Das Potenzial von Hülsenfrüchten unter der Lupe
Hülsenfrüchte wie die Ackerbohne, Kichererbsen und Linsen gehören botanisch zu den Leguminosen und erfreuen sich bei den Konsumenten immer größerer Beliebtheit, da sie als alternative Eiweißquellen zum Fleisch gelten. Neben Eisen und Kalzium findet man in den geernteten Fruchtkörpern langkettige Kohlehydrate, die für die menschliche Verdauung sehr wertvoll sind. Die Produkte, die es in den Supermärkten zu kaufen gibt, stammen meist aus dem südlichen Mittelmeerraum oder aus Fernost. In der mitteleuropäischen Landwirtschaft oder gar in Österreich findet man einen praktizierten Anbau dieser Lebensmittel selten. Da die Sojabohne leichter im Anbau und in der Pflege ist sowie hohe Erträge liefert, drängte sie die genannten Hülsenfrüchte nach und nach als Nischenprodukt zurück.
Gute Vorfruchtwirkung
In ihrer Matura-Projektarbeit haben sich Maximilian Edelmann, Florian Költringer und Anja Kupfner die Frage gestellt, ob auch in der heimischen Landwirtschaft diese hochwertigen Eiweißlieferanten angebaut werden können, da der Markt dafür bekanntlich stetig steigt. Pflanzenbaulich würden sich die Leguminosen aufgrund ihrer Eigenschaften der Stickstofffixierung bzw. als Bodenverbesserer gut in Fruchtfolgen heimischer Ackerbaubetriebe inkludieren lassen.
Im April 2024 starteten die angehenden Ursprung-Absolventen mit dem Anbau von je einem Versuchsfeld mit Ackerbohnen, Kichererbsen und Linsen auf drei verschiedenen Flächen in Oberndorf, Elixhausen und am elterlichen Betrieb von Anja in Neukirchen an der Enknach, um die Auswirkungen der verschiedenen Bodentypen und des Klimas ebenso in den Versuch einfließen lassen zu können. Sämtliche Früchte wurden im biologischen Anbau getestet.
Ackerbohne
Im Versuch wurde im Innviertel ein Hektar Ackerbohne mit 45 Körnern/m2 gesät und rund einen Monat später eine mechanische Unkrautbekämpfung durchgeführt. Ein Befall mit der Schwarzen Bohnenblattlaus schadete sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Qualität der Ernte. Auf der Versuchsfläche in Ursprung konnte man bessere Ergebnisse erzielen. Da hier kein Befall vorlag, ernteten die Schüler aufgerechnet auf einen Hektar rund 3.800 kg, was zufriedenstellend war. Aufgrund der hohen Saatgutkosten rentiert sich der Anbau jedoch weder zur Herstellung als Futtermittel noch als Lebensmittel.
Kichererbsen und Linsen
Kichererbsen bevorzugen lockere, sandige Böden und ein trockenes Klima. Zur Keimung benötigt das Saatgut jedoch eine hohe Feuchtigkeit und wurde deshalb in einer Tiefe von 6 cm abgelegt. Über den Sommer wuchsen die Kichererbsen bis zu einer Höhe von rund 60 cm. Am Standort in Oberndorf erfreuten sich die Versuchsteilnehmer an festen Schoten und geringem Druschverlust.
Die Linse ist eine sehr konkurrenzschwache Pflanze. Dadurch sind eine gute Saatbeetbereitung und die Fruchtfolgeplanung sehr wichtig. Um die Lagerfähigkeit der Linsen zu erhöhen, wurde neben den Linsen noch ein Sommerhafer (Verhältnis 3 : 1) angebaut, welcher als Stützfrucht diente. Die Ernte von Linsen ist aufgrund ihrer Korngröße, ihres differenzierten Reifungsrads auf den Schoten und ihres Gemenges mit Stützfrüchten sehr problematisch.
Mit einem Parzellendrescher und in weiterer Folge einem stationären Tischdrescher konnte die Ernte halbwegs sauber gewonnen werden. Über alle drei Versuchsflächen hinweg waren die Erträge bei den Linsen aufgrund des heimischen Klimas, der Verunkrautung und in Folge der schlechten Druschfähigkeit nicht zufriedenstellend (Ertrag aufgerechnet 96 kg/ha).
Fazit
In den Versuchen an den drei Standorten zeigten Ackerbohnen und Kichererbsen gute bis sehr gute Ergebnisse. Die Kichererbsen überzeugten durch zuverlässige Erträge und gute Unkrautunterdrückung. Sie gelten als vielversprechende Kultur mit Vermarktungschancen am Nischenmarkt.
Linsen blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück, vor allem wegen fehlender Stützfrüchte und ungünstiger Witterung. Linsen sind aufgrund geringer Erträge derzeit schwierig zu
kultivieren. Durch Optimierungen des Anbaus und gezieltes Marketing könnten ihre Wirtschaftlichkeit verbessert werden und sich daraus auch langfristige Chancen ergeben.
Maximilian Edelmann aus Oberndorf, Anja Kupfner aus Neukirchen an der Enknach und Florian Költringer aus Göming erarbeiteten mit viel Fleiß und Einsatz ein Maturaprojekt, das viele offene Fragen rund um den Anbau von Hülsenfrüchten beantwortete bzw. als Grundgerüst für weiterführende Projekte rund um die wertvollen Leguminosen dient.