Unkrautbekämpfung im Mais ohne Terbuthylazin
Herbizide, die den Wirkstoff Terbuthylazin enthalten (z.B. Aspect Pro, Calaris/Click Pro, Gardo Gold, Spectrum Gold, Successor Tx, gesamte Liste siehe Tabellen im Download-Bereich), dürfen innerhalb von drei Jahren nur mehr einmal auf derselben Fläche ausgebracht werden. Diese Regelung gilt auch rückwirkend für die letzten Jahre. Die untenstehende Tabelle gibt darüber Auskunft. Terbuthylazinhältige Produkte dürfen heuer angewendet werden, wenn das letzte Mal 2020 solche Mittel auf dieser Fläche ausgebracht wurden.
Der blatt- und bodenaktive Wirkstoff Terbuthylazin gehört zur Gruppe der Triazine. In Oberösterreich wurden er und seine Metaboliten (Abbauprodukt) vermehrt im Grund- und Trinkwasser gefunden. Der Wirkstoff ist auch leicht flüchtig, er wird auch über thermische Abdrift verfrachtet und in anderen Kulturen als Rückstand gefunden - besonders problematisch ist dies im Biolandbau. Im Mais sind aktuell noch sehr viele Produkte zugelassen, sodass der Verzicht auf diesen Wirkstoff bei der Beachtung einiger Rahmenbedingungen durchaus möglich ist.
Aktuelle Zulassungssituation
Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff dürfen schon seit vielen Jahren in Wasserschutz- und -schongebieten nicht angewendet werden. Für Teilnehmer an der ÖPUL Maßnahme "Vorbeugender Grundwasserschutz - Acker“ darf er in der Gebietskulisse bei Mais auch nicht angewendet werden.
Frankreich erlaubt schon seit vielen Jahren keinen Einsatz mehr. Die EU muss bis 31. Dezember 2024 über eine Verlängerung entscheiden.
Frankreich erlaubt schon seit vielen Jahren keinen Einsatz mehr. Die EU muss bis 31. Dezember 2024 über eine Verlängerung entscheiden.
Strategien ohne Terbuthylazin
Der Landwirt muss beim Verzicht auf den Wirkstoff die Verunkrautung seiner Felder genau kennen. Je nach Produkt werden die Kosten in etwa gleich, nur vereinzelt könnten sie leicht steigen, v.a. dann, wenn eine Korrektur nötig wird. Bei starker Verunkrautung vor dem Anbau ist eventuell auch ein Abwelken mit glyphosatehältigen Produkten in Erwägung zu ziehen.
Bei nicht allzu starkem Unkrautdruck und keinen Wurzelunkräutern sind auch mechanische Methoden eine Überlegung wert. Für eine Blindstriegelung einige Tage nach der Saat muss das Maiskorn exakt abgelegt und der Keimling noch gut 2 cm mit Erde bedeckt sein. Lockerer und trockener Boden sind Voraussetzung für den Erfolg. Nach dem Auflaufen ist der Mais relativ empfindlich für Verletzungen, deshalb muss bei warmer Witterung am Nachmittag bei kleinem Unkraut gestriegelt werden. Gute Wirkungen sind mit Hackgeräten zu erzielen, die auch in der Reihe das kleine Unkraut mit Erde bedecken können. Leider ist eine mechanische Hacke nur auf nicht erosionsgefährdeten Flächen möglich.
Auf welche Unkräuter ist besonders Acht zu geben?
In den Versuchen der Landwirtschaftskammer OÖ konnten seit Jahren auch ohne den Wirkstoff Terbuthylazin gute Erfolge erzielt werden. Bei einigen Unkräutern und Ungräsern muss aber genau beobachtet werden und falls notwendig, sind rasch sehr gezielte Maßnahmen zu setzen. Acht zu geben ist dabei besonders auf Feldern mit Storchschnabel- oder Ehrenpreis-Arten sowie Einjähriger Rispe. In Regionen mit Beifußblättriger Ambrosie und extrem hohem Hirsedruck muss ebenfalls die Behandlungsstrategie leicht angepasst werden.
Storchschnabel wird bei feuchter Witterung im VA- oder frühem NA mit einer Kombination aus 2,5 l/ha Stomp Aqua und 1,4 l/ha Spectrum sehr gut erfasst, bei Trockenheit kann im NA-Verfahren 1,5 l/ha MaisTer Power eingesetzt werden plus ein dicambahältiges Produkt, z.B. 0,4 l/ha Mais Banvel flüssig bei Resistenzgefahr durch Amaranth oder Weißem Gänsefuß.
