Aktiv und attraktiv: die Bauernpensionisten
Nun ist es fix, das Lebenswerk von Generationen – aus den Händen gegeben! Ein wenig irritiert und innerlich leer fühlt man sich, das geht allen so, die etwas abgeben. Am nächsten Morgen: Aufstehen, weitermachen – bewusst in die Beobachterrolle wechseln; mitreden, mitarbeiten - ja, einmischen - nein! Üben, üben, üben! Man muss sich erst daran gewöhnen, Geduld bitte!
Hans (Name geändert) hat den Sprung ins kalte Wasser schon gewagt. Ein Interview gibt Einblick.
LQB: Herr Hübelbauer Sie haben Ihren Hof nun schon seit einiger Zeit übergeben, wie geht es Ihnen jetzt? „Leicht war‘s nit, das muss ich zugeben, aber heut bin i erleichtert.“ Verschmitztes und augenzwinkerndes Eingeständnis: „ Wissen’S – zerscht hab I mi g‘ fürcht vor dem Tag, weil i nit g‘ wußt hab, wie es dann sein wird. Aber wir haben uns gut dreingefunden und arbeiten weiter z’samm. Die Jungen san tüchtig… leicht haben sie es nicht…immer was Neues!.I bin froh, dass ich die Verantwortung abgeben konnt‘; jetzt schau i nach vor…“
Ein Blick in die Natur. Am Salbeistock im Bauerngarten beobachten wir: Der abgesenkte Steckling überwintert leichter, der alte Stock lebt weiter im jungen. Wann die Zeit reif ist für die eigene Hofübergabe kann jede Bauernfamilie nur selber entscheiden. Ausreden wär halt gut! Der altösterreichische Ausdruck „überleben – nimmer leben“ taucht auf, er stammt aus der Zeit wo es keine Pensionszahlung gegeben hat. Heute ist kaum jemand auf finanzielle Almosen angewiesen, doch sehr wohl auf den guten Willen von Alt und Jung. Zukunftsängste vor dem „Ableben in der kalten Kammer“ sind gefühlsmäßig noch immer da. Typisch bäuerlich ? Mag sein. Alte und Kranke in Großstadt-Mietwohnungen haben ähnliche Sorgen. Liebevolle Pflege ist nicht vertraglich festlegbar – darauf kann man nur hoffen. Manche sparen ein finanzielles Pölsterchen an. Der Kluge sorgt vor, das gibt Sicherheit, meint der eine. Das brauch ich nicht, Zuwendung kann man nicht kaufen, sagt der andere.
Wer beizeiten neben der Hofarbeit vielfältige Interessen pflegt, hat es nach der Hofübergabe leichter, weil er sich nicht zu sehr mit dem Besitz identifiziert. Gerade der bäuerliche (Berg-, Land-, Wein-,Garten-,Subsistenz-, Zuchtvieh-, Milchvieh- Geflügelmast…) Betrieb bietet für alle Generationen Tätigkeitsfelder, die hohen wirtschaftlichen Wert haben. Was die Großväter können ist wieder IN! Imker, Gärtner, Blumenpfleger, Sensendengler und -mäher, Obstbaumveredler, Geschichtenschreiber, Reisender, Sänger oder Zeichner, Schnitzer oder Oldtimerrestaurator. Aktuelle Freizeittrends, sinnvoll und zukunftsweisend.
Was die im Herzen Junggebliebenen tun findet die Jugend wieder COOL! Gedankenloser Konsum ist OUT! Slow food und regionales Handwerk verbunden mit neuen Technologien sind zukunftsweisend. Wir sitzen in einem Boot und sollten mit Luft, Erde, Rohstoffen und miteinander sorgsam umgehen, damit unsere Ururenkel noch eine lebenswerte Welt vorfinden. UPCYCLING! ist modern. Aus alten Sachen und Müll werden brauchbare, kreative, künstlerische Alltagsdinge hergestellt. Tun Sie, was Ihnen Freude macht. Das hält Sie jung, frisch und gesund!
Eine gelungene Generationenmischung hat großes wirtschaftliches und menschliches Potential – wenn Grenzen eingehalten, Respekt und Anerkennung geübt, Versöhnung täglich gelebt wird. Wir haben die Wahl: Werde ich ein(e) gelassene, fröhliche Alte(r) oder ein grantiger Griesgram? Die Entscheidung liegt bei jedem selbst!