Rupert Quehenberger neuer Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg

24 Jahre lang stand Abg. z. NR Franz Eßl als Präsident an der Spitze der Landwirtschaftskammer Salzburg. Bei der Vollversammlung am Freitag, dem 7. Dezember im Hotel Heffterhof in Parsch hat er sein Amt zurückgelegt. Mit mehr als 90 % der Stimmen wurde Rupert Quehenberger, Holzerbauer aus Annaberg (Tennengau), zum neuen Präsidenten gewählt. Quehenberger ist 47 Jahre alt, verheiratet, hat vier Kinder und betreibt mit seiner Frau Gudrun und den Eltern einen Milchviehbetrieb. Seit dem Jahr 2010 ist er Obmann der Bezirksbauernkammer Hallein.
Salzburgs Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer nahm bei der Vollversammlung nicht nur die Angelobung des neuen Präsidenten vor, er dankte auch Ök.-Rat Franz Eßl für seinen langjährigen Einsatz. „In die Zeit von Franz Eßl sind sehr wichtige Ereignisse gefallen – man denke nur an den EU-Beitritt, die Agenda 2000, die Osterweiterung und vieles mehr. Mit Fachverstand und Beharrlichkeit hat er in all diesen Jahren die vielfältigen Anliegen der Bäuerinnen und Bauern vorangebracht und man konnte sich auf sein Wort immer verlassen. Mit Rupert Quehenberger übernimmt nun eine neue Generation die Verantwortung, bei der Bildung und die Förderung junger Landwirtinnen und Landwirte eines der erklärten Ziele darstellen. Ich wünsche Rupert Quehenberger in seiner neuen Funktion viel Erfolg, Freude und Durchsetzungskraft", so Haslauer.
Quehenberger: Wir wollen den Wandel aktiv mitgestalten
„Den Wandel aktiv mitgestalten“ ist jener Auftrag, mit dem Rupert Quehenberger in die neue Funktion startet. „Die Gesellschaft ändert sich, die Erwartungshaltungen an die Landwirtschaft sind heute völlig andere als noch vor wenigen Jahren. In einigen Bereichen besteht zwischen den Bäuerinnen und Bauern und der Gesellschaft wenig Konsens darüber, wohin die Reise gehen soll. Hier gilt es mit gegenseitigem Respekt aufeinander zuzugehen und ernsthafte, aber auch praktikable Lösungen zu finden“, so der frischgewählte LK-Präsident.
„Egal ob beim Tier- und Umweltschutz oder wenn es um die Rückkehr großer Beutegreifer oder der Biber geht: Unsere Bäuerinnen und Bauern sind bereit, einen Beitrag zum Arten- und Umweltschutz zu leisten. Wichtig ist dabei aber, dass die Menschen echte Perspektiven für die eigene Zukunft sehen. Viele sind es auch leid, dass man ihnen ständig von außen zuruft, wie Landwirtschaft zu funktionieren hat.“
Landwirtschaft nicht für Marktanteile opfern
Für den neuen Präsidenten liegt es auf der Hand, dass letztendlich unsere Gesellschaft mitbestimmt, wohin sich unsere Landwirtschaft entwickeln wird. Quehenberger: „Das bedeutet aber auch für jeden Einzelnen eine hohe Verantwortung. Wir können die Bäuerinnen und Bauern mit immer mehr Ver- und Geboten zupflastern und ihnen so wirtschaftlich die Luft zum Leben nehmen. Wir sollten uns allerdings dann auch nicht wundern, wenn unsere Lebensmittel künftig aus Asien oder Südamerika importiert werden, wo der Tier- und Umweltschutz kaum Bedeutung hat und der ökologische Fußabdruck durch die langen Transportwege miserabel ist. Ich glaube, auch die Mehrheit der Konsumentinnen und Konsumenten möchte das nicht haben.“
Der neu gewählte Präsident erwartet sich gerade vom Lebensmittelhandel deutlich mehr Entgegenkommen und hofft, dass die kürzlich unterzeichnete Selbstverpflichtungserklärung des österreichischen Handels auch gelebt wird: „Ich habe Verständnis, dass man sich mit eigenen Produkten von der Konkurrenz abheben möchte. Ich habe aber kein Verständnis, dass im Kampf um Marktanteile gerade kleine Landwirtschaftsbetriebe wie unsere Bergbauernbetriebe geopfert werden, weil sie überzogene Auflagen einfach nicht erfüllen können! Es ist höchst an der Zeit, dass wir uns an einen Tisch setzen und gemeinsam sinnvolle und praktikable Programme entwickeln, an denen die Bäuerinnen und Bauern mit Überzeugung auch teilnehmen werden.“

Digitalisierung auf den Bauernhöfen angekommen
Quehenberger ist zudem überzeugt, dass die Bäuerinnen und Bauern deutlich flexibler auf den Markt reagieren, als ihnen manchmal angedichtet wird. „In Salzburg wurden in den vergangenen Jahren Hunderte Millionen Euro in tierfreundlichere Ställe investiert, die Direktvermarktung erlebt gerade eine enorme Professionalisierung, von der Kräuterpädagogik bis zum perfekten Urlaub am Bauernhof ist die Bandbreite der Leistungen enorm. Für mich ist es keine Überraschung, dass derzeit auch neue Technologien wie etwa die Digitalisierung schnell in der Landwirtschaft Einzug halten.“ Auch in Salzburg nimmt die Zahl von Melk-, Fütterungs- und sonstigen Robotern stark zu, in der Vermarktung ist Online ein nicht mehr wegzudenkender Kanal. „Hier gibt es aber auch in der Beratung neue Anforderungen, denen wir uns stellen müssen. Die Bäuerinnen und Bauern erwarten zu Recht, dass die Landwirtschaftskammer Unterstützung anbietet, denn nicht jeder Trend ist nachhaltig und nicht alles, was es zu kaufen gibt, macht wirtschaftlich auch Sinn.“
„Ich bin fest überzeugt, dass trotz der vielen Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel der Großteil der Bäuerinnen und Bauern Freude an ihrem Beruf hat. Es hat einen Wert, wenn man etwas selbst produziert und diese Produkte auch mit Stolz in den Händen halten kann. Lebensmittel aus Salzburg sind für mich einzigartig in der Qualität, aber auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Salzburg ohne seine Bäuerinnen und Bauern ist für mich nicht vorstellbar. Auch deshalb ist es wichtig, bei den Verhandlungen zur neuen Gemeinsamen EU-Agrarpolitik Flagge zu zeigen und für die Landwirtschaft Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine positive Weiterentwicklung ermöglichen“, schließt Quehenberger seine Ausführungen.