Bei Ehrenpreis muss in Zukunft mehr Acht gegeben werden. Der Wirkstoff Pendimethalin in Stomp Aqua (Vorauflauf und früher Nachauflauf) und Spectrum Plus (nur Vorauflauf) hat eine gute Wirkung. Adengo erfasst ihn auch bis zum frühen Nachauflauf, auch Produkte mit dem Wirkstoff Mesotrione (z.B. Elumis-Peak-Pack) haben eine gewisse Wirkung. Bei Ambrosie haben z.B. Laudis, Capreno oder Peak/Casper eine gute Wirkung. Bei extremen Hirsedruck ist es wichtig, die Ungräser in kleinem Stadium zu behandeln (Mais max. im 3 - 4-Blattstadium).
Gegen Einjähriger Rispe nach z.B. lückigen Zwischenfruchtanbau kann bei Mulchsaat und feuchter Witterung entweder mit Glyphosat vor dem Maisanbau reagiert werden oder man setzt im NA-Verfahren einen gräserwirksamen Sulfonylharnstoff ein.
Allgemeine Strategien
Vom Vorauflauf bis in den frühen Nachauflauf (Mais max. drei Blätter) besitzt Adengo (0,44 l/ha) eine sehr breite Wirkung sowohl über den feuchten Boden als auch das Blatt. Auch Reste einer eventuell noch vorhandenen Zwischenfrucht (inkl. größerer Stöcke von Kamille) werden erfasst. Im Nachauflaufverfahren ist der Weiße Gänsefuß der begrenzende Faktor, dieser darf zum Zeitpunkt des Einsatzes maximal 2 - 3 echte Blätter besitzen, eine Beimengung von eines dicambahältigen Produktes z.B. 0,4 l Mais Banvel flüssig. Lücken bestehen bei Ausfallgetreide und Quecke. Schwächen bestehen auch bei enormem Klettenlabkrautdruck. Tritt Erdmandelgras auf, so hat sich in steirischen Versuchen eine Kombination mit 1,4 l/ha Spectrum bewährt.
Bei bereits vollständig aufgelaufenen Unkräutern ist die Mittelpalette relativ breit. In der Praxis haben sich Packs mit Wirkstoffen aus der Klasse der Triketone (Mesotrione- z.B. Callisto, Tembotrione- z.B. Laudis), Sulfonylharnstoffen (Nicosulfuron, Rimsulfuron) und Bodenwirkstoffen (Dimethenamid-P-z.B. Spectrum, Pethoxamid-z.B. Successor 600) bewährt. Der Einsatz soll bis zum 4-Blattstdium des Maises erfolgen, sind Sulfonylharnstoffe in der Kombination, soll der Mais eine sattgrüne Farbe mit guter Wachsschicht haben und die Witterung in der Nacht nicht unter 6 bis 8°C sinken. Bewährt haben sich eine Kombination aus Laudis (1,5 bis 1,7 l/ha) und 1 l/ha Spectrum (keine Wirkung gegen Wurzelunkräuter, Ausfallgetreide, große Kamille), weiters der WS 600-Pack, aber auch Kombinationen eines Bodenpartners (z.B. 1 l/ha Spectrum) mit Arigo (250 g/ha), mit dem Kwizda Maispack, mit dem Elumis Peak-Pack, mit dem Kaltor Pack oder mit Onyx und Temsa - weitere Kombinationsmöglichkeiten und alle Aufwandmengen finden sie in der Tabelle auf lk-online. Breitblättrige Wurzelunkräuter werden mit dem Wirkstoff Dicamba oder Prosulfuron (Peak) oder der wieder auf dem Markt befindlichen Kombination mit dem Namen Casper (0,3 kg/ha + NM) gut erfasst. Einige Kombiprodukte enthalten diese beiden Wirkstoffe bereits (z.B. Kwizda Maispack, Diniro, Kaltor Power Pack, Elumis Peak Pack). Kombi-Produkte mit den gräseraktiven Sulfonylharnstoffen Nicosulfuron bzw. Rimsulfuron erfassen auch Quecke (z.B. Arigo, Elumis).
Eine Möglichkeit besteht noch mit dem fast nur blattaktiven MaisTer Power (1,5 l/ha). Die Wirkung ist relativ breit, das Produkt enthält aber nur Wirkstoffe aus der Klasse der ALS-Hemmer (HRAC-Gruppe B), deshalb wird eine Kombination mit Wirkstoff Dicamba, z.B. im Produkt Oizysa D 480 SL (MaisTer Power Plus) empfohlen. Es gibt leider in Oberösterreich schon gegen diese Gruppe resistente Unkräuter (Weißer Gänsefuß, Amaranth). ALS-Hemmer sind auch in anderen Kulturen (Soja, Conviso-Rübe, Getreide) zugelassen, deshalb muss dem Thema Resistenzborbeugung besondere Aufmerksamkeit geboten werden.