Die vielen Hindernisse aus dem Weg räumen
„Die heimische Land- und Forstwirtschaft ist ein großer Hebel, den wir gezielt gegen die Teuerung bei Lebensmitteln und Energie in Position bringen könnten“, zeigte sich Rupert Quehenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, vergangene Woche bei einer Pressekonferenz im Hotel Heffterhof überzeugt. Der Präsident ist dennoch skeptisch, weil derzeit die Hebel vielfach genau in die gegenteilige Richtung gestellt würden: „Mit vielen Hindernissen und Einschränkungen bremsen wir unser eigenes Potenzial aus. Die Rechnung dafür bekommen wir beim Einkauf und der Abrechnung von Strom, Sprit und Wärme präsentiert.“
Betriebe gegen Ausfälle absichern
Die stark gestiegenen Energiekosten machen natürlich auch der Landwirtschaft zu schaffen. Das betrifft die Futterernte ebenso wie den Betrieb von Ställen und ist eine besondere Herausforderung für Gartenbaubetriebe, die nicht wissen, wie sie heuer das Gas für die Beheizung ihrer Glashäuser bezahlen sollen. Quehenberger: „Auch die Landwirtschaft ist abhängig von einer gesicherten Stromversorgung. Ein länger dauernder Stromausfall hätte beträchtliche Folgen u. a. für die Tiergesundheit, etwa weil Kühe nicht gemolken werden können. Die LK berät daher seit Jahren die Betriebe, wie man sich besser absichern kann. Dank der Förderung von Notstromaggregaten durch das Land Salzburg sind wir hier auf einem guten Weg.“
PV-Förderung sollte nachgebessert werden
Zahlreiche Betriebe nützen mittlerweile ihre großen Dachflächen für PV-Anlagen. Viele Dachflächen sind noch unverbaut, die Bereitschaft für Investitionen ist aber enorm. „Wir haben in der Landwirtschaftskammer wöchentlich bis zu 20 Anfragen um fachliche Beratung, Hunderte Projekte warten auf die Umsetzung. Was uns bremst, sind Lieferengpässe bei Anlagenteilen, eine wenig attraktive Förderung auf Bundesebene für Anlagen über 10 kWpeak und auch Hürden bei der Genehmigung.“
Flächen für Lebensmittelproduktion sichern
Der LK-Präsident ist überzeugt: „Trotz der Energiekrise haben wir längst nicht alle Hindernisse aus dem Weg geschafft, um unabhängiger vom russischen Gas zu werden. Wenn man sich etwa die Widerstände gegen das Kraftwerk in Stegenwald ansieht, sollte man schon auch die Frage stellen, um welchen Preis Konsumenten künftig ihren Strom einkaufen wollen? Um die 70 Gigawattstunden Strom von Stegenwald zu kompensieren, können wir natürlich auch 10 Windräder aufstellen oder 100 Hektar Wiesen mit PV-Modulen zupflastern – aber wollen wir das wirklich?“ Schon jetzt ist unser Bodenverbrauch enorm, hier braucht es ein starkes Bremsmanöver. „Wir müssen die produktiven Flächen vorrangig für die Lebensmittelherstellung sichern. Das von Landesrat Sepp Schwaiger auf den Weg gebrachte neue Grundverkehrsgesetz sollte hier deutliche Verbesserungen bringen. Wir hoffen daher, dass es im Herbst beschlossen wird.“
Salzburger Weg hat sich gelohnt
„Der Salzburger Weg, den unsere Landwirtschaft seit vielen Jahren geht, ist der richtige. Das zeigt sich gerade auch jetzt in der Energiekrise. Der Großteil des Futters wird selbst produziert und wir sind im Vergleich wenig abhängig von energieintensiven Düngemitteln. Mehr als 90 % der Flächen sind ,Bio‘ oder werden im Umweltprogramm mit Verzicht auf Stickstoff-Handelsdünger bewirtschaftet. Die Bäuerinnen und Bauern setzen auf Kreislaufwirtschaft und betriebseigene Wirtschaftsdünger wie Gülle und Jauche. Wenn es jetzt im Herbst am Land nach Dünger riecht, dann ist das eigentlich ein Duft der Freiheit und der Unabhängigkeit von internationalen Konzernen.“