Alarmbereitschaft nach neuem MKS-Fall in Ungarn
In einem ungarischen Milchviehbetrieb mit rund 1.400 Tieren wurde ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche bestätigt. Der Betrieb befindet sich rund 60 Kilometer westlich der österreichischen Staatsgrenze in der Region Györ. Nach dem Nachweis des Ausbruches wurde sofort die Keulung des ganzen empfänglichen Tierbestandes, die unschädliche Beseitigung der Tierkörper und der Produkte sowie eine Desinfektion der Stallungen angeordnet. Im Umkreis von drei Kilometern befindet sich nun eine Schutzzone. Im Radius von zehn Kilometer (Überwachungszone ) wurden erste Untersuchungen bei den Betrieben vorgenommen.
MKS: Keine Behandlung möglich
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende, anzeigepflichtige Viruserkrankung bei Rindern, Büffeln, Schweinen, Ziegen, Schafen und wildlebenden Paarhufern. Eine Infektion des Menschen kann auftreten, führt aber in der Regel nicht zu einer Erkrankung. Bei Seuchenverdacht hat der Amtstierarzt eine sofortige Betriebssperre und eine Verdachtsuntersuchung einzuleiten. Das Auftreten von MKS ist mit schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Länder verbunden. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Produkten (z. B. Milch, Fleisch, Samen) und Ausscheidungen. Eine Übertragung über die Luft ist über beträchtliche Distanzen (bis zu 60 km über Land) möglich. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis 14 Tage.
Generelle Symptome sind Blasenbildung im Maulbereich, am Euter und an den Klauen, Fieber (bis 42 °C), Schmerzen, Apathie, Appetitlosigkeit und Lahmheit. Die Todesrate ist bei erwachsenen Tieren meist gering (bis 5 %). Bei Kälbern (bis zu 75 %), Lämmern und Ferkeln kann sie 20 % oder mehr betragen.
Eine prophylaktische Impfung ist in der EU verboten. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere. In einem MKS-positiven Betrieb müssen alle Klauentiere getötet werden.
Ages stuft das Risiko als hoch ein
Bedingt durch den Ausbruch in Ungarn wird das Risiko seitens der Ages derzeit als hoch eingestuft. Aus dem genannten ungarischen Betrieb wurde Ende Februar ein Rind in einen Schlachthof in die Steiermark verbracht. Nach Überprüfung stellte die steirische Landesregierung fest, dass sich der Schlachtkörper nicht mehr im Schlachtbetrieb befindet. Aufgrund der noch unklaren Lage, des unbekannten Ursprungs der Tierseuche und der gravierenden Konsequenzen eines allfälligen Ausbruches in Österreich werden Halter empfänglicher Tierarten ersucht, vermehrt auf allgemeine Biosicherheitsmaßnahmen wie saubere Stallkleidung, Quarantäne, Reinigung und Desinfektion von Transportmitteln, Verhinderung des Zutritts für Betriebsfremde zu Stallhaltungen empfohlen.
PPR: Ausbrüche in der EU gemeldet
Nicht nur die Maul- und Klauenseuche, auch die „Pest der kleinen Wiederkäuer“ (PPR) rückt gefährlich nahe an Österreich heran. In den letzten Monaten wurden immer wieder Ausbrüche in Griechenland, Rumänien und Bulgarien gemeldet. Auch Ungarn meldete Ende Jänner einen Ausbruch auf einem Schafbetrieb, nur
25 km von der österreichischen Staatsgrenze entfernt.
Um den österreichischen Tierbestand weiterhin zu schützen, wurden das Einbringen von Schlachttieren aus Rumänien und Ungarn bis auf Weiteres ausgesetzt und zusätzliche Vorgaben beim Einbringen empfänglicher Tiere aus Griechenland und Bulgarien in Kraft gesetzt.
Erfahrungen mit dem BTV3 geben zu denken
Tiergesundheit Österreich hat am 24. Februar ein sehr informatives Webinar zur Blauzungenkrankheit veranstaltet. Das Video steht nun online zum Nachsehen. Andrea Höflechner vom Gesundheitsministerium gibt darin einen Überblick über das europaweite Seuchengeschehen.
Besonders zu denken geben Erfahrungsberichte aus der Rinderpraxis, die mit dem Serotyp BTV3 gemachten wurden. Dieser Virusstamm ist aktuell im Westen Österreichs ein Thema. Nico Beckers-Schwarz ist Tierarzt und selbst Milchviehhalter im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen). Die Region war im Vorjahr extrem stark vom Virus betroffen. Seine Gemeinschaftspraxis hat viele Betriebe betreut und auch statistische Auswertungen gemacht (im Video ab 59:20 zu sehen). Das Webinar kann eine Entscheidungshilfe sein, ob man seine Tiere impfen will oder nicht.
Zum Nachsehen: www.youtube.com/@TiergesundheitÖsterreich oder direkt über den QR-Code