29.04.2016 |
von Dr. Marco Horn, BEd.
Automatisches Melken: Von der Zellzahl bis zu den Melkanrechten
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Vergleicht man anhand des Jahresabschluss des LKV NÖ den Durchschnitt aller niederösterreichischen LKV-Betriebe mit dem Durchschnitt der AMS-Betriebe hatten letztere eine um 34.000 höhere Zellzahl. Im Vergleich mit Betrieben mit ähnlicher Herdengröße mit mehr als 40 Kühen war die Zellzahl der AMS-Betriebe lediglich 23.000 Zellen höher.
54% der AMS-Betriebe schafften einen Jahresschnitt von unter 200.000 Zellen und 23% der AMS-Betriebe erreichten im Jahresmittel eine Zellzahl von unter 150.000.
54% der AMS-Betriebe schafften einen Jahresschnitt von unter 200.000 Zellen und 23% der AMS-Betriebe erreichten im Jahresmittel eine Zellzahl von unter 150.000.
Zellzahl steigt nicht bei allen
Alle niederösterreichischen Betriebe, die innerhalb der letzten fünf Jahre auf automatisches Melken umstellten, wurden ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zellzahl im Jahr nach der Umstellung im Schnitt um 12.700 Zellen höher war, als im Jahr vor der Umstellung. Die Zellzahl stieg allerdings nicht bei allen AMS-Umstellern an. 43% der Betriebe hatten nach der Umstellung auf AMS sogar eine niedrigere Zellzahl als vor der Umstellung. Diese Zahlen belegen, dass AMS-Betriebe nicht zwangsläufig höhere Zellzahlen haben müssen, der Eutergesundheit im AMS-Betrieb aber besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Management sowie die korrekte Funktion der Technik sind umso entscheidender.
Vorteile und Risiken
Erfolgreiche AMS-Betriebe beherrschen die Risiken durch regelmäßige Überwachung der Eutergesundheit und konsequente Vorbeugemaßnahmen. Dies beginnt bereits vor dem Umstieg auf ein Automatisches Melksystem. In Herden, die bereits vor der Umstellung auf automatisches Melken hohe Zellzahlen hatten, treten auch nach der Umstellung vermehrt Probleme auf. Die Herde muss man daher vor dem Umstieg sanieren.
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Eutergesundheit konsequent überwachen
Anders als beim herkömmlichen Melken hat man die Tiere und Euter nicht zweimal am Tag vor sich. Umso wichtiger ist es, die Eutergesundheit mittels der Daten und Listen des AMS und des LKV täglich zu überwachen. Wichtige Parameter sind Leitfähigkeit, Zellzahl, Milchtemperatur und -farbe, Anmelkzeit, misslungene Melkungen und die Veränderung der Milchleistung. Bei Auffälligkeiten muss man das Tier sofort mittels Schalmtest kontrollieren, bei Bedarf eine bakteriologische Milchprobe einschicken und darauf aufbauend behandeln.
Melkanrechte richtig einstellen
Mit mehr als 16 Stunden zu lange und mit weniger als sieben Stunden zu kurze Zwischenmelkzeiten sind ein Risiko für die Eutergesundheit. Das Ziel sind zehn Kilogramm Milch pro Melkung. Unnötige Melkungen belasten das Euter. Hier beugt man mit der richtigen Einstellung der Melkanrechte vor.
Zu häufiges Melken im Verhältnis zur Milchleistung schädigt Zitzengewebe und Schließmuskel. Erreger können leichter in das Euter eindringen. Kommt es zu sehr langen Zwischenmelkzeiten von mehr als 16 Stunden, können sich die Erreger durch die mangelnde Ausschwemmung im Euter stark vermehren. Hier muss man klären, warum die Tiere nicht melken gehen. Um die Einstellung der Melkanrechte zu optimieren, hat sich das LKV-Tool für AMS Betriebe bewährt. Das LKV-Tool verknüpft die tatsächlichen Zwischenmelkzeiten und Gemelksmengen und stellt sie übersichtlich dar.
Zu häufiges Melken im Verhältnis zur Milchleistung schädigt Zitzengewebe und Schließmuskel. Erreger können leichter in das Euter eindringen. Kommt es zu sehr langen Zwischenmelkzeiten von mehr als 16 Stunden, können sich die Erreger durch die mangelnde Ausschwemmung im Euter stark vermehren. Hier muss man klären, warum die Tiere nicht melken gehen. Um die Einstellung der Melkanrechte zu optimieren, hat sich das LKV-Tool für AMS Betriebe bewährt. Das LKV-Tool verknüpft die tatsächlichen Zwischenmelkzeiten und Gemelksmengen und stellt sie übersichtlich dar.
Ein Melkzeug für die gesamte Herde
Beim automatischen Melken wird die gesamte Herde mit einem Melkzeug gemolken und man kann keine Melkreihenfolge einhalten. Deshalb ist das Übertragungsrisiko euterassoziierten Mastitiserregern* besonders hoch. Dazu zählen zum Beispiel Staphylococcus aureus und Streptococcus agalactiae.
Die einzige wirksame Maßnahme, um das Übertragungsrisiko zu minimieren, ist eine funktionierende Zwischendesinfektion des Melkzeugs und der Euterreinigungseinrichtung mit Bürsten oder Bechern. Wer bei der Zwischendesinfektion am Automatischen Melksystem spart, spart an der falschen Stelle. Die korrekte Funktion dieser Zwischendesinfektion sollte man regelmäßig überprüfen. Hier kann man zum Beispiel die Konzentration der Peressigsäurelösung mit Teststreifen oder die Keimbelastung der Melkbecher mit Tupferproben überprüfen.
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Kühe und AMS müssen sauber sein
Je nach Fabrikat reinigen AMS die Zitzen entweder mit gegenläufigen Bürsten, einem eigenen Vorbereitungsbecher oder direkt im Melkbecher. All diese Systeme haben gemeinsam, dass ihre Fähigkeit das Euter zu reinigen, begrenzt ist. Daher ist wichtig, dass erst gar keine stark verschmutzten Tiere die Melkbox betreten. Deshalb müssen AMS-Betriebe alles tun, damit die Tieren sauber bleiben.
Dabei ist die Liegeboxenpflege entscheidend. Die Boxen müssen immer sauber und trocken sein. Gleiches gilt für die Laufgänge. Auch das Scheren von Euter und Schwanz kann helfen, die Tiere sauber zu halten. Hygiene ist aber nicht nur aufgrund der begrenzten Euterreinigung wichtig. Da der Roboter die Tiere in der Regel häufiger melkt, ist auch der Strichkanal länger geöffnet. Dadurch steigt das Risiko der Tiere, sich in der Liegebox mit Umweltkeimen zu infizieren. Dazuzählen zum Beispiel Streptococcus uberis, Escherichia coli und Klebsiella.
Deshalb sollte beim Sprühdippen nicht gespart werden. Das Dippmittel muss gleichmäßig auf den Zitzen haften bleiben und an der Zitzenspitze einen Tropfen bilden.
Auch die Hygiene der Melkbox selbst trägt zu einer guten Eutergesundheit bei. Der Melkplatz sollte mehrmals täglich mit Wasser gereinigt werden, um zu starke Verschmutzung der Melkbox mit Kot zu verhindern. Im Winter sollten mindestens zwei, im Sommer mindestens drei Hauptreinigungen pro Tag durchgeführt werden.
Dabei ist die Liegeboxenpflege entscheidend. Die Boxen müssen immer sauber und trocken sein. Gleiches gilt für die Laufgänge. Auch das Scheren von Euter und Schwanz kann helfen, die Tiere sauber zu halten. Hygiene ist aber nicht nur aufgrund der begrenzten Euterreinigung wichtig. Da der Roboter die Tiere in der Regel häufiger melkt, ist auch der Strichkanal länger geöffnet. Dadurch steigt das Risiko der Tiere, sich in der Liegebox mit Umweltkeimen zu infizieren. Dazuzählen zum Beispiel Streptococcus uberis, Escherichia coli und Klebsiella.
Deshalb sollte beim Sprühdippen nicht gespart werden. Das Dippmittel muss gleichmäßig auf den Zitzen haften bleiben und an der Zitzenspitze einen Tropfen bilden.
Auch die Hygiene der Melkbox selbst trägt zu einer guten Eutergesundheit bei. Der Melkplatz sollte mehrmals täglich mit Wasser gereinigt werden, um zu starke Verschmutzung der Melkbox mit Kot zu verhindern. Im Winter sollten mindestens zwei, im Sommer mindestens drei Hauptreinigungen pro Tag durchgeführt werden.
Euterform für AMS-Betriebe besonders wichtig
AMS stellen höhere Ansprüche an die Euterform und Zitzenstellung als konventionelles Melken. Bei zu tiefen Eutern, sehr ungleichmäßigen Eutern, stark gewinkelten Zitzen oder zusammenstehenden Zitzen kann es Probleme mit dem Ansetzen des Melkzeuges, abgebrochenen Melkungen und dem Ausmelkgrad geben. AMS-Betriebe müssen daher in der Zucht besonders auf funktionelle Euter achten.
Vorteile und Risiken
Knackpunkte der Eutergesundheit am AMS-Betrieb
Die Umstellung von konventionellem auf automatisches Melken bringt Vorteile für die Eutergesundheit, birgt aber auch Risiken
Vorteile
Nachteile
Die Umstellung von konventionellem auf automatisches Melken bringt Vorteile für die Eutergesundheit, birgt aber auch Risiken
Vorteile
- Durch höhere Melkfrequenz werden Keime öfter ausgeschwemmt.
- Weniger Blindmelken durch milchflussgesteuerte Abnahme auf Viertelebene.
- Keine Kreuzkontamination zwischen Vierteln weil eine Milchableitung pro Viertel.
Nachteile
- Kein zweimaliger direkter Kontakt zwischen Mensch und Tier pro Tag.
- Höhere Belastung des Eutergewebes durch häufigeres Melken.
- Unregelmäßige Zwischenmelkzeiten.
- Euterassoziierte Mastitiserreger*: nur ein Melkzeug für die gesamte Herde und keine Melkreihenfolge.
- Umweltkeime: standardisierte Euterreinigung kann nicht auf Verschmutzungsgrad eingehen; Euter werden mit Wasser beziehungsweise Bürsten gereinigt und der Strichkanal ist durch die höhere Melkfrequenz länger offen.