Neue EU-Vorschriften gefährden Heizen mit Holz in Salzburg

Die aktuell in Diskussion stehenden Initiativen der Abteilung Umwelt der EU-Kommission im Rahmen des Green Deal sehen vor, in Zukunft 10 % der Salzburger Wälder gänzlich ohne menschlichen Einfluss sich selbst zu überlassen. Für Salzburg umfasst das eine Fläche von mehr als 37.000 Hektar oder rund 75.000 Fußballfeldern. Weiters ist von der EU beabsichtigt, die bisherige Nutzung von Holz wesentlich einzuschränken. Zusätzlich soll im Rahmen der Erneuerbare-Energie-Richtlinien RED III das Heizen mit Holz als klimaschädlich eingestuft und Heizen mit Holz als nicht mehr förderbar eingestuft werden. Für die Salzburger Waldbesitzer und deren Vertreter gefährden diese EU-Vorgaben den guten Zustand des Salzburger Waldes, sie gefährden die Leistungen, die der Wald in Salzburg für die Bevölkerung erbrin- gen soll, und sie gefährden die Versorgung mit nachhaltiger Energie.
Forstdirektor Lanschützer: „EU-Vorgaben schaden den Menschen und sind absurd“
Der Salzburger Wald hat vielfältige Aufgaben für die Menschen zu erfüllen. Neben der Gewinnung des wertvollen Bau- und Werkstoffes Holz und den damit verbundenen 23.000 Arbeitsplätzen in Salzburg soll der Wald seinen Beitrag für sauberes Wasser, saubere Luft, Schutz vor Lawinen, Muren, Stein- schlag und Hochwässern leisten. „Bisher hat der Wald diese Leistungen aus seiner Bewirtschaftung heraus erbracht. Wenn nun große Teile des Waldes in Salzburg ohne menschlichen Einfluss sich selbst überlassen werden sollen, kann man dem nur eine klare Absage erteilen“, so Dipl.-Ing. Franz Lanschützer, Forstdirektor der Landwirtschaftskammer Salzburg. „Aktuelle Zahlen aus der öster- reichischen Waldinventur zeigen deutlich, dass der jährliche Holzzuwachs sinkt und damit der Beitrag des Waldes zum Klimaschutz ebenso sinkt. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass der Topf so voll ist, dass zusätzlich kaum noch etwas Platz hat. Wir müssen deshalb das Potenzial der Salzburger Wälder wie bisher nachhaltig nutzen, um alle Leistungen gleichwertig zu erfüllen. Der natürliche Kreislauf, der in Salzburg seit mehreren hundert Jahren nachhaltig praktiziert wird, ist durch solche EU-Pläne bald nicht mehr möglich. Auch eine Kohlenstoff-Speicherung im Wald und in verbauten Holzprodukten zur Reduktion des CO2 in der Luft funktioniert dann nicht mehr, weil das Holz ohne Nutzen für den Menschen einfach verrottet und CO2 dadurch wieder freigesetzt wird. Diese EU-Vorgaben schaden den Menschen. In der gegenwärtigen Situation der Energie- und Rohstoffkrise sind solche Ideen daher völlig absurd“, so der Forstdirektor.
LK-Präsident Quehenberger: „Wenn das so kommt, wird der nächste Winter doppelt kalt“
Die Landwirtschaftskammer Salzburg fordert die EU-Kommission auf, alle beabsichtigten Vorgaben, die die Bewirtschaftung der Wälder einschränken, zurückzunehmen und alle forstlichen Agenden auf nationaler Ebene zu belassen, weil die Waldverhältnisse und die Ansprüche an die Wälder in den jeweiligen Mitglied- staaten so unterschiedlich sind, dass sie nicht über einen Leisten geschlagen werden können. In einem Land wie Salzburg, wo der Wald mehr als die Hälfte der Landesfläche einnimmt, hat Heizen mit Holz tradi- tionell eine hohe Bedeutung. „Aktuell wird rund die Hälfte der Wohn- und Arbeitsräume in Salzburg mit Holz geheizt. Wenn wir auf diesen Schatz verzichten, wird der nächste Winter doppelt kalt“, zeigt sich Rupert Quehenberger, Präsident der LK Salzburg, über die EU-Pläne schockiert.
