Ausfallursachen von Lämmern und Kitzen in den ersten beiden Lebenswochen - Artikelreihe Teil 2
In den ersten beiden Lebenswochen setzen sich Lämmer und Kitze intensiv mit der neuen Haltungsumwelt und deren Immunsystem mit Keimen auseinander. Clostridien sind Bakterien, welche natürlicherweise im Boden und der Darmflora gesunder Schafe und Ziegen vorkommen. Unter bestimmten Voraussetzungen bilden Clostridien jedoch Gifte, welche im Tier zu schwerwiegenden, meist tödlichen, Erkrankungen führen.
Clostridien besiedeln den Darm
Clostridienerkrankungen zählen weltweit zu den verlustreichsten Krankheiten im Bereich der Schaf- und Ziegenhaltung, gekennzeichnet durch einen sehr schnellen Krankheitsverlauf und plötzlichen Tod betroffener Tiere. Der natürliche Lebensraum der Clostridien ist der Erdboden.
Clostridien besiedeln jedoch auch den Verdauungstrakt von Mensch und Tier als natürliche Darmbewohner. Clostridien sind Bakterien, die Sporen bilden können. Die Sporen sind sehr widerstandsfähig gegenüber Austrocknung, Hitze und Desinfektionsmitteln. Durch die hohe Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen können die Sporen viele Jahre überdauern und infektiös bleiben. Bisher sind mehr als 200 Arten der Clostridien bekannt, wobei nur wenige zu erheblichen Erkrankungen führen können. Krankheitsauslösende Clostridien sind in der Lage, Giftstoffe (Toxine) zu bilden, die im Tier ein schwerwiegendes Krankheitsgeschehen auslösen.
Betroffene Tiere können symptomlos verenden
"Clostridium perfringens Typ B“ verursacht die Lämmerdysenterie. Der Erreger kommt in der Umwelt häufig vor. Er kann über die Einstreu oder das Saugen an den Zitzen aufgenommen werden und somit in den Darm gelangen. Auch bei gesunden Lämmern und Kitzen können Clostridien im Darm nachgewiesen werden, welche jedoch nicht zwingend zu einer Erkrankung führen. Erst die Kombination von Clostridien mit auslösenden Faktoren kann die Erkrankung hervorrufen. Beispielsweise kann es durch die Aufnahme großer Milchmengen zu einer unkontrollierten Vermehrung der Bakterien mit anschließender Toxinbildung kommen.
Betroffene Jungtiere verenden oftmals innerhalb weniger Stunden, auch symptomlos, oder ein bis zwei Tage nach Auftreten der ersten Anzeichen. Eine Behandlung ist aufgrund des schnellen Krankheitsverlaufs meist nicht möglich. Bei Fällen in mutterloser Aufzucht sollte die tägliche Tränkemenge (max. ¾ Liter pro Mahlzeit je nach Alter und Gewicht) überprüft und auf mindestens drei Gaben aufgeteilt werden. Ebenso kann eine Impfung vor Todesfällen schützen.
Bakterien dringen über offene Wunden ein
"Clostridium tetani“, besser bekannt als Tetanus, ist weltweit verbreitet und kann sowohl Mensch als auch Tier gleichermaßen betreffen. Das Schaf zählt neben dem Pferd zu den am meisten empfänglichen Tierarten. Grundsätzlich können alle Altersgruppen vom Wundstarrkrampf betroffen sein, wobei Lämmer und Kitze empfindlicher sind als erwachsene Tiere.
Der Wundstarrkrampf wird durch eine Wundinfektion ausgelöst, das heißt die Bakterien dringen über Wunden (Nabelwunde, Kastration, Schwanzkupieren) in den Körper ein. Anschließend erfolgt unter Luftabschluss eine starke Vermehrung der Bakterien mit Toxinbildung. Die Giftstoffe wandern anschließend in die Muskulatur und ins Nervensystem.
Die Zeit zwischen Aufnahme der Erreger und dem Auftreten der ersten Symptome ist abhängig von der Entfernung der Wunde vom Nervensystem und kann wenige Tage bis Wochen dauern. In seltenen Fällen können Erreger bzw. deren Gifte über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden.
Vorbeugung von Tetanus-Infektionen
- Nabeldesinfektion* bei Neugeborenen
- Sauberes Arbeiten sowie Desinfektion* beim Schwanzkupieren
- Einen Schutz gegen Tetanus bietet auch die Impfung
*) Es wird die Verwendung von jodhaltigen Desinfektionsmitteln empfohlen (z.B. Betaisodona®)
Teure Behandlungen meist ohne Erfolg
Die typischen Krankheitserscheinungen sind Muskelzuckungen, Muskelsteifheit, Streckkrämpfe oder ein unsicherer, stelzender Gang. Im weiteren Krankheitsverlauf kann es zudem zu einer erschwerten Futter- und Wasseraufnahme kommen. Die Tiere liegen meist in Seitenlage mit abgestreckten Gliedmaßen, welche sich kaum beugen lassen. Die Erkrankung führt nach wenigen Tagen beinahe immer zum Tod. Eine Behandlung ist sehr kostspielig und hat in den meisten Fällen leider nur geringfügigen Erfolg.
Wissenswertes über Clostridien
- Die Erreger "Clostridium perfringens Typ B“ und "Clostridium tetani“ sind besonders in den ersten beiden Lebenswochen von Lämmern und Kitzen gefährlich.
- Ein schmerzhafter Bauch und Saugunlust können Anzeichen für Lämmerdysenterie sein. In Folge tritt meist Durchfall ein.
- Typische Krankheitserscheinungen von "Clostridum tetani“ sind Muskelzuckungen, Muskelsteifheit, Streckkrämpfe oder ein unsicherer, stelzender Gang.
- Wichtig: Tiere, die an Tetanus erkrankt sind, dürfen nicht geschlachtet werden!