Jede Menge Power: Ein Hoch auf die Brennnessel
Zu allen Zeiten hat diese Pflanze Mensch und Tier ernährt und besonders in schlechten Zeiten war man über das üppige Wachstum sehr dankbar. Schon in der Antike verordnete Hippokrates die Brennnessel als blutreinigendes Mittel und wichtiges Blattgemüse. Im Mittelalter wurde die Brennnessel nicht nur als Orakelpflanze geschätzt, sondern auch gegen Blitzschlag und getrocknet sogar als Viehfutter verwendet. Aus den robusten Fasern der Stängel wurden Seile, Schnüre und Netze geflochten, aber auch Garne gesponnen und zu sogenannten Nesselstoffen verwebt.
In unseren Breiten wachsen zwei Arten dieser Pflanze, die allgemein bekannte „Große Brennnessel“ und die „Kleine Brennnessel“. Das Kraut gedeiht in Gruppen auf nährstoffreichen Böden und lässt sich leicht an den gesägten Blättern erkennen, die mit kleinen Brennhaaren besetzt sind.
Dadurch kann die Brennnesselernte zu einer etwas schmerzlichen Angelegenheit werden, da bei leichter Berührung die glasartigen Brennhaare abbrechen und kleinste Mengen an Toxalbuminen und Histaminen unter die Haut injizieren. Allerdings macht das Wunderkraut jedes Brennen durch seine wertvollen Inhaltsstoffe wett.
Regionales Superfood mit viel Potenzial
Die Brennnessel ist reich an Eisen und ist gesegnet mit viel Kalzium, Magnesium und Silizium. Darüber hinaus enthält die Pflanze viele Vitamine, Gerb- und sekundäre Pflanzenstoffe. Mit ihrem erstaunlich hohen Eiweißgehalt kann sie als wertvoller Proteinlieferant angesehen werden.
In Notzeiten trug die Brennnessel sehr zum gesunden Überleben der Bevölkerung bei. Leider hatten Brennnessel-Speisen den undankbaren Beigeschmack eines „Arme-Leute-Essens“. Heute hingegen hat sich diese Wahrnehmung gewandelt. Wer die Brennnessel in der Küche einsetzt, zeigt nicht nur ernährungsphysiologische Kenntnisse, sondern gehört auch zu den Liebhabern exquisiter kulinarischer Genüsse. Auch Spitzenköche schätzen dieses Kraut sehr, da es viele Gerichte bereichert und verfeinert. Die Brennnessel ist äußerst schmackhaft und hat ungeahnte kulinarische Qualitäten. Ihr feines, nussiges Aroma bereichert Brotaufstriche, Kräuter-Suppen, Saucen, Nockerl, Pesto, Omeletts und Risotto. Püriert sind junge Brennnesselblätter ein schmackhafter Spinatersatz und geschnitten punkten sie als Zutat in verschiedenen Gerichten. In grünen Smoothies und als Tee ist die Pflanze ein richtiger Energiekick. Nicht zu vergessen sind die Brennnessel-Samen, die als wahre Eiweißbomben gelten. Mit ihrem nussigen Geschmack strotzen sie nur so vor Proteinen.
Die Magie der Brennnessel
Auch in der Volksmedizin gilt die Brennnessel als eine der wertvollsten Heilpflanzen, die vielfältig eingesetzt wird. Dank ihres hohen Gehaltes an Vitamin C wirkt sie als Booster für das Immunsystem. Sie regt den gesamten Stoffwechsel an, entschlackt den ganzen Körper und ist daher als Frühjahrskur sehr beliebt. Darüber hinaus kann sie helfen, die Harnwege durchzuspülen, um Keime sowie Bakterien auszuscheiden. Ihre positive Wirkung erstreckt sich ebenso auf Leber und Galle sowie auf Beschwerden bei Rheuma und Gicht. Auch bei Eisenmangel, Blutarmut und Müdigkeit leistet diese Pflanze gute Dienste. Oft ist die Brennnessel auch Bestandteil von Haarwässern oder Shampoos zur Pflege der Kopfhaut.
