Lebensfrage: Ein echter Mann heult nicht
Liebe Frau Deutschmann, mich beschäftigt seit einiger Zeit ein Thema, ich weiß nicht, ob das hierher passt, aber es lässt mir einfach keine Ruhe. Seit Corona ist mein Mann viel mehr zu Hause als sonst. Bisher war es so, dass ich mich hauptsächlich um die Kinder (zwei, vier, sieben Jahre) und den Haushalt gekümmert habe, mein Mann und meine Schwiegereltern machten den Stall und die Außenarbeiten.
Jetzt ist mein Mann zu Hause und greift viel stärker in die Kindererziehung ein als zuvor. Und dabei ist mir etwas aufgefallen, mit dem ich nicht klarkomme. Am Abend vor dem Schlafengehen wird immer wild herumgefetzt, das mögen die Kinder sehr, aber es wird ihnen dann zu viel. Und wenn dann mein vierjähriger Sohn zu weinen beginnt, macht er sich über ihn lustig und sagt: „Indianer weinen nicht“ oder „ein echter Mann heult nicht, du bist ja wie ein Mädchen“. Mein Sohn weiß dann überhaupt nicht mehr, wie ihm geschieht, und weint nur noch, mein Mann versteht die Welt auch nicht mehr und das Chaos ist perfekt. Für mich ist das furchtbar anzuhören und ich gerate mit meinem Mann regelmäßig in Streit. Reagiere ich zu überempfindlich?
Karin Deutschmann-Hietl, sozialpsychologische Beraterin und Mediatorin, Lebensqualität Bauernhof:
Nein, ganz und gar nicht. Es ist wichtig, dass Sie Ihr Unbehagen zum Ausdruck bringen und so Ihren Mann die Möglichkeit geben zu verstehen, welche negativen Auswirkungen die Unterdrückung von Gefühlen hat. Ich bin überzeugt, Ihr Mann liebt seine Kinder sehr, er nimmt sich Zeit und spielt mit ihnen, und dennoch ist es so, dass er an einer Stelle, wo es darum geht, was einen Mann ausmacht, wahrscheinlich geleitet von einem veralteten Männerbild, nicht so reagieren kann, wie es Ihrem Sohn gut täte. Wenn ein Kind immer wieder hört, dass das, was es fühlt, nicht angebracht oder schlecht ist, wird es irgendwann aufhören, sein Empfinden zum Ausdruck zu bringen. Es verstummt oder je nach Temperament wird es zornig und aggressiv. So kann es nicht lernen, wie durch Zuwendung der Kummer kleiner wird, wie Zorn verraucht und welche Bedürfnisse es hat. Und es kann auch im Gegenüber diese Gefühle nicht mehr wahrnehmen. Was bleibt, sind junge Erwachsene, die nie gelernt haben ihre Gefühle zu kontrollieren, die sich betäuben und von ihren Gefühlen überwältigt werden. Vielleicht gelingt es, mit Ihrem Mann über sein Männerbild zu sprechen, über seine Erfahrungen, die er dazu gemacht hat, und dass Mann sein in erster Linie Mensch sein ist, mit allen Gefühlen, die dazugehören.
Nein, ganz und gar nicht. Es ist wichtig, dass Sie Ihr Unbehagen zum Ausdruck bringen und so Ihren Mann die Möglichkeit geben zu verstehen, welche negativen Auswirkungen die Unterdrückung von Gefühlen hat. Ich bin überzeugt, Ihr Mann liebt seine Kinder sehr, er nimmt sich Zeit und spielt mit ihnen, und dennoch ist es so, dass er an einer Stelle, wo es darum geht, was einen Mann ausmacht, wahrscheinlich geleitet von einem veralteten Männerbild, nicht so reagieren kann, wie es Ihrem Sohn gut täte. Wenn ein Kind immer wieder hört, dass das, was es fühlt, nicht angebracht oder schlecht ist, wird es irgendwann aufhören, sein Empfinden zum Ausdruck zu bringen. Es verstummt oder je nach Temperament wird es zornig und aggressiv. So kann es nicht lernen, wie durch Zuwendung der Kummer kleiner wird, wie Zorn verraucht und welche Bedürfnisse es hat. Und es kann auch im Gegenüber diese Gefühle nicht mehr wahrnehmen. Was bleibt, sind junge Erwachsene, die nie gelernt haben ihre Gefühle zu kontrollieren, die sich betäuben und von ihren Gefühlen überwältigt werden. Vielleicht gelingt es, mit Ihrem Mann über sein Männerbild zu sprechen, über seine Erfahrungen, die er dazu gemacht hat, und dass Mann sein in erster Linie Mensch sein ist, mit allen Gefühlen, die dazugehören.
Schreiben Sie uns:
Lebensqualität Bauernhof,
Kennwort ,,Lebensfragen"
Ing.-Ludwig-Pech-Straße 14,
5600 St. Johann,Tel. 0664/4105065
lebensfragen-bauernhof@lk-salzburg.at
Diese Form der Beratung ersetzt in keinster Weise ein persönliches Gespräch mit der Beraterin. Wir bitten um Verständnis, dass Karin Deutschmann-Hietl nicht alle Briefe persönlich beantworten kann.
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