Dem Schimmel keine Chance geben
Schimmelpilze in Wohnräumen beeinträchtigen die Gesundheit und schädigen die Bausubstanz. Um sie nachhaltig zu bekämpfen, muss man wissen, was Pilze zum Leben benötigen und wie man ihnen ihre Lebensgrundlagen entziehen kann. Pilze kämen vor allem im Boden und im Wald vor, wo sie sich von organischem Material ernährten, erklärt Lisa Rotach, Malerin und Baubiologin im schweizerischen Heiden.
Ursachen des Pilzes
In der Natur sind Pilze sehr nützlich, um totes Material zu zersetzen, aber im Wohnbereich sind sie nicht gerade erwünscht. Das, was man an den Wänden sieht, sind die Sporen des Pilzes. Es sind seine Blüten, verbildlicht es Rotach.
So schön das klingt, für die Menschen sind sie eine Gefahr. Gelangen die Sporen über die Luft in die Atemwege, können sie allergische Reaktionen an Nase, Rachen und Bronchien auslösen, zum Beispiel in Form von Schnupfen, Husten, Atemnot und geschwollenen Augen. Sie können sogar zu Auslösern von Lungenentzündungen werden. Aufpassen müsse man vor allem in Schlaf- und Kinderzimmern, warnt die gelernte Malerin und Baubiologin. Voraussetzung, dass der Pilz leben kann, ist erstens, dass Nahrung vorhanden ist.
Diese findet er überall dort, wo organische Substanz vorhanden ist, zum Beispiel in Holz, Textilien oder in Lebensmitteln. Doch auch Kunststoffe, Putze und Farben können organische Substanzen aufweisen, nämlich Kohlenstoffmoleküle aus der Erdölraffination. Die zweite Voraussetzung ist stetige Feuchtigkeit.
Im Wohnbereich kommen Schimmelpilze vor allem an schlecht isolierten Außenwänden vor, da sich dort Kondenswasser bildet. Besonders betroffen sind Raum-Ecken, wo wenig Luft zirkuliert und die Wände deswegen immer etwas feucht bleiben. Schimmelpilze können auch nach Wasserschäden auftreten, wenn Boden und Wände nicht gut ausgetrocknet sind.
Räume nicht versiegeln
Häufig trifft die Baubiologin Schimmelpilze in Räumen an, die zweckentfremdet sind, zum Beispiel, wenn ein ehemaliger Keller in einen Fitnessraum umgebaut wurde. Oder wenn bei älteren Häusern neue Fenster eingebaut wurden oder die Wände mit Kunststoffanstrichen, zum Beispiel Acryldispersionen, gestrichen wurden. Die Räume wurden oft so dicht gemacht, dass die Feuchtigkeit nicht entweichen kann. Außerdem bieten die Kunststoffanstriche – wie oben erwähnt – Nahrung für den Schimmelpilz.
Indem man stärker heizt, macht man die Sache nur schlimmer, denn dann vergrößert sich der Temperaturunterschied zwischen Außen- und Innenwänden und es bildet sich noch mehr Kondenswasser.
Ideale Raumtemperatur
Die Raumtemperatur sollte zwischen 18 und 24 °C liegen, empfiehlt Rotach. Für den Menschen ideal sei eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 %.
Lässt man Fenster gekippt, dann führt das nicht nur zu großen Wärmeverlusten, sondern es können sich schwarze Flecken an den Außenwänden über den gekippten Fenstern bilden.
Die warme, feuchte Innenluft kondensiert an der Fassade und es entwickeln sich Algen und Pilze. Kleine Befallsflächen bis zu etwa einem halben Quadratmeter Größe lassen sich oft mit einfachen Mitteln sanieren.
Richtige Mineralfarben
Putz kann nur dann „atmen“, wenn die Deckfarbe offenporig bleibt. Dafür sind Kalk-, Lehm- und Mineralfarben geeignet. Bei der Auswahl ist darauf zu achten, dass die Farben möglichst keine Bindemittel mit organischen Bestandteilen enthalten, denn davon ernähren sich die Pilze. Kunststoffanstriche eignen sich wegen ihrer organischen Zusammensetzung nicht für Innenanstriche.
Beispiele unter:
www.naturfarbenmalerei.ch
Richtige Entfernung
Als Erstes sprühe man den Pilz mit einem Schimmelentferner ein, lasse ihn einwirken und wasche ihn dann mit Schwamm und Wasser ab. Keine chlorierten Kohlenwasserstoffe wie z. B. Javelwasser verwenden. Es bleicht den Pilz nur, aber entfernt ihn nicht. Danach die gereinigten Stellen mit einem langfristig wirkenden „Pilz-Stopp“ besprühen. Man sollte für diese Arbeiten eine Staubfiltermaske, Handschuhe und eine Schutzbrille tragen. Oft lässt sich durch diese Behandlung in Kombination mit regelmäßigem Lüften einiges erreichen. Stoßlüften ist ratsam, das heißt, die Fenster für drei bis vier Minuten ganz öffnen. Vor allem im Winter funktioniert das gut, denn je kälter, desto trockener ist die Luft. Beim Erwärmen kann sie viel Feuchtigkeit aufnehmen. Sind die befallenen Flächen größer als ein halber Quadratmeter, sollte man eine Fachperson beiziehen. Der Pilz befindet sich nämlich nicht nur auf der Oberfläche, sondern zum größten Teil im befallenen Material. Er bildet dort ein Geflecht aus Zellfäden, das man als Myzel bezeichnet. Meistens ist es angesagt, die wasserundurchlässige Oberschicht der Wände oder der Decke abzutragen und einen neuen Überzug mit Materialien aufzutragen, die keine organischen Stoffe enthalten und schnell wieder abtrocknen.