Die Brennnessel und ihre Zauberkraft
Der Tausendsassa Brennnessel ist im biologischen Gartenbau nahezu ein unverzichtbares Hilfsmittel. Die legendäre Brennnesseljauche wird als natürlicher, stickstoffreicher Flüssigdünger und als Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Klein geschnittene Brennnesselblättern, die in das Pflanzloch von Paradeisern gelegt werden, bieten diesen Starkzehrern einen perfekten Start. Zudem erhöht die Brennnessel als Nachbarschaftspflanze den Gehalt an ätherischen Ölen bei Heilkräutern und fördert zwischen Ribisel- und Himbeersträuchern wachsend deren Geschmack und Inhaltsstoffe.
Brennnesselsamen ernten
Brennnesselsamen genau beobachten. Nicht die grünen und auch nicht die ganz grau-braunen Samen ernten. Brennnesselstängel abschneiden und diese kopfüber in eine Polsterhülle geben. Zubinden und luftig trocknen lassen. Die Samen fallen in eine Polsterecke und können durch ein Sieb geseiht werden.
Oxymel mit Brennnesseln
1 Teil nicht pasteurisierter Apfelessig, 2 Teile Honig, 1 Handvoll frische und junge Brennnesselblätter. Alles gut zusammenmischen und eine Woche stehen lassen. Oxymel abseihen und genießen. Dieses Oxymel wertet jede Salatmarinade auf.
Altweibersommer-Kekse
- 100 g Haferflocken fein gemixt
- 100 g Dinkelmehl, 100 g gem. Nüsse
- 1 Msp. Backpulver
- 10 Tropfen Rosenwasser
- 2 EL Vanillezucker
- 2 EL Brennnesselsamen
- 200 g Butter, 1 Ei, 3 EL Zucker
Zubereitung
Aus allen Zutaten einen Mürbteig kneten und rasten lassen. Aus dem Teig eine Rolle mit einem Durchmesser von 2 bis 3 cm formen, kleine Scheibchen abschneiden und auf ein gefettetes Backblech setzen und bei 180 Grad backen.
Brennnessel-Kuchen
- ½ Becher Öl, ½ Becher Eierlikör
- 1 Becher Brennnesselblätter
- 5 Eier, 1 Becher Zucker
- Vanillezucker, Zitronenschale
- 1 Becher Mehl (½ Vollmehl, ½ glattes Mehl)
- 1 Pkg. Vanillepuddingpulver
- ½ Becher gemahlene Kürbiskerne
- 1 Pkg. Backpulver
- Marillenmarmelade
- 1 Becher Schlagobers
- 3 EL Brennnesselsamen
Zubereitung
Geschnittene Brennnesselblätter mit Öl und Eierlikör gut vermixen. Eier und Zucker mit den Aromaten sehr schaumig schlagen. Das Mehl- Kürbiskern-Gemisch und Brennnesselsamen samt dem Ölgemisch zugeben und gut verrühren. Den Teig in eine Rein oder auf ein Blech streichen und bei 180 Grad ca. 30 Minuten backen. Auskühlen lassen, den Kuchen mit etwas Rum beträufeln, mit Marmelade bestreichen und steif geschlagenes Schlagobers darüberstreichen. Mit Blüten und mit getrockneten Brennnesselsamen bestreuen.
Brennnessel-Sirup
- 3 l Wasser, 3 kg Sirup-Zucker
- 80 g Zitronensäure, 3 Biozitronen
- 1 Schüssel voll Brennnesselblätter
- evtl. einige Pfefferminzblätter und 3 Scheiben Ingwer
Zubereitung
Brennnesselblätter kurz waschen und in einem Sieb abtropfen lassen. Zucker im Wasser aufkochen, etwas überkühlen und die Brennnesselblätter, evtl. Pfefferminze und Ingwer dazugeben und gut abkühlen lassen. Zitronenscheiben und Zitronensäure zugeben und mindestens 24 Stunden an einem kühlen Ort ziehen lassen. Anschließend den Saft durch eine feine Windel seihen und noch einmal kurz aufkochen. In heiß ausgespülte Flaschen füllen.
Brennnessel-Tee
2 EL Brennnesselblätter frisch oder getrocknet mit ¼ Liter heißem Wasser übergießen und die Blätter zehn Minuten ziehen lassen.