„Wir werden keine Bezirksbauernkammer schließen“
Die Landwirtschaftskammer hat am Freitag der Vollversammlung den Voranschlag für 2026 zum Beschluss vorgelegt – wie steht es um die Finanzen der LK?
Kammeramtsdirektor Franz Wieser: Es ist durchaus eine angespannte Situation. Die Landwirtschaftskammer ist aber nicht „pleite“, wie manche behaupten, aber die Ausgaben liegen über den Einnahmen und das wird uns heuer und auch nächstes Jahr ein Minus von mehreren Hunderttausend Euro einbringen. Hier braucht es Korrekturen, um die Vertretung der Bäuerinnen und Bauern finanziell langfristig abzusichern. Oberstes Ziel ist es, das Auseinanderklaffen von Voranschlag und Jahresabschluss zu verhindern.
Was ist konkret geplant?
Wieser: Wichtig war uns, der Vollversammlung ein realistisches und belastbares Bild für die Beratung und Beschlussfassung vorzulegen. Die Gehaltsentwicklungen der vergangenen Jahre – insbesondere die Gehaltserhöhungen 2023 und 2024 von insgesamt 15 % – belasten das Budget der Kammer erheblich – hier geht es ja vielen anderen Unternehmen und öffentlichen Organisationen sehr ähnlich. Im kommenden Jahr braucht es daher dringend eine ausgabenseitige Entlastung der Finanzen. Ziel ist es, das Personalbudget zu reduzieren und auch das Sachbudget und die Reisekosten deutlich zu senken. Konkret werden freiwerdende Posten nicht nachbesetzt. In Summe sollen so in den kommenden beiden Jahren knapp zehn Dienstposten eingespart werden.
Der UBV fordert von der Kammerführung einen sofortigen radikalen Schnitt und 20 % weniger Personal. Was sagen Sie dazu?
Präsident Rupert Quehenberger: Diese Forderung aufzustellen ist leicht, wenn man die Auswirkungen nicht bedenkt. Der UBV hat nämlich nicht dazugesagt, welche zwei Bezirksbauernkammern wir dann zusperren sollen. Schon jetzt sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefordert, die vielen Aufgaben abzuarbeiten. Wenn wir 30 Dienstposten einsparen, werden wir viele Leistungen für die Bauern einfach nicht mehr anbieten können.
Ist die Zusammenlegung von Bezirksbauernkammern in Salzburg ein Thema?
Quehenberger: Uns ist es wichtig, dass die Bäuerinnen und Bauern einen schnellen und persönlichen Kontakt zu unseren Beraterinnen und Beratern haben. Es ist ein riesiger Unterschied, ob man jemanden persönlich kennt oder nur eine Nummer in einem großen Apparat ist. Viele andere Organisationen beneiden uns um diese Nähe zu den Mitgliedern. Auch die Bäuerinnen und Bauern bestätigen uns immer wieder, dass ihnen das wichtig ist. Wir werden diesen Schritt nicht machen, wenn wir nicht alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben.
In den Medien werden auch Kredite von knapp 10 Millionen Euro genannt – wie verschuldet ist die LK tatsächlich?
Quehenberger: Ja, es stimmt, die LK hat Kredite in dieser Höhe laufen. Allerdings muss man hier klar sagen, dass diese Schulden aus den Um- und Neubauten unserer Gebäude stammen. Wir haben diese auf einen zeitgemäßen Stand gebracht und damit den Wert dieser Gebäude massiv erhöht. Alleine der Wert des Gebäudes in der Schwarzstraße übersteigt vermutlich diese Schulden. Ich kenne kaum einen landwirtschaftlichen Betrieb, der ohne Kredit einen neuen Stall bauen kann. Die Finanzierungen wurden genau geprüft und wir liegen bei den Rückzahlungen voll im Plan.
In der Öffentlichkeit kritisiert werden auch immer wieder die Entschädigungen für die Funktionäre. Wie sieht die Situation bei der LK Salzburg aus?
