Streuobstbau soll Kulturerbe der Unesco werden
Immaterielle Kulturerbe sind kulturelle Ausdrucksformen, die unmittelbar von menschlichem Wissen getragen und von Generation zu Generation weitergegeben und weiterentwickelt werden. Auch die Streuobstlandschaften mit hochstämmigen, großkronigen Obstbäumen sind aus einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung entstanden. „Die Anlage, Bewirtschaftung und Pflege von Streuobstwiesen, das Züchten von Obstsorten und die Ernte sowie Verarbeitung des Obstes beruhen auf umfangreichem Erfahrungswissen“, heißt es seitens der Arge Streuobst. Neben kulturellen Ausdrucksformen wie Erntefesten und -ritualen wurden über Jahrhunderte hinweg spezielle Handwerkstechniken entwickelt und verfeinert.
Die Landwirtschaftskammer Salzburg unterstützt natürlich die Bemühungen über den Obst- und Gartenbauverein Salzburg. „Wir müssen jede Gelegenheit nützen, um auf den Wert des Streuobstbaues hinzuweisen. Die großen Obstbäume gehören zu Salzburgs Kulturlandschaft wie unsere Bauernhäuser und Höfe. Die Gefahr, dass der Streuobstbau still und leise immer mehr verschwindet, ist weiterhin groß“, so der Präsident der LK Salzburg, Rupert Quehenberger.
Um den Prozess der Antragstellung zu unterstützen, sind alle aufgerufen, durch Ihre Unterschrift den Bewerbungsprozess ihre Stimme zu geben. Neben Einzelpersonen gilt das auch für Vereine, Gemeinden, Verarbeiter und Schulen. Die Unterstützungserklärungen sollen dem Unesco-Büro dokumentieren, dass dieses Anliegen von vielen Österreichern mitgetragen wird.
„Gerade jetzt, in einer Zeit, in der naturbelassene und unbehandelte Lebensmittel eine immer größer werdende Wertschätzung erfahren, gibt es keine vernünftigere Tat, als einen Obstbaum zu pflanzen, um damit auch unsere Streuobstgärten zu erhalten“, so der Obmann der Salzburger Obst- und Gartenbauvereine, Sepp Wesenauer.
In Salzburg sind etwa 95 % der Obstgehölze landschaftsprägende Halb- und Hochstämme, die ein einzigartiges Reservoir an Sorten bewahren. Wesenauer: „Die Fülle an Obstarten ist so bunt wie die Regionen, in denen sie bevorzugt aus überlieferter Erfahrung vorkommen. Das alte Wissen über die Pflege der Obstbäume, das Veredeln und den richtigen Schnitt, das Erkennen der Pflückreife zur Lagerung und Verarbeitung ist ein Kulturgut, welches in die heutige Zeit gebracht werden muss. Für die weitere Entwicklung bietet die Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe einen optimalen Rahmen.“
Die Einreichung zur Erlangung des Immateriellen Kulturerbes Streuobstanbau ist für den Herbst 2022 geplant.