aber nicht aufhören aufzuzeigen, dass es so nichts bringt, keinen Sinn macht und daher geändert werden muss. Denn es sind nicht nur die aktuell niedrigen Marktpreise, die die Bäuerinnen und Bauern erzürnen, sondern es ist die Regulationswut, die derzeit kein Ende nimmt.“
Quehenberger: Lassen uns das nicht gefallen
Auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Rupert Quehenberger, blies in dasselbe Horn: „Wir sind in Salzburg so erfolgreich, weil wir nicht jeden Trend mitgegangen sind. Unsere Betriebe sind nicht mit Gewalt gewachsen, wir haben noch eine bäuerliche Struktur. Unseren Weg der Landbewirtschaftung lassen wir uns weder schlechtreden noch kaputt machen.“ Wie der Green Deal zeige, brauche es Bäuerinnen und Bauern, die sich in der Politik engagieren würden: „Politik wird gemacht – ob mit oder ohne uns. Nur wenn wir mit dabei sind, dann können wir aufstehen und uns wehren.“
Glaubwürdige Informationen werden immer wichtiger
Sein Dank gilt auch den Ortsbäuerinnen, die in den vergangenen Wochen neu gewählt wurden, und den Ortsbauern: „Wenn wir etwas erreichen wollen, dann müssen wir uns noch besser vernetzen – von der Basis bis hinauf nach Brüssel.“ Damit ließen sich auch Risken, die etwa die künstliche Intelligenz mit sich bringe, besser bewältigen: „Die Möglichkeit, Bilder und Videos mit Hilfe der künstlichen Intelligenz mit wenigen Mausklicks zu verändern, macht es so leicht wie nie zuvor, uns zu manipulieren. Schon jetzt zeigt sich, dass es immer schwieriger wird, den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Als Landwirtschaftskammer sehen wir es daher in Zukunft als noch wichtigere Aufgabe an, unsere Mitglieder mit Fakten und glaubwürdigen Informationen zu versorgen.“
Schwaiger: EU versagt derzeit bei den großen Fragen
Agrarlandesrat Sepp Schwaiger zeigte sich wenig verwundert, dass momentan europaweit Bäuerinnen und Bauern auf die Straße gehen. „Die EU ist derzeit nicht imstande, die wirklich großen Fragen zu beantworten, stattdessen zeichnet sie neue Regelungen am Millimeterpapier.“ Als Beispiel nennt er die ungelösten Fragen etwa in der Energiewende oder auch den Irrweg, die Ernährungssouveränität aufzugeben. „Würde der Green Deal umgesetzt wie geplant, dann würde in Europa die Lebensmittelproduktion um ein Drittel schrumpfen. Wir begäben uns damit in die Abhängigkeit von fragwürdigen Drittstaaten, das wäre ein Wahnsinn.“
Nicht der "Mieselsucht" verfallen!
Ein Lichtblick ist für den Landesrat, dass wir mit Norbert Totschnig einen Landwirtschaftsminister in Brüssel haben, der fest in der Sache ist und bereits sehr vieles verhindern konnte. Und der Landesrat warnte abschließend vor einer aufkommenden „Mieselsucht“: „Wir müssen aufpassen, dass wir bei den vielen schlechten Nachrichten, die jeden Tag auf uns einprasseln, nicht die Zuversicht verlieren. Ständig negative Botschaften, die uns durch die sozialen Medien im Minutentakt geliefert werden, verändern das Bewusstsein der Menschen, das hilft uns auf Dauer nicht weiter.“
Hitzige Diskussion um die Tierhaltung plus
In der abschließenden Diskussion ging es vor allem um die neue Kennzeichnungspflicht „Tierhaltung plus“, die konventionelle Milchlieferanten trifft. Der offenen Kritik am Bauerntag begegnete Robert Leiter, Aufsichtsratsvorsitzender der SalzburgMilch, ebenfalls mit klaren Worten: „Niemand von uns hat sich das gewünscht und Deutschland hat hier nicht mit sich verhandeln lassen. In den kommenden Wochen werden die Kontrakte für die neuen Lieferungen mit dem deutschen Handel abgeschlossen und hier zählt nur eines: Wenn wir die Bedingungen nicht erfüllen, dann können wir nicht liefern. Was das dann für den Milchpreis in Österreich bedeutet, wenn derzeit jeder vierte Liter Milch nach Deutschland geht, das kann sich jeder selbst ausmalen.“