Wieser: In Salzburg sind die Entschädigungen für die Spitzenfunktionärinnen und -funktionäre im Salzburger Bezügegesetz geregelt. Der Landwirtschaftskammerpräsident erhält derzeit rund 3.000 Euro netto, ein Vizepräsident/eine Vizepräsidentin gut 1.000 Euro netto im Monat. Das ist nicht einmal die Hälfte dessen, was ein Arbeiterkammer-Präsident erhält. Die Einkünfte sind natürlich lohnsteuer- und sozialversicherungsabgabenpflichtig. Die Bezüge wurde seit Jahren nicht angepasst und es sind auch keine Erhöhungen geplant. Das gilt auch für die Entschädigungen aller anderen Funktionäre – auch diese werden nicht erhöht. Mit insgesamt rund 400.000 Euro sind die Mittel, die die LK in Summe dafür aufwendet, relativ überschaubar. Vor allem aber muss man eines sagen: Die Funktionärinnen und Funktionäre sind ein wesentlicher Teil einer Interessenvertretung. Wir sehen täglich, wie wichtig alleine die Obmänner in den Bezirken sind. Das sind Ansprechpartner vor Ort, die mit viel Engagement und einem hohen Zeitaufwand für die Interessen der Bäuerinnen und Bauern kämpfen. Hier einzusparen, ist einfach kurzsichtig.
In den vergangenen Jahren hatte auch der Heffterhof mit Abgängen zu kämpfen, wie sieht die Situation im kommenden Jahr aus?
Quehenberger: Der Heffterhof wirft seit heuer erstmals Erlöse ab. Es gibt für 2025 noch keinen Rechnungsabschluss, aber wir gehen davon aus, dass am Ende des Jahres aus Plus von mehreren Zigtausend Euro stehen wird. Auch im kommenden Jahr erwarten wir einen positiven Abschluss. Wir haben in den vergangenen Monaten mit dem Führungsteam des Heffterhofes an vielen Stellschrauben gedreht und es freut uns sehr, dass uns diese Wende so schnell gelungen ist. Den Heffterhof jetzt zuzusperren, ist daher für uns keine Option. Im Gegenteil, er soll in den kommenden Jahren Geld für das Kammerbudget erwirtschaften.
Der unfreiwillige Abgang des früheren Kammeramtsdirektors und der Leiterin der Finanzabteilung hat bekanntlich ein gerichtliches Nachspiel. In den vergangenen Wochen wurden die Finanzen der LK intensiv geprüft. Was wurde dabei festgestellt?
Wieser: An der Faktenlage zu den unrechtmäßigen Sonderzahlungen hat sich aus unserer Sicht nichts geändert. Ein Riesenthema ist für uns aber auch, dass im Voranschlag für 2025 Annahmen getroffen wurden, die bei Weitem nicht eingetreten sind. Das ist strafrechtlich nicht relevant, aber es brachte letztendlich die LK in finanzielle Schieflage, weil man früher reagieren hätte müssen. Die beiden starken Lohnerhöhungen von 2023 und 2024 waren bekannt und trotzdem ist man bei den Personalkosten nicht stärker auf die Bremse getreten. Hier ist wertvolle Zeit verstrichen.
In den Medien wird derzeit viel über die Finanzen der LK und das laufende Verfahren berichtet. Wie groß ist der Imageschaden für die Interessenvertretung?
Wieser: Die Landwirtschaftskammer ist natürlich eine öffentliche Einrichtung und damit ist das Interesse der Medien gegeben – auch weil viele der handelnden Personen bekannte Gesichter sind. Wären wir ein privates Unternehmen, wäre unser Bilanzverlust und auch das Gerichtsverfahren nur eine Randnotiz wert. Tatsache ist, dass diese Berichte auch bewusst geschürt und aufgebauscht werden, um der LK zu schaden. Wir stellen auf Anfrage unsere Sicht der Dinge klar und wollen auch nichts verbergen. Die ganze Diskussion um die Kammern – und hier ist ja nicht nur die LK betroffen – schadet letztendlich aber der Sozialpartnerschaft und somit uns allen. Wir leisten in der LK sehr gute Arbeit für die Bäuerinnen und Bauern, das setzen manche aus persönlichen Interessen leider aufs Spiel.
