05.09.2017 |
von Dr. Marco Horn
Tierbestand gezielt verringern
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Durch die extreme Trockenheit der letzten Wochen sind viele Milchviehbetriebe mit erheblichen Ertrags- und Qualitätseinbußen und deshalb Grundfutterknappheit konfrontiert. Da eine bedarfsgerechte Versorgung die Basis für eine gesunde und wirtschaftliche Milchviehherde ist, gilt es, rasch Maßnahmen zu prüfen, um die Grundfutterknappheit zu mildern.
Neben der Umgestaltung der Rationen durch den Einsatz von Futterstroh oder Zwischenfrüchten mit dementsprechender Ergänzung oder dem Zukauf von Grundfutter, kann auch eine Reduktion des Tierbestandes die Grundfutterknappheit mildern.
Von welchen Tieren sollte man sich zuerst trennen?
Um trotz Reduktion des Tierbestandes das Betriebseinkommen zu erhalten, sollte man vorzugsweise jene Tiere abgeben, bei denen die Wirtschaftlichkeit am geringsten ist und gleichzeitig viel Grundfutter eingespart werden kann.
So ist zum Beispiel der Deckungsbeitrag einer Aufzuchtkalbin um ein Vielfaches niedriger, als jener einer Milchkuh. Gleichzeitig frisst eine Kalbin im letzten Aufzuchtjahr täglich acht bis zehn Kilogramm Trockenmasse Grundfutter, also zirka 275 Kilogramm Trockenmasse pro Monat. Mit dem bei der Kalbin eingesparten Grundfutter könnte eine Milchkuh mit einer durchschnittlichen täglichen Grundfutteraufnahme von 14 Kilogramm Trockenmasse 20 Tage lang gefüttert werden.
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Gleich reagieren
Dabei ist es wichtig, gleich zu reagieren und nicht den Bestand erst dann zu reduzieren, wenn Silo und Heulager fast leer sind. Verkauft ein Betrieb zum Beispiel drei trächtige Aufzuchtkalbinnen im September und nicht erst im Februar, kann er in diesen sechs Monaten knapp 5.000 Kilogramm Grundfutter einsparen und über den gleichen Zeitraum stattdessen zwei Milchkühe füttern.
Aber auch innerhalb der Milchviehherde kann man Tiere ausmerzen, um Futter zu sparen. Da bereits eine subklinische Mastitis zu einer Minderleistung von bis zu 30 Prozent führt, sind Tiere, die immer wieder durch hohe Zellzahlen auffallen, nicht in der Lage, das ihnen vorgelegte Grundfutter effizient zu Milch zu verwerten. Kühe mit Fruchtbarkeitsproblemen haben oft lange Altmelkphasen mit relativ geringer Milchleistung oder stehen deutlich länger als 60 Tage trocken.
Auch diese Kühe haben im Vergleich zu gesunden und fruchtbaren Herdengenossinnen eine deutlich niedrigere Milchleistung pro Futtertag. Sie sollten als erste verkauft werden. Auch hier gilt: Wer aufgrund der Rationsplanung im kommenden Winter mit einem Grundfuttermangel rechnet, sollte sich bereits jetzt von weniger effizienten Kühen trennen, um Grundfutter zu sparen.
Futtermittelplattform online
Für die Beschaffung von Futtermitteln bietet die LK NÖ eine Futtermittelplattform an, die man unter noe.lko.at/Tiere/Futtermittelplattform aufrufen kann.
Um bei Grundfutterknappheit die Ration für die nächsten Monate zu planen und zu optimieren, kann man auch das unabhängige Beratungsangebot der LK NÖ in Anspruch nehmen.
Kurz gefasst
Neben einer Reihe von anderen Maßnahmen, kann es für Milchviehbetriebe sinnvoll sein, den Tierbestand gezielt zu reduzieren, um Grundfutter zu sparen. Dabei sollte man strategisch vorgehen, nämlich zuerst jene Tiere abgeben, die eine geringe Wirtschaftlichkeit und gleichzeitig ein hohes Einsparungspotential an Grundfutter aufweisen. Betriebe, die von Ertrags- und Qualitätseinbußen beim Grundfutter betroffen sind, sollten in jedem Fall sofort mit der Planung der Fütterung für die nächsten Monate beginnen und anschließend die für sie am besten geeigneten Maßnahmen rasch umsetzen.