Salzburgs Milchverarbeiter gehen in Vorleistung und legen mit 1. April bei den Erzeugerpreisen kräftig nach. Das Geld wird in vielen Fällen nicht verdient und so ist wieder einmal der Handel gefordert, nachzubessern.
Steigende Energiepreise, teures Kraftfutter: Der Kostendruck auf die Milcherzeuger ist in den vergangenen Monaten massiv angewachsen. Entsprechend groß sind auch die Erwartungshaltungen der Lieferanten an ihre Abnehmer. Mit April haben nun alle großen Salzburger Milchverarbeiter reagiert und die Erzeugerpreise erneut angehoben. Die 50-Cent-Marke für konventionelle, gentechnikfreie Milch ist damit erreicht.
Das gilt beispielsweise für die größte Molkerei des Landes, die SalzburgMilch. Ab 1. April wurde der Milchauszahlungspreis für alle Milchsorten um 1,05 Cent brutto erhöht und zusätzlich ein Tierwohlbonus von 1,47 Cent brutto ausbezahlt. Wegen der extremen Marktlage wird gentechnikfreie Milch außerdem mit einem gesonderten Verwertungszuschlag von 1,13 Cent brutto entlohnt. Damit steigt der Basis-Auszahlungspreis für gentechnikfreie Milch um 3,65 Cent brutto auf 50,0 Cent brutto (44,25 Cent netto). Bei den verschiedenen Heumilch- und Biomilch-Sorten der SalzburgMilch erreicht der Milchpreis durch die Anhebungen bis zu 69,86 Cent brutto (61,83 Cent netto). „Wegen der anhaltenden Kostensteigerungen steht für viele die betriebliche Existenz am Spiel. Gerade die für die SalzburgMilch so typischen, familiengeführten Landwirtschaften trifft es art. Daher müssen wir eingreifen, um auch die Versorgungssicherheit sicherstellen zu können“, so Andreas Gasteiger, Geschäftsführer der SalzburgMilch.
Preissteigerungen für die gesamte Kette
Auch die Pinzgau Milch setzte ein starkes Zeichen und erhöht den Milchpreis um 4,3 Cent für konventionelle und 3,8 Cent für Bio- Milch. Gentechnikfreie Milch liegt damit bei 49,63 Cent brutto, für Bio gibt es 59,63 Cent. „In diesen außergewöhnlichen Zeiten müssen wir ein starkes Signal an unsere Landwirte senden. Wie wir, in den verarbeitenden Unternehmen, kämpfen auch unsere Bauern mit nie dagewesenen Preissteigerungen“, so die Geschäftsführer Markus Buchmayr und Hannes Wilhelmstätter.
Mit 49,60 Cent brutto für GVO-freie Silomilch, 54,65 Cent für Heumilch und 65,25 Cent brutto für Bioheumilch hat auch Woerle, die größte Privatkäserei des Landes, die Erzeugerpreise deutlich angehoben. Das Plus beträgt je nach Milchsorte zwischen 2,1 und 3,1 Cent/netto. Für die Verarbeiter ist die Erhöhung der Erzeugerpreise allerdings nicht einfach zu stemmen. Sie selbst kämpfen in der Produktion mit massiv gestiegenen Kosten bei Strom, Gas und Verpackungsmaterialien. „Die ganze Branche wird derzeit durch enorme Preiserhöhungen in allen Bereichen gefordert. Die Entscheidung zu einer derartigen Erhöhung der Erzeugerpreise war für uns wahrlich keine einfache! Wieder einmal gehen wir als Molkerei in Vorleistung, nun ist natürlich auch der Handel gefragt, die Preise entsprechend anzupassen“, heißt es seitens der Pinzgau Milch.
Weitere Zugeständnisse vom Handel gefordert
Dass es vom Handel dringend weitere Zugeständnisse braucht, ist auch für Andreas Gasteiger von der SalzburgMilch offensichtlich: „Die letzten Preisverhandlungen mit den nationalen und internationalen Handelspartnern konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Es wird jedoch nicht ausbleiben, erneut in Verhandlungen zu treten, da der Markt extrem anzieht und die starken Preissteigerungen nicht alleine gestemmt werden können.“
Kommentar von Vizepräsident Georg Wagner
Vorleistung müssen abgegolten werden
„Wo soll das noch hinführen?“, fragen sich viele Menschen angesichts der dramatischen Veränderungen. Unsere Bäuerinnen und Bauern sitzen – so wie viele andere Wirtschaftsbereiche auch – auf einem wachsenden Berg an Kosten. Dass die Milchverarbeiter bei den Erzeugerpreisen nun erneut nachgelegt haben, ist mehr als erfreulich, vielen Dank dafür! Sie sind aber selbst in Vorleistung gegangen und nun braucht es den Handel, der dies mitträgt. Auch wir als Interessenvertretung fordern den LEH auf, den Betrieben dringend die Kostensteigerungen abzugelten. Die in manchen bäuerlichen Netzwerken kursierenden Anfeindungen und utopischen Forderungen an den Handel schaden uns allerdings mehr, als sie uns nützen. Unsere Molkereien und Käsereien verhandeln hart und wir stützen ihnen politisch dabei den Rücken. Aber es geht in dieser schwierigen Zeit nur miteinander.