Salzburger Arbeitskreis Mutterkuhhaltung bricht auf zur Exkursion nach Bayern
Am Fr, 17. und Sa, 18. Oktober besuchte der Arbeitskreis Mutterkuhhaltung Salzburg den Biohof von Franz Lenz in Zorneding (Landkreis Ebersberg, Oberbayern). Der Vollweidebetrieb wird nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus geführt und gilt als anschauliches Beispiel für nachhaltige Mutterkuhhaltung im bayerischen Voralpenland.
Betriebsstruktur und Tierhaltung
Der auf 560 m Seehöhe gelegene Betrieb bewirtschaftet 96 ha, davon 85 ha Acker- und 11 ha Grünland. Die sandig-lehmigen Böden und das ausgeglichene Klima bieten gute Voraussetzungen für Futterbau und Weidehaltung. Am Hof arbeiten 2,5 Arbeitskräfte – Franz Lenz, sein Sohn und eine Aushilfe. Im Mittelpunkt steht die Mutterkuhhaltung mit original Pinzgauer Rindern, deren Grundstock Kühe aus Salzburg bilden. Aktuell umfasst die Herde rund 50 Tiere. Ziel ist eine robuste, langlebige und anpassungsfähige Zucht. Die Abkalbung erfolgt im Winter, Stierkälber werden kastriert und als Ochsen ausgemästet. Ein Laufstall mit Tiefstreu sorgt für Tierwohl – gefüttert wird ausschließlich betriebseigene Kleegrassilage.
Entwicklung und Vermarktung
Bis 1992 wurde am Hof Milch produziert, später stellte Lenz auf biologische Wirtschaftsweise um. 2013 erfolgte die Rückkehr zur Tierhaltung. „Ohne Tiere ist Bio ein großes Problem“, betont Franz Lenz. Die Betriebsnachfolge ist mit dem Sohn gesichert, der gelernter Metzger ist und die Direktvermarktung über den Hofladen verantwortet. Alle Tiere werden am Betrieb geschlachtet – ein geschlossener Kreislauf von Aufzucht bis Verkauf.
Ackerbau und Kooperationen
Neben der Viehhaltung spielt der Ackerbau mit Roggen, Mais, Triticale, Kartoffeln und Kleegras eine wichtige Rolle. Durch die enge Kooperation mit einem Naturland-Hühnermastbetrieb besteht ein gegenseitiger Austausch von Dünger und Getreide – ein gelungenes Beispiel funktionierender Kreislaufwirtschaft.
Landwirtschaftliche Lehranstalten Bayreuth
Am Nachmittag des 17. Oktober besuchte die Gruppe die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Oberfranken, bestehend aus Landmaschinenschule und Bezirkslehrgut. Dort werden jährlich etwa 1.500 Schüler in Landtechnik, Maschinenkunde und Arbeitssicherheit ausgebildet. Das Bezirkslehrgut bewirtschaftet 130 ha und hält Mutterkühe, Schafe und Legehennen. Gemeinsam mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) fungieren die Lehranstalten als Fachzentrum für Mutterkuhhaltung. Siegfried Steinberger von der LfL begleitete die Exkursion fachlich und vermittelte sein umfangreiches Wissen zur Kurzrasenweide, die er seit über 20 Jahren erforscht.
„Das Kraftfutter wächst vor der Haustür“
Steinberger betonte, dass die Kurzrasenweide kostengünstig, effektiv und tiergesundheitsfördernd sei. Entscheidend seien ein früher Austrieb, kurze Aufwuchshöhen (4 bis 7 cm) und die kontinuierliche Beobachtung von Tieren und Vegetation. So lassen sich Pansenstörungen vermeiden und die Grasnarbe stabilisieren. Eine gute Wasserversorgung sowie Mineral- und Salzgaben sind unerlässlich. Auch zur Kälberaufzucht gab Steinberger praxisnahe Tipps: Ein Absetzen nach etwa zehn Monaten sichere höhere Tageszunahmen (bis 1.300 g) und bessere Entwicklung. Eine Herbst-/Winterkalbung kombiniert mit einer Vollweide ermögliche eine besonders effiziente Mutterkuhhaltung.
