27.05.2020 |
von Ao. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Knaus/Institut für Nutztierwissenschaften, Boku Wien
Boku forscht an künftigen Rationen für Milchkühe
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Die Leistung unserer Milchkühe
konnte in den letzten
Jahrzehnten durch Maßnahmen
der Zucht, Rationsgestaltung
und Futtervorlage enorm
gesteigert werden. Daneben
waren es Verbesserungen in der
Haltung, in der Betreuung und
der tierärztlichen Versorgung,
die zu dieser Leistungssteigerung
beigetragen haben. Die
Zahlen sind beeindruckend:
Anfang der 1950er-Jahre gab
die unter Leistungskontrolle
stehende "Durchschnittskuh"
in Österreich knapp 3.000 kg
Milch pro Laktationsperiode,
heute erreichen Kontrollkühe
im selben Zeitraum ein Leistungsniveau
von 7.800 kg Milch
- eine Erhöhung auf mehr als
das 2,6-Fache.
Der größere Nährstoff- und Energiebedarf höher leistender Milchkühe wird durch die Vorlage von qualitativ aufgewerteten Rationen zu decken versucht. Im Zentrum der wissenschaftlichen Forschung standen Überlegungen, die Futteraufnahme der Milchkühe zu steigern und gleichzeitig aus jedem aufgenommenen Kilogramm Futter mehr Nährstoffe für deren Bedarfsdeckung "verfügbar" zu machen. Zu diesem Zweck wurden im Wesentlichen zwei Strategien verfolgt:
1. Durch die Auswahl geeigneter Grundfuttermittel und die Verbesserung der Verdaulichkeit wurden die Futteraufnahme und die Nährstoff-Bereitstellung optimiert. Eine Feinabstimmung des Schnittzeitpunktes, der Erntetechnik, Konservierung und Lagerung hat über die Jahre die Vorlage deutlich besser verdaulicher Grundfuttermittel ermöglicht, von denen auch größere Mengen aufgenommen werden.
2. Eine substanzielle Steigerung der Verdaulichkeit der Rationen und damit der pro Kilogramm Futter verfügbaren Menge an Nährstoffen und Energie wurde v. a. mit dem Einsatz von Kraftfutter erreicht. Damit konnte gleichzeitig auch die größte Steigerung in der Gesamtfutter- Aufnahme erzielt und insgesamt eine deutlich höhere Nährstoff- und Energie-Versorgung der Milchkühe erreicht werden.
Der Einsatz von Kraftfutter bei Milchkühen ist allerdings aus mehreren Gründen eine sehr kritische Praxis: Zum einen ist belegt, dass sich höhere Mengen an faserarmen Kraftfuttermitteln negativ auf die Tiergesundheit auswirken. Zum anderen entsteht durch die Verfütterung von potenziell essbaren Komponenten eine direkte Konkurrenz zur Humanernährung. Auswertungen haben gezeigt, dass Betriebe mit einem erhöhten Kraftfuttereinsatz zum Teil mehr potenzielle Lebensmittel verfüttern, als sie über Milch und Fleisch produzieren. Gerade die Fähigkeit der Wiederkäuer, faserreiche Futtermittel (v. a. Gras, Heu, Grassilagen) in Lebensmittel umzuwandeln, ermöglicht es, die Vielfalt und die Menge an verfügbaren Lebensmitteln wesentlich zu vergrößern. Aus ökologischen, ethischen und ökonomischen Gründen ist daher langfristig eine möglichst hohe Effizienz bei der Verwertung von grundfutterbasierten Rationen anzustreben.
Während international in intensiven Systemen mit Milchleistungen über 10.000 kg pro Kuh und Jahr der Grundfutter- Anteil zum Teil auf ein verdauungsphysiologisches Minimum reduziert wird, erreicht der Grundfutter-Anteil in grünlandbasierten Fütterungssystemen zumeist zwischen 60 und 90%. Eine große Herausforderung ist dabei die ausreichende Nährstoff-Versorgung.
Am Institut für Nutztierwissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien werden deshalb in Kooperation mit dem Institut für Tierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe der VetMedUni Wien sowie der HBLA Ursprung zwei Forschungsschwerpunkte bearbeitet:
Der größere Nährstoff- und Energiebedarf höher leistender Milchkühe wird durch die Vorlage von qualitativ aufgewerteten Rationen zu decken versucht. Im Zentrum der wissenschaftlichen Forschung standen Überlegungen, die Futteraufnahme der Milchkühe zu steigern und gleichzeitig aus jedem aufgenommenen Kilogramm Futter mehr Nährstoffe für deren Bedarfsdeckung "verfügbar" zu machen. Zu diesem Zweck wurden im Wesentlichen zwei Strategien verfolgt:
1. Durch die Auswahl geeigneter Grundfuttermittel und die Verbesserung der Verdaulichkeit wurden die Futteraufnahme und die Nährstoff-Bereitstellung optimiert. Eine Feinabstimmung des Schnittzeitpunktes, der Erntetechnik, Konservierung und Lagerung hat über die Jahre die Vorlage deutlich besser verdaulicher Grundfuttermittel ermöglicht, von denen auch größere Mengen aufgenommen werden.
2. Eine substanzielle Steigerung der Verdaulichkeit der Rationen und damit der pro Kilogramm Futter verfügbaren Menge an Nährstoffen und Energie wurde v. a. mit dem Einsatz von Kraftfutter erreicht. Damit konnte gleichzeitig auch die größte Steigerung in der Gesamtfutter- Aufnahme erzielt und insgesamt eine deutlich höhere Nährstoff- und Energie-Versorgung der Milchkühe erreicht werden.
Der Einsatz von Kraftfutter bei Milchkühen ist allerdings aus mehreren Gründen eine sehr kritische Praxis: Zum einen ist belegt, dass sich höhere Mengen an faserarmen Kraftfuttermitteln negativ auf die Tiergesundheit auswirken. Zum anderen entsteht durch die Verfütterung von potenziell essbaren Komponenten eine direkte Konkurrenz zur Humanernährung. Auswertungen haben gezeigt, dass Betriebe mit einem erhöhten Kraftfuttereinsatz zum Teil mehr potenzielle Lebensmittel verfüttern, als sie über Milch und Fleisch produzieren. Gerade die Fähigkeit der Wiederkäuer, faserreiche Futtermittel (v. a. Gras, Heu, Grassilagen) in Lebensmittel umzuwandeln, ermöglicht es, die Vielfalt und die Menge an verfügbaren Lebensmitteln wesentlich zu vergrößern. Aus ökologischen, ethischen und ökonomischen Gründen ist daher langfristig eine möglichst hohe Effizienz bei der Verwertung von grundfutterbasierten Rationen anzustreben.
Während international in intensiven Systemen mit Milchleistungen über 10.000 kg pro Kuh und Jahr der Grundfutter- Anteil zum Teil auf ein verdauungsphysiologisches Minimum reduziert wird, erreicht der Grundfutter-Anteil in grünlandbasierten Fütterungssystemen zumeist zwischen 60 und 90%. Eine große Herausforderung ist dabei die ausreichende Nährstoff-Versorgung.
Am Institut für Nutztierwissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien werden deshalb in Kooperation mit dem Institut für Tierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe der VetMedUni Wien sowie der HBLA Ursprung zwei Forschungsschwerpunkte bearbeitet:
- Zum einen steht die Reduktion des Einsatzes von potenziell essbaren Kraftfutter-Komponenten und deren Ersatz durch Nebenprodukte aus der Lebensmittel- Verarbeitung in grünlandbasierten Milchkuh-Rationen (Kraftfutter-Anteil max. 25% der Trockenmasse) im Fokus des wissenschaftlichen Interesses.
- Zum anderen werden parallel dazu die Steigerung der Grundfutter-Aufnahme und die Verbesserung der Grundfutter- Effizienz in der grünlandbasierten Milchkuh-Fütterung durch unterschiedliche Behandlungen des Grundfutters (Aufbereitung, Konservierung) intensiv beforscht.