„Wenn die Abteilung Umwelt der EU-Kommission vorgibt, die Wärmeversorgung mit grünem Atomstrom und Gas sicherzustellen, so nimmt dies den Salzburgerinnen und Salzburgern die Eigenständigkeit selbst für die Sicherung ihrer Holzheizungen zu sorgen“, so Quehenberger weiter. „Der in Salzburg eingeschlagene Weg, mehr Wärme aus heimischem Holz, z. B. durch den Bau des Holz-Kraftwerks Siezenheim II durch die Salz- burg AG, zu erzeugen, darf auf keinen Fall durch die schrägen Ideen einiger weniger Beamter und NGOs auf Brüsseler Ebene gefährdet werden. Wir müssen insbesondere in Zeiten der Krise einen weiteren Beitrag leisten, von Öl und Gas wegzukommen und für leistbare Energie zu sorgen. Klar ist dabei auch, dass wir in der Waldbewirtschaftung den nachhaltigen Weg nicht verlassen und dafür sorgen, dass der Wald gesund bleibt und alle Leistungen erbringen kann“, fordert der LK-Präsident.
Waldhelfer Weiß: „Zu alte Bäume sind anfällig für Wind und Schädlinge“
Aus der Praxis berichtet Hermann Weiß, Bauer aus Ebenau und Waldhelfer beim Waldverband Salz- burg. „Nachhaltige Waldbewirtschaftung braucht besonders in Zeiten des Klimawandels viel Wissen über eine umsichtige Bewirtschaftung des Waldes. Klimafitte Baumarten, stetige Verjüngung der Wälder oder
das Wassermanagement werden immer wichtiger, um einen gesunden und starken Wald für unsere Kinder zu gestalten“, ist dem Waldhelfer seine Verantwortung bewusst. „Aus dem Holz, das wir in Salzburg ernten, entsteht zu 80 % ein Haus oder ein Einrichtungsgegenstand und zu 20 % wird Wärme im Ofen erzeugt. Holz ist natürlich auch Einkommen und die Grundlage der Firmen, die diesen genialen Rohstoff weiterverarbei- ten und damit Arbeitsplätze und Wertschöpfung sichern. Wenn wir uns diesen bisher so erfolgreichen Weg einschränken lassen, bedeutet das weniger Betriebe, weniger Jobs, weniger Wohlstand in unserem schönen Land. Ich frage mich, wem da geholfen ist“, so der Waldbauer aus Ebenau.
„Wir schauen bei unserer Arbeit aber auch darauf, dass der Wald in seiner Vielfalt erhalten bleibt und ge- sunde Bäume die Zukunft sichern. Zu alte Bäume in den Wäldern sind anfällig für Wind und Schädlinge. In Schutzwäldern führt eine Überalterung auch dazu, dass der Schutz vor Lawinen, Muren und Hochwasser nicht mehr gegeben ist, was wir durch aktive Maßnahmen der Bewirtschaftung und Verjüngung unbedingt vermeiden müssen. Wir nehmen dabei aber auch Rücksicht darauf, besonders wertvolle Biotopbäume im Wald für die Artenvielfalt zu belassen“, beschreibt der Waldbauer seine Arbeit.
Die verschiedenen EU-Initiativen befinden sich aktuell in einem Verhandlungsprozess zwischen dem Euro- päischen Parlament, den Dienststellen der EU-Kommission und dem Rat der Mitgliedsstaaten. Besonders aus waldreichen Ländern in Mitteleuropa und Skandinavien kommt starke Kritik an den Plänen.