Mehr Freude und Erfolg am Betrieb
Adam Schneider, AK-Mitglied – Mitterransburg, Flachau:
Durch die fachliche Weiterbildung und den Austausch mit Gleichgesinnten kann ich am Ball bleiben und bekomme Fragen beantwortet. Ich kann über den Tellerrand schauen und wertvolle fachliche Meinungen erfahren. Aus jeder Veranstaltung nehme ich etwas mit, um es zu Hause in die Praxis umzusetzen. Mit der Mitgliedschaft im Arbeitskreis hat sich für mich eine positive Veränderung ergeben und ich kann den Arbeitskreis nur weiterempfehlen! Die Mitgliedschaft im AK Mutterkuh bringt mehr Freude und Erfolg am eigenen Betrieb!
Stalltechnik und Versuchsbetrieb
Die Winterhaltung erfolgt in Tretmistställen mit automatischer Einstreu. Diese dienen auch für Versuche zur Ausmast von Ochsen auf Grassilagebasis. Zudem verfügt das Lehrgut über Photovoltaikanlage, Biogasanlage und Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk – anschauliche Beispiele für erneuerbare Energie in der Landwirtschaft.
Besuch am Ferienhof Fichtelgebirge
Am zweiten Tag stand der „Ferienhof Fichtelgebirge“ der Familie Höpfel auf dem Programm. Der Betrieb bietet Urlaub auf dem Bauernhof und hält eine Bison- und eine Rotwildherde auf 12,5 ha Weidefläche. Eine Traktorfahrt zu den Tieren war für die Gruppe ein besonderes Erlebnis. Früher wurde hier Milchvieh gehalten, heute liegt der Schwerpunkt auf Wildhaltung und Direktvermarktung. Die Bisons und das Rotwild werden am Hof geschossen und verarbeitet. Pro Jahr werden rund acht Bisonkälber geschlachtet. Um bei den Tieren Behandlungen wie etwa die verpflichtende Blutuntersuchung durchführen und Ohrmarken einziehen zu können, bedarf es spezieller Fangvorrichtungen. Das Rotwild lebt in stabilen Gruppen. Nur der Hirsch wird regelmäßig ausgetauscht, um Krankheitsübertragungen zu vermeiden. Ein Weiher dient als Schlammbad –
wichtig für das Wohl der Tiere.
Abschluss in der Luisenburg
Zum Ausklang führte Herr Höpfel die Gruppe durch das Felsenlabyrinth Luisenburg –
Europas größtes Granit-Felsenmeer. Die bizarren Felsformationen und das herbstliche Wetter sorgten für ein eindrucksvolles Naturerlebnis.
Die zweitägige Exkursion bot wertvolle Einblicke in ökologische Mutterkuhhaltung, innovative Weidesysteme und praxisnahe Betriebsführung. Ein herzlicher Dank gilt Siegfried Steinberger für Organisation und Begleitung, den besuchten Betrieben für ihre Gastfreundschaft und den Teilnehmern für ihr Interesse und ihre Begeisterung.
Arbeitskreis Mutterkuh
Der Arbeitskreis Mutterkuhhaltung Salzburg besteht derzeit aus 13 Betrieben aus dem ganzen Bundesland. Ein wesentlicher Bestandteil ist der Austausch untereinander. Im Jahr werden etwa vier Veranstaltungen angeboten, bei denen die Mitglieder ihr Können und Wissen rund um die Mutterkühe vertiefen. Die jährliche Auswertung der eigenen Betriebszweigkennzahlen ermöglicht jedem Einzelnen, seinen Betrieb zu optimieren und in Vergleich zu anderen zu setzen. Die Weiterentwicklung und die gegenseitige Unterstützung stehen im Fokus. Eine Teilnahme steht jedem Mutterkuhhalter offen, unabhängig von der Betriebsgröße und der Wirtschaftsweise.