Lebensfrage: "Wertschätzung für Qualität ist oft verloren gegangen"
Bäuerin aus dem Flachgau:
Etwas spät möchte ich meine Meinung zu einer im November veröffentlichten Lebensfrage mit dem Titel „Ich stoße zunehmend an meine Grenzen“ mitteilen. Es wäre uns eine Herzensangelegenheit, wenn diese Zeilen veröffentlicht werden würden:
Auch ich habe vor sieben Jahren als Büroangestellte mit null Erfahrung auf einen Bauernhof mit Zimmervermietung „hin“-geheiratet. Mit vollem Elan und Liebe habe ich mich in die neue Aufgabe gestürzt und sehr schnell ist es mir auch wie dieser Bäuerin aus dem Pinzgau gegangen. Trotz intensiver Bemühungen, dem Gast den Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten, haben wir immer wieder über die Bewertungen erfahren müssen, was alles nicht passt. Und immer wieder haben wir mit noch mehr Einsatz, noch mehr Leistung zum gleichen Preis reagiert. Wir haben uns mit den Preisen immer wieder an anderen bäuerlichen Vermietern orientiert – und haben uns oft gefragt, jetzt sind wir eh schon so billig, was sollen wir denn noch alles anbieten? Das rechnet sich doch nicht, wir arbeiten doch schon umsonst ... Die Ansprüche werden – wie auch die Bäuerin schreibt, immer höher, und nichts war gut genug. Das ging auch uns sehr an die Substanz und oft hatte man einen Punkt, wo man die Freude an der Vermietung verlor und sich die Frage stellte, ob das überhaupt alles Sinn macht. Wir hatten dasselbe Bild von allen Gästen – warum sind sie so unzufrieden? Bis uns ein Gast im Sommer 2016, wie man bei uns so schön sagt, „endgültig das Kraut ausgeschüttet hat“. Aber im Nachhinein bin ich diesem Gast dankbar, denn er hat uns die Augen geöffnet. Dieser besagte Gast hat wirklich alles kritisiert – sogar die teuren Bioprodukte als billige Massenware aus dem Supermarkt bezeichnet. Aber dann fand in uns ein großes Umdenken statt, nämlich:
Qualität hat ihren Preis!
Das Teuerste ist und bleibt die Arbeitszeit – warum sollen wir umsonst arbeiten?
Und es ist uns daher ein großes Anliegen, dass vielleicht auch andere Vermieterinnen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, darüber nachdenken bzw. umdenken. Ein altes Sprichwort sagt: „Was nix kostet, ist nix wert.“ Uns ist aufgefallen, dass gerade in der bäuerlichen Vermietung die Zimmerpreise eher auf der billigeren Seite sind – warum eigentlich? Haben wir keinen Stolz und Wertschätzung unserer eigenen Arbeit gegenüber? Sind wir uns nicht bewusst, was wir eigentlich für den Tourismus im Allgemeinen tun? Wer macht die Landschaftspflege, kümmert sich um die vielen schönen Almen? Wie viel wäre der Tourismus in den Regionen wert, würden nicht auch alle Bauern einen wichtigen Beitrag dafür leisten? Von dem mal abgesehen, dass wir qualitativ sehr hochwertige Lebensmittel erzeugen, auf die wir wirklich sehr stolz sein können. Wir müssen uns selbst mehr Wertschätzung geben, indem wir ganz klar zu unseren Leistungen stehen. Wir erlauben uns selbst keinen Urlaub, keine Freizeit – nur damit andere bei uns Urlaub machen können! Wenn der Gast zum Frühstück kommt, haben die meisten von uns schon einige Stunden Arbeit hinter sich und alles dafür getan, dass dem Gast ein schmackhaftes, einzigartiges Frühstück zur Verfügung steht.
Das ist ja auch die Botschaft, die „Urlaub am Bauernhof“ immer wieder vorgibt: Hausgemacht, aus der Region ... Die Bäuerin bäckt schon in der Früh das gute, gesunde Brot ...
Wir müssen dem Gast ganz klar vermitteln – da schau her, ich leiste Außergewöhnliches für dich, bereite dir ein Frühstück, das du so woanders gar nicht bekommst, tue alles, damit du dich wohlfühlst, stehe dir einen ganzen Tag für deine Anliegen zur Verfügung, du kannst uns über die Schulter schauen usw., aber diese Leistung gibt es nicht umsonst!
Qualität hat ihren Preis!
Wir haben auf Qualität gesetzt, die Preise dementsprechend angepasst und massiv erhöht – und damit aber auch eine Gästeschicht angesprochen, die das zu schätzen weiß und genau deshalb zu uns kommt. Das sind Gäste, die zufrieden sind, sich über den frischen Duft des Brotes in der Früh freuen und nicht nörgeln, weil es nur zwei Sorten zur Auswahl gibt. Ich möchte jetzt nicht abwertend klingen, aber die ganzen Billigmeier, die den Slogans wie "Geiz ist geil“, "Kost‘ fast nix“ etc. nachlaufen, die brauchen wir am Bauernhof nicht. Die haben es zu schätzen verlernt, was Qualität heißt und ist und wie viel Arbeit dahinter steht. Für diese Gäste lohnt sich unsere Arbeit nicht. Wir haben vielleicht in den "Billig-Monaten“, also Vor- und Nachsaison, wo viele der Schnäppchenjäger unterwegs sind, etwas weniger Buchungen, dafür aber zufriedenere Gäste und vor allem Wertschätzung!
Etwas spät möchte ich meine Meinung zu einer im November veröffentlichten Lebensfrage mit dem Titel „Ich stoße zunehmend an meine Grenzen“ mitteilen. Es wäre uns eine Herzensangelegenheit, wenn diese Zeilen veröffentlicht werden würden:
Auch ich habe vor sieben Jahren als Büroangestellte mit null Erfahrung auf einen Bauernhof mit Zimmervermietung „hin“-geheiratet. Mit vollem Elan und Liebe habe ich mich in die neue Aufgabe gestürzt und sehr schnell ist es mir auch wie dieser Bäuerin aus dem Pinzgau gegangen. Trotz intensiver Bemühungen, dem Gast den Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten, haben wir immer wieder über die Bewertungen erfahren müssen, was alles nicht passt. Und immer wieder haben wir mit noch mehr Einsatz, noch mehr Leistung zum gleichen Preis reagiert. Wir haben uns mit den Preisen immer wieder an anderen bäuerlichen Vermietern orientiert – und haben uns oft gefragt, jetzt sind wir eh schon so billig, was sollen wir denn noch alles anbieten? Das rechnet sich doch nicht, wir arbeiten doch schon umsonst ... Die Ansprüche werden – wie auch die Bäuerin schreibt, immer höher, und nichts war gut genug. Das ging auch uns sehr an die Substanz und oft hatte man einen Punkt, wo man die Freude an der Vermietung verlor und sich die Frage stellte, ob das überhaupt alles Sinn macht. Wir hatten dasselbe Bild von allen Gästen – warum sind sie so unzufrieden? Bis uns ein Gast im Sommer 2016, wie man bei uns so schön sagt, „endgültig das Kraut ausgeschüttet hat“. Aber im Nachhinein bin ich diesem Gast dankbar, denn er hat uns die Augen geöffnet. Dieser besagte Gast hat wirklich alles kritisiert – sogar die teuren Bioprodukte als billige Massenware aus dem Supermarkt bezeichnet. Aber dann fand in uns ein großes Umdenken statt, nämlich:
Qualität hat ihren Preis!
Das Teuerste ist und bleibt die Arbeitszeit – warum sollen wir umsonst arbeiten?
Und es ist uns daher ein großes Anliegen, dass vielleicht auch andere Vermieterinnen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, darüber nachdenken bzw. umdenken. Ein altes Sprichwort sagt: „Was nix kostet, ist nix wert.“ Uns ist aufgefallen, dass gerade in der bäuerlichen Vermietung die Zimmerpreise eher auf der billigeren Seite sind – warum eigentlich? Haben wir keinen Stolz und Wertschätzung unserer eigenen Arbeit gegenüber? Sind wir uns nicht bewusst, was wir eigentlich für den Tourismus im Allgemeinen tun? Wer macht die Landschaftspflege, kümmert sich um die vielen schönen Almen? Wie viel wäre der Tourismus in den Regionen wert, würden nicht auch alle Bauern einen wichtigen Beitrag dafür leisten? Von dem mal abgesehen, dass wir qualitativ sehr hochwertige Lebensmittel erzeugen, auf die wir wirklich sehr stolz sein können. Wir müssen uns selbst mehr Wertschätzung geben, indem wir ganz klar zu unseren Leistungen stehen. Wir erlauben uns selbst keinen Urlaub, keine Freizeit – nur damit andere bei uns Urlaub machen können! Wenn der Gast zum Frühstück kommt, haben die meisten von uns schon einige Stunden Arbeit hinter sich und alles dafür getan, dass dem Gast ein schmackhaftes, einzigartiges Frühstück zur Verfügung steht.
Das ist ja auch die Botschaft, die „Urlaub am Bauernhof“ immer wieder vorgibt: Hausgemacht, aus der Region ... Die Bäuerin bäckt schon in der Früh das gute, gesunde Brot ...
Wir müssen dem Gast ganz klar vermitteln – da schau her, ich leiste Außergewöhnliches für dich, bereite dir ein Frühstück, das du so woanders gar nicht bekommst, tue alles, damit du dich wohlfühlst, stehe dir einen ganzen Tag für deine Anliegen zur Verfügung, du kannst uns über die Schulter schauen usw., aber diese Leistung gibt es nicht umsonst!
Qualität hat ihren Preis!
Wir haben auf Qualität gesetzt, die Preise dementsprechend angepasst und massiv erhöht – und damit aber auch eine Gästeschicht angesprochen, die das zu schätzen weiß und genau deshalb zu uns kommt. Das sind Gäste, die zufrieden sind, sich über den frischen Duft des Brotes in der Früh freuen und nicht nörgeln, weil es nur zwei Sorten zur Auswahl gibt. Ich möchte jetzt nicht abwertend klingen, aber die ganzen Billigmeier, die den Slogans wie "Geiz ist geil“, "Kost‘ fast nix“ etc. nachlaufen, die brauchen wir am Bauernhof nicht. Die haben es zu schätzen verlernt, was Qualität heißt und ist und wie viel Arbeit dahinter steht. Für diese Gäste lohnt sich unsere Arbeit nicht. Wir haben vielleicht in den "Billig-Monaten“, also Vor- und Nachsaison, wo viele der Schnäppchenjäger unterwegs sind, etwas weniger Buchungen, dafür aber zufriedenere Gäste und vor allem Wertschätzung!
Erika Trampitsch, Akademische Supervisorin, Lebensqualität Bauernhof:
Liebe Bäuerin, herzlichen Dank für Ihre ausführliche Stellungnahme. Ich denke, dass Ihre Sichtweise für so manche Leser möglicherweise zu einer anderen oder neuen Betrachtung führen könnte – was ich durchaus als Bereicherung sehe. Selbstverständlich soll jeder Vermieter sein Konzept und seine Ideologie umsetzen dürfen. Nur sehe ich in meiner Beratungstätigkeit oftmals auch die Seite der Belastung und Überforderung auf den Urlaub-am-Bauernhof-Betrieben. Und wenn so eine Situation eintritt, sollte man etwas ändern. Ihnen weiterhin alles Gute mit Ihrer Herangehensweise!
Liebe Bäuerin, herzlichen Dank für Ihre ausführliche Stellungnahme. Ich denke, dass Ihre Sichtweise für so manche Leser möglicherweise zu einer anderen oder neuen Betrachtung führen könnte – was ich durchaus als Bereicherung sehe. Selbstverständlich soll jeder Vermieter sein Konzept und seine Ideologie umsetzen dürfen. Nur sehe ich in meiner Beratungstätigkeit oftmals auch die Seite der Belastung und Überforderung auf den Urlaub-am-Bauernhof-Betrieben. Und wenn so eine Situation eintritt, sollte man etwas ändern. Ihnen weiterhin alles Gute mit Ihrer Herangehensweise!
Schreiben Sie uns:
Lebensqualität Bauernhof,
Kennwort ,,Lebensfragen"
Ing.-Ludwig-Pech-Straße 14,
5600 St. Johann,Tel. 0664/4105065
lebensfragen-bauernhof@lk-salzburg.at
Diese Form der Beratung ersetzt in keinster Weise ein persönliches Gespräch mit der Beraterin. Wir bitten um Verständnis, dass Erika Trampitsch nicht alle Briefe persönlich beantworten kann.
Lebensqualität Bauernhof,
Kennwort ,,Lebensfragen"
Ing.-Ludwig-Pech-Straße 14,
5600 St. Johann,Tel. 0664/4105065
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Diese Form der Beratung ersetzt in keinster Weise ein persönliches Gespräch mit der Beraterin. Wir bitten um Verständnis, dass Erika Trampitsch nicht alle Briefe persönlich beantworten kann.