Im zweiten Jahr der Coronakrise stieg abermals die Nachfrage nach Norikern und dies führte wiederum zu einem deutlichen Preisanstieg. Das Zusammenspiel aus Versteigerungen und dem Online-Verkauf stellt für den Absatz in Salzburg eine ideale Kombination dar.
Die äußerst positiven Entwicklungen der letzten Jahre setzten sich auch im Jahr 2021 trotz des wiederum leicht steigenden Angebots an den drei Versteigerungsstandorten in Salzburg fort. In Mauterndorf, Abtenau und Maishofen wurden bei den vier Versteigerungen des Landespferdezuchtverbandes Salzburg insgesamt 293 Norikerpferde zum Verkauf angeboten. Dies ist im Jahresvergleich eine Steigerung um rund 11 % und entspricht in etwa dem Niveau von 2019. Die Abhaltung der Versteigerungen unter „Corona-Bedingungen“ wurde 2021 zur Routine und stellte im Wesentlichen keine Beeinträchtigung im Verkaufsgeschehen mehr dar.
Die Nachfrage und das Angebot verkäuflicher Noriker, insbesondere Fohlen, im Internet war wie bereits im Vorjahr über die Sommermonate hinweg schon sehr hoch.
Die weiterhin sehr gute Nachfrage aus dem deutschen Raum führte dazu, dass oft noch bestehende Käuferwünsche nach gut und solide ausgebildeten Pferden nicht befriedigt werden konnten, obwohl hier in den letzten Jahren ein deutliches Bewusstsein für faire Preise entstanden ist.
Der Online-Verkauf ist auch am Pferdesektor nicht mehr wegzudenken und Social-Media-Plattformen haben zwischenzeitlich eine sehr hohe Bedeutung erlangt. Dieser „virtuelle Marktplatz“ ist für unsere Züchter sehr wichtig und für eine positive Preisbildung auch entscheidend. Die Kombination aus Online-Handel und Versteigerungen vor Ort stellen für das Angebotsverhalten in Salzburg eine ideale Kombination dar. Die Versteigerungen ermöglichen es, entsprechende Stückzahlen in verhältnismäßig kurzer Zeit zu verkaufen, und über das Online-Angebot werden in erster Linie Zielgruppen bei den Verkäufern und Käufern angesprochen, die vor Ort nicht teilnehmen würden.
Das virtuelle Angebot wurde im letzten Jahr durch die „PferdAustria-Online-Auktion“ erweitert und für den Start wurden Fohlenauktionen angeboten. Das Angebot wurde leider am Norikersektor nicht genutzt, allerdings bestünde hier mit Sicherheit ein großes Potenzial, um die Vermarktung über die Bundesgrenzen hinweg noch zu intensivieren.
Im zweiten Pandemiejahr waren wir bei der Ausrichtung unserer Veranstaltungen jedoch auch um die Erfahrungen des ersten Jahres reicher und somit gelang es im Jahr 2021, eine perfekte Kombination aus gut organisierten und auch besuchten Zuchtveranstaltungen, sehr guten Absatzveranstaltungen und der medialen Präsenz via Online-Berichterstattungen und Live-Streams bei den bundesweiten Veranstaltungen zu organisieren.
Konsequente Zucht zahlt sich aus
Die Grundlage für eine erfolgreiche Vermarktung ist allerdings auch ein ansprechendes Angebot. Dabei ist es auch wichtig, dass züchterische Selektionsmaßnahmen konsequent umgesetzt werden, um eine Kontinuität über Generationen hinweg zu gewährleisten. Dies ist ein wesentlicher Teil einer aktiven Zuchtpolitik, die jedoch nicht, wie leider allzu oft auch im internationalen Vergleich der Zuchtorganisationen bemerkbar, durch eine liberale Züchterpolitik abgelöst werden sollte.
Im Landespferdezuchtverband Salzburg wurde vor einigen Jahrzehnten der Weg in der Umsetzung konsequenter Selektionsmaßnahmen bei den Vatertieren wie auch bei den Zuchtstuten eingeschlagen. Eine deutliche Weiterentwicklung der Norikerrasse im Sinne der Zuchtzielvorgaben hat stattgefunden. Somit ist bei weiterer Umsetzung auch eine weiterhin positive Entwicklung zu erwarten und dies bestätigt auch der Verkaufserfolg unserer Züchter.
Absatz über Versteigerung steigt
Wie bereits erwähnt, hat die Abhaltung der vier Versteigerungen im Bundesland Salzburg im Jahr 2021 sehr gut funktioniert. Insgesamt wurden offiziell über die vier traditionellen Versteigerungen 224 Norikerpferde vermarktet. Dies entspricht einer Steigerung um 14 % im Jahresvergleich und führte zu einem Verkaufsanteil von 76 %. Im Jahr 2021 konnten demnach drei von vier verkäuflichen Norikern auch tatsächlich über Versteigerungen verkauft und dabei über das Marktbüro abgerechnet werden. Erfreulich dabei ist, dass die Kondition, der Pflegezustand sowie auch die Qualität der verkäuflichen Noriker über alle Standorte als gut beurteilt werden können.
Stutfohlen: Bei den Noriker-Stutfohlen lag der durchschnittliche Netto-Zuschlagspreis der 79 verkauften Fohlen bei 1.758 Euro und ist gegenüber dem Vorjahr nochmals um 365 Euro gestiegen. In den letzten zehn Jahren hat sich der Durchschnittspreis bei den Stutfohlen mehr als verdoppelt.
Teuerstes Stufohlen von Fam. Obernhumer
Das teuerste Stutfohlen war gleich bei der Auftaktversteigerung im Mauterndorf ein Schwarzflecktigerfohlen nach Goliath Vulkan XVI von der Familie Obernhumer aus Natternbach, welches um einen Nettopreis von 5.200 Euro von Ferdinand Marchl aus Rinchnach (D) gesteigert wurde.
Mit einem Zuschlagspreis von 2.250 Euro war eine dunkelbraune Zweigelt-Schaunitz-XVI-Tochter von Johann Hedegger aus Abtenau das teuerste Stutfohlen des Abtenauer Rösslmarktes. Dieses Fohlen wurde von Patrick Lach aus Lochen (OÖ) gekauft. Winfried Müller aus Murau (Stmk.) war der Käufer des teuersten Stutfohlens bei der Versteigerung in Maishofen. Dieses Rappstutfohlen nach Gruber Diamant XVI von Stefan Pfannhauser aus St. Martin bei Lofer wechselte um 2.850 Euro den Besitzer.
Hengstfohlen: Die insgesamt 109 über alle vier Versteigerungen verkauften Hengstfohlen erreichten im Gesamtschnitt einen Netto-Zuschlagspreis von 1.342 Euro. Der Durchschnittspreis liegt somit nochmals um 232 Euro über dem bereits sehr hohen Vorjahrespreis. Der Nettopreis der Hengstfohlen im Jahr 2009 betrug zum Vergleich 505 Euro und somit hat sich hier der Durchschnittspreis in dieser Zeit nahezu verdreifacht.
Auffallend dabei war, dass entgegen dem Trend des Jahres 2020 die Hengstfohlen zu Beginn der Versteigerungssaison tendenziell teurer waren. Dies entspricht auch wieder dem Trend der Vorjahre und war nur 2020 gegenläufig.
Tigerfohlen sichert sich Bestpreis bei Hengsten
Die Familie Obernhumer aus Natternbach stellte bei der Versteigerung in Mauterndorf das teuerste Hengstfohlen, einen tigerfärbigen Goliath-Vulkan-XVI-Sohn. Dieser wurde von Johann Thurner aus Flachau um 3.750 Euro netto erworben. Ein rappfärbiges Zweigelt-Schaunitz-XVI-Hengstfohlen erzielte für Lorenz Reiter aus Abtenau mit 1.850 Euro den Tageshöchstpreis der Versteigerung in Abtenau und wurde von Georg Frick aus Ingoldingen (D) gekauft.
Bei den Hengstmutter-Hengstfohlen in Maishofen wurde als teuerstes Fohlen wiederum ein Schwarzflecktiger nach Lektor Vulkan XVIII um 3.000 Euro von Alexander Dankl aus Bad Hofgastein an Ferdinand Marchl aus Rinchnach (D) verkauft und dieser kaufte bei der Oktoberversteigerung um 2.650 Euro ebenfalls das teuerste Hengstfohlen, einen Schwarzflecktiger nach Lektor Vulkan XVIII von Isidor Grießner aus Leogang.
Das teuerste nicht-tigerfärbige Hengstfohlen bei dieser Versteigerung war ein dunkelbrauner Gottfried-Diamant-XVI-Sohn von Ferdinand Höllwart aus Pfarrwerfen, welcher um 1.650 Euro netto von Eileen Kolano, einer Tierschützerin aus Sievershütten in Schleswig-Holstein, ersteigert wurde.
Bei der Versteigerung in Maishofen erzielten gleich drei Stuten den Tageshöchstpreis von 4.000 Euro netto und wurden ebenfalls an Käufer aus Deutschland verkauft.
Trendwende am Noriker-Pferdemarkt
Eine weitere Trendwende war im Jahr 2021 ersichtlich, denn erstmals ist der Anteil der über Versteigerungen vermarkteten Fohlen wiederum steigend.
Von 572 registrierten Norikerfohlen wurden 204 Fohlen über Versteigerungen verkauft. Dies ist eine Steigerung um 60 Fohlen gegenüber 2020 und entspricht einem Anteil von rund 36 % an den gesamten registrierten Norikerfohlen. Die Versteigerungspreise stellen somit nur einen Teil des gesamten Marktsegments dar, der jedoch für die gesamte Preisbildung sehr wichtig ist. Diese Tatsache muss bei der Interpretation der Versteigerungsergebnisse berücksichtigt werden, denn die im Ab-Hof-Verkauf erzielten Preise orientieren sich an diesen offiziell über Versteigerungen ermittelten, liegen jedoch in Einzelfällen noch deutlich darüber.
Gewerbliche und private Käufer gleichauf
Zurückblickend auf das Jahr 2020 musste festgehalten werden, dass der Anteil der gewerblichen Käufer deutlich überwogen hat. Dies hat sich 2021 wieder ausgeglichen und gewerbliche sowie private Käufer hielten sich mit 51 % zu 49 % ziemlich exakt die Waage. Die aus dem Bereich des Tierschutzes motivierte Käuferschaft ist weiterhin zunehmend, wobei hier weniger Organisationen, sondern vielmehr Privatpersonen als Käufer auftreten.
Jahrelange Zuchtarbeit macht sich bezahlt
Alles in allem kann auf eine sehr erfolgreiche Vermarktungssaison 2021 zurückgeblickt werden. Die Kombination der traditionellen Versteigerungen, die nicht nur Verkaufsplattform, sondern auch Treffpunkte und Orte von Meinungsaustausch und Diskussionen sind, mit den Online-Verkaufsmöglichkeiten, Social-Media-Kanälen und Internetforen stellt ein erfolgreiches Vermarktungskonzept dar.
Gut organisierte und abgehaltene Zuchtveranstaltungen bilden einen weiteren wesentlichen Teil in der Vermarktung und tragen ebenfalls zur Werbung und Imagebildung bei. Die äußerst positive Entwicklung im Vermarktungsbereich sorgt nicht nur für eine gute Stimmung unter den Norikerzüchtern, sondern spricht auch für die geleistete Arbeit der letzten Jahre.