04.12.2020 |
von DI Hubert Köppl
61. Österreichische Pflanzenschutztage
Die Tagung der ÖAIP-Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Integrierten Pflanzenschutz stand unter dem Motto: "Schadorganismen im Klimawandel - kann die regionale Landwirtschaft das Überleben?“ Alle Beträge und der Tagungsband können unter der Adresse http://www.oeaip.at/veranstaltungen/oesterreichische-pflanzenschutztag-2020/ abgerufen werden.
DI Torsten Altmann von der Zeitschrift top agrar zeigt an Hand von drei aktuellen Beispielen auf, wie der Klimawandel die Produktionsbedingungen der Landwirte beeinflusst. Der Rapsanbau ist in den letzten Jahren auch auf Grund fehlender Pflanzenschutzmittel massiv zurückgegangen, überdies kommt die Rapspflanze mit den heißen Abreifetemperaturen der letzten Jahre schwierig zu Recht. Im Kartoffelbau bereiten verschiedene Drahtwurmarten Probleme, Schwierigkeiten gibt es aber damit in vielen Kulturen - auch hier verschlimmern fehlende Bekämpfungsmöglichkeiten die Lage. Der Anbau von Zuckerrüben ging in den östlichen Teilen Österreichs durch das Auftreten des Rübenderbrüsslers massiv zurück - auch dieser Schädling profitierte von den sehr warmen Frühjahrstemperaturen der letzten Jahre.
Neue Schädlinge gibt es auch im Obst- und Weinbau mit der Kirschessigfliege, weiters beim Wein mit der Amerikanischen Rebzikade - die Liste ließe sich breit fortsetzen.
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Green Deal und Farm to Fork
Einen Schwerpunkt bildeten auch Vorträge zum neuen "Green Deal“ der EU-Kommission und der daraus abgeleitet "Farm to Fork-Strategie“. Marielies Mayr vom Landwirtschaftsministerium stellt die Grundzüge für den Pflanzenschutz dar - demnach soll der Einsatz sowie das Risiko von chemischen Pflanzenschutzmittel um 50% reduziert werden - ebenso hoch soll die Reduktion des Einsatzes von gefährlichen Pestiziden sein. Die Details werden erst ausgearbeitet, das Ziel soll 2030 erreicht werden. Christian Stockmar, Obmann der Industrie Gruppe Pflanzenschutz beleuchtet aus der Sicht der Pflanzenschutzmittelfirmen die aktuellen Entwicklungen.
Die ÖAIP hat ihre Leitlinien für neue Pflanzenschutzgeräte aktualisiert. Gerätehersteller, die ihre Typen freiwillig mit dem Gütezeichen ausstatten wollen, müssen diese einer strengen Prüfung unterziehen. Neue Pflanzenschutzgeräte unterliegen vor dem Verkauf keiner Typenprüfung sondern der Hersteller muss lediglich eine EU-Konformitätserklärung abgeben.
Hervorzuheben sind ebenfalls die Versuche der Fa. Syngenta zur Kombination von mechanischer und chemischer Unkrautbekämpfung. Hier gibt es vielversprechende Ansätze - ein Knackpunkt ist aber auch hier die Witterung.
Beiträge gibt es weiters zur Schädlings-und Krankheitsbekämpfung in Zuckerrübe unter Einbeziehung des Warndienstes.
Neue Produkte
Vorgestellt wurden wie jedes Jahr einige neue Pflanzenschutzmittel. BASF bringt einen neuen Azolwirkstoff mit dem Namen Revysol, das erste in Österreich vermarktete Produkt wird Revytrex sein, ein breit wirksames Fungizid im Getreidebau, das auch noch den carboxamiden Wirkstoff Xemium enthält. In Gerste wird bei der Bekämpfung von Ramuria-Sprenkelkrankheit zur Resistenzvermeidung die Beimischung eines Kontaktwirkstoffes (z.B. schwefelhältige Fungizide) empfohlen. In Gerste wird die Zulassung des Kontaktwirkstoffes Folpet gegen Ramularia erwartet (Produkt Folpan 500 SC). Neu ist auch der insektizide Wirkstoff Sulfoxaflor im Produkt Closer. Dieses ist bereits gegen Blattläuse in Kartoffel und einigen Gemüsekulturen zugelassen, im Getreidebau heißt das Produkt Transform und ist aktuell nur gegen Blattläuse im Frühjahr einsetzbar. Leider sind die Produkte bienengefährlich und dürfen in Kulturen oder Pflanzen, die von Bienen beflogen werden, auch außerhalb der Bienenflugzeit nicht eingesetzt werden.
Viele Produkte mit neuem Namen beinhalten aber bereits bekannte Wirkstoffe. Der im Jänner erscheinende Feldbauratgeber für den Frühjahrsanbau 2021 wird diese dann alle